So lange ich denken kann, lese ich. Seit sieben Jahren schreibe ich auch darüber unter dem Namen „Lesemanie“. Der Duden definiert „Manie“ als „Besessenheit“ oder „Zwang“. Bei meinem Leseverhalten äußert sich eine gewisse Besessenheit darin, dass ich schlicht alles lese, was mir zwischen die Finger kommt – egal, welchem Genre ein Buch zugeschrieben wird. Wichtig ist, dass die Sprache stimmt und die Charaktere glaubwürdig sind.
Als „Zwang“ habe ich das Lesen und das Bloggen darüber nicht empfunden. Ich genoss es, mit den Büchern meinen Horizont zu erweitern, den Tellerrand hinter mir zu lassen und auf (Zeit-)reisen zu gehen. Und es machte mir Spaß, nach der Lektüre Ordnung in meine Gedanken zu bringen, um über das jeweilige Buch zu schreiben und andere so teilhaben zu lassen.
Wann sich das geändert hat, wann das Bloggen zum Zwang wurde, zur Qual, kann ich nicht genau sagen. Ich kann auch nicht einen Grund hierfür benennen. Vielmehr kam einfach eine ganze Reihe von Faktoren zusammen, die mir die Lust raubten und die Luft nahmen.
Von der Intoleranz vieler Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten, die bestimmt – zumindest theoretisch – durchaus differenziert diskutieren könnten, wenn sie wollten, war ich zuerst erschrocken, später gefrustet. Und das, obwohl sich der Zorn nie gegen mich und nie gegen Lesemanie, aber gegen andere Blogger und Blogs richtete. Ich beschloss, solche Diskussionen nach Möglichkeit zu ignorieren und einfach weiter zu machen. Meistens mehr schlecht als recht.
Die DSGVO machte mir Angst – ganze Wochenenden brachte ich in diversen Foren zu, um nach bestem Wissen und Gewissen eine hieb- und stichfeste Datenschutzerklärung für diesen Blog zu bauen. Bis heute bin ich nicht sicher, ob mir dies gelungen ist. Und bis heute verstehe ich nicht, warum dies meine Aufgabe sein sollte. Inwiefern sich der neue Urheberschutz auf meinen Blog und mein Bloggen auswirken wird, kann ich kaum absehen. Ich will mir darum aber auch einfach keine Gedanken machen müssen.
Irgendwann ertappte ich mich dabei, dass mir die Lust aufs Lesen verging, weil ich der damit verbundenen Aufgabe – dem darüber Schreiben – aus dem Weg gehen wollte. Dabei störte mich weniger der Schreibprozess an sich, sondern vielmehr das Drumherum: Die Auswahl eines passenden Bildes, das Verschlagworten, das Verlinken und Querverweisen um nur ja sicherzugehen, dass der Beitrag auch eine Leserschaft findet…
Und so verschrieb ich mir bewusst eine Blogpause. Ich beschloss, die ersten Monate im Jahr 2019 nur um des Lesens willen zu lesen. Nach einigen Wochen begann ich, meine Gedanken zum jeweiligen Buch in die Bücher hinten rein zu schreiben. Ich kaufte ein Tagebuch um ganz speziell über Bücher zu schreiben. Für mich allein. Ohne Links und Querverweise.
Und? Ich lese wieder gerne. Wenn ich ans Ende eines Buches komme, beschleicht mich ein mulmiges Gefühl, weil ich der Geschichte noch nicht den Rücken kehren möchte und nicht, weil ich jetzt gleich hierzu etwas bloggen MUSS.
Ich schreibe auch wieder wirklich gerne und ausführlich über meine Bücher. Ohne das Drumherum, ohne toxische Diskussionen, ohne Verlagen Rechenschaft abzulegen und ohne darüber nachzudenken, ob ich den Beitrag zu dem Buch bewerben will oder nicht.
Inzwischen kann ich mir sogar wieder vorstellen, Beiträge zu Büchern zu verfassen. Aber nicht hier, sondern eher in Form von Gastrezensionen auf Portalen wie den Fabelhaften Büchern, oder vielleicht auch auf Medium. Ein eigener Blog mit allem, was dazu gehört, ist für mich aber nicht (mehr) das Richtige.
Für Lesemanie ist daher an diesem Punkt, nach sieben Jahren und rund 300 Beiträgen, Schluss. Die Seite wird demnächst abgestellt werden.
Euch allen: Vielen Dank für’s Lesen, Kommentieren und Teilen. Keep calm and read on.
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