Der Spiegel als Sturmgeschütz der Demokratie hat mal wieder scharf geschossen: Die Linke-Chefin Gesine Lötzsch hat doch tatsächlich „die Errichtung des Kommunismus wieder zum Ziel der Partei“ erklärt. Und das auch noch in dem Marxistenblatt Junge Welt! Das ist ja nun wirklich mal ein sympathischer Zug von Gesine, nachdem Die Linke ja ohne Ende sozialdemokratisiert wurde und es im Grunde keine in der Öffentlichkeit wahrgenommenen Partei in Deutschland mehr gab, die wirklich linke Ziele vertritt. Nur das Imperialisten-Blatt Spieglein-an-der-Wand-wer-ist-der-demokratischste-Arschkriecher-im-ganzen-Land macht einen „Skandal“ daraus. Und entlarvt Gesine Lötzsch als „geschulte Leninistin“, die nach dem Untergang der bürgerlichen Gesellschaft (der hoffentlich bald erfolgt!) zwangsläufig am Ende der Geschichte den Kommunismus sieht. Dem geifernden Ton seines Artikels nach scheint Stefan Berg eher ein Schüler von Josef Goebbels zu sein.
Berg wirft Lötzsch vor, nicht ein Wort über die Opfer des Kommunismus zu verlieren, ja, die „Blutspur des Kommunismus“ zu vergessen! Ich will überhaupt nicht anzweifeln, dass in der Sowjetunion, in China, in Nordkorea schreckliche Dinge passiert sind. Ich will nur zu bedenken geben, dass die Menschheit leider noch nicht einen einzigen Tag im Kommunismus erlebt hat, sondern dass es bisher nur einige, im Ergebnis nicht besonders erfolgreiche, Versuche gab, den Kommunismus einzuführen. Zu vehement stemmte sich die Allianz der demokratischen Geschäftemacher dagegen. Ganze Bevölkerungen der Benutzung durch das Kapital zu entziehen, wo kommt man denn da hin! Das darf nicht sein! So wird sogar das winzige Kuba seit Jahrzehnten in Grund und Boden boykottiert, nur weil sich die Imperialisten aller Länder ärgern, dass die guten Havanas und der Rum sozialisiert worden sind. Kuba ist bestimmt kein Paradis auf Erden – aber im Vergleich mit Haiti, das zu seinem Pech nicht einmal einen Sozialismus hat, in dem das Bisschen, was noch verfügbar ist, möglichst gleichmäßig verteilt wird, ist es zumindest keine Hölle. Ich sehe durchaus eine Blutspur des Kapitalismus und des Imperialismus, in der ganze Weltregionen versinken. Ich gebe weiterhin zu bedenken, dass nur die Kommunisten und Sozialisten den Faschismus bekämpft haben, den Kapitalisten und, ja, Demokraten, auch Sozialdemokraten, erst ermöglichten. Wo immer eine Blutspur auszumachen ist, sie führt ganz bestimmt nicht zum Kommunismus.
Um die vermutlich rhetorisch gemeinte Frage am Ende des Spiegel-Artikels zu beantworten: Wohin die Linke treibt, weiß ich nicht. Aber ich will Kommunismus. Und zwar nicht nur eigentlich. Und ich bin keineswegs allein damit.