Kommunen, Städte, Metropolen (Teil1) Die Kommune als Mikrokosmos politischer Theorie

Die Kommune als Mikrokosmos politischer Theorie

Mit dem bürgerlichen Zeitalter nahm das Schicksal der Kommune so richtig Fahrt auf. Nicht, dass zumindest in der okzidentalen Welt schon weit früher die Stadt als Refrenzmodell für das Zusammenleben eine entscheidende Rolle gespielt hätte. Das antike Athen muss als die Wiege angesehen werden für das Räsonnement über politische Theorien, die die Staatsform reflektierten.

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Polis=Die Stadt. Die ersten, die sich mit der Theorie über “Angelegenheiten der Stadt” (Politik) beschäftigten, waren griechische Philosophen – Foto: Akropolis Athen © Bildpixel / pixelio.de

Dass eine Stadt (Polis) den Mutterboden für die Demokratie bildete, kam nicht von ungefähr. Nirgendwo ist gesellschaftliches Treiben so konzentriert wie in der Stadt.

Hier treffen die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen direkt aufeinander, nirgendwo ist die Dynamik der sozialen Interaktion größer. Dass mit der Moderne die Rolle der Stadt hinsichtlich der Reflexion politischer Theorie noch größer wurde, ist ebenso evident. Die globale Entwicklung und die Modernisierung der Welt geht einher mit der Verstädterung von Gesellschaften. Bis zum Jahr 2050, so die Prognose, wird die rasende Verstädterung weltweit weiter gehen. Und sie wird dann nicht zu Ende sein, weil irgend eine Trendwende einsetzte, sondern weil dann der Großteil der Weltbevölkerung in Städten leben wird. Die Bauernarmeen sind schon heute nur noch eine historische Größe. Und die großen Metropolen dieser Welt liegen mittlerweile in den Schwellenländern, wo diese Bewegung in Echtzeit studiert werden kann.

Das erwähnte Referenzmodell Athen gilt als Wiege der Demokratie. Als Blaupause für die späteren Theorien zur Demokratie gilt Athen aber nur in Bezug auf die Entscheidungsfindung und die Teilung der Gewalten. Schon bei den Formen bürgerlicher Beteiligungsrechte litt Athen unter der Einschränkung, dass es sich um eine Sklavenhaltergesellschaft handelte. Letztere fanden in dem Modell überhaupt nicht statt, was historisch erklärbar ist, aber eine wesentliche Überlegung hinsichtlich moderner Metropolen schlichtweg ausblendet. Gerade der Umgang mit dem Massenphänomen der Migration, welches in unseren Tagen die großen Städte herausfordert, entscheidet über die Entwicklung der Kommune in hohem Maße. Athen war die Macht der Bürger und wie sie sich konstituierte. Athen ist das formale Modell für Entscheidungsprozesse des Bürgertums unter Laborbedingungen. Heute existiert diese Art von Labor nicht mehr.

London galt als die Weltmetropole des 18. Jahrhunderts, Paris als die des 19. Jahrhunderts, Berlin spiele diese Rolle zumindest kulturell in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts und wurde seinerseits abgelöst durch New York.
Heute, im 21. Jahrhundert existiert auch das nicht mehr. Genannte Metropolen spielen immer noch eine Rolle, Wachstumschampions sind aber Städte wie Jakarta, Rio de Janeiro, Shanghai oder Istanbul. Die letzt genannten würden mit ihrer Dynamik die Stadtplaner in den erst genannten in den Freitod treiben. Dennoch funktionieren sie und es muss im weiteren gefragt werden, warum. Die Kommunen unserer Tage haben nicht die Zeit, so könnte man meinen, sich Gedanken über das theoretische Gerüst zu machen, die das Zusammenleben beschreiben. Stattdessen werden sie umschrieben mit Begriffen wie Chaos, Anarchie, Korruption, Kriminalität, ungezügeltem Wachstum, Umweltkatastrophen und Gewalt. Zumeist gelten sie als unregierbar, es sei denn, sie werden beherrscht von einer politischen Macht, die ihrerseits mit Gewalt den Dampf im Kessel zu halten sucht.

Festzuhalten ist jedoch die Tatsache, dass die modernen Großstädte und Metropolen trotz der großen Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, weiter existieren und weiter wachsen. Diejenigen, die kommen, sehen in Ihnen immer noch eine bessere Perspektive als dort, wo sie vorher lebten. Und zumeist haben sie sogar Recht. Dennoch stellt sich die Frage, welches Prinzip die Städte der Gegenwart am Leben hält und wieso es einigen gelingt, sich positiv zu entwickeln und als Modell zu dienen und andere hingegen sich Zuständen nähern, die man als Hölle auf Erden bezeichnen kann.

Teil1 der Artikelreihe von Gerhard Mersmann zum Themenkomplex
Kommunen, Städte und Metropolen:

1. Die Kommune als Mikrokosmos politischer Theorie
2. Die Komplexität moderner Metropolen
3. Unregierbarkeit als Hinweis auf zukünftige Qualität
4. Konkurrierende Demokratiekonzepte in der Kommune
5. wie definieren sich Städte?
6. Oberbürgermeister, Strategien und Prinzipien

Lesen Sie auch:
Rousseau – Die Idee einer transparenten Demokratie
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Quellen – weiterführende Links

Akropolis – Foto: © Bildpixel / pixelio.de
Politische Philosophie: http://de.wikipedia.org/wiki/Politische_Philosophie


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