Es war ursprünglich als Jungfernfahrt geplant, die Tour auf meinem Heimatfluss, der Elbe.
Der Plan war es, die Lisica in Elster einzusetzen und dann gemütlich der Strömung flussabwärts zu folgen. Dabei sollte entspannt die Stelle passiert werden an der bereits Martin Luther übergesetzt wurde (der faule Sack ruderte noch nicht mal selbst), die Wälder hinter Griebo sollten durch mäandert werden um schlussendlich von Andy an der Marina in Coswig ein kühles Radler ans Boot serviert zu bekommen. Aber es kam alles ganz anders.
Ich hatte extra einen schönen sonnigen Tag im Wetterbericht gefunden, welcher frei war von Regen oder gar Gewittern. Auf der Fahrt von Leipzig durch die Dübener Heide hin zur Elbe fielen uns zwar kräftige Wolkenformationen auf, die aber keinen Grund zu großer Beunruhigung boten, im Gegenteil, das Fotografenherz schlug immer höher. (vom Profi bekam ich den Tipp: keine Wolken kein Foto)
In Elster angekommen suchte ich das Vereinsgelände des Kanuvereins. Das dortige Bootshaus wurde mir vom Rebel empfohlen und es war ein guter Tipp. (Spitze für alle die eine längere Bootstour auf der Elbe planen, dort Rast machen, sehr günstig, gute Einkaufsmöglichkeit in der Nähe und der Beste Unihockeyverein der Welt, wer seine Golfsachen dabei hat, kommt auch voll auf seine Kosten. Um die Ecke gibt es einen spitzenmäßigen Crossgolfplatz)
Ein netter Mann war bereits vor Ort und nachdem ich ihn lieb bat, öffnete er mir selbstverständlich die Schranke so dass ich fast bis ans Wasser fahren konnte. Parken durfte ich auch direkt vor Ort, kostenfrei. Weltniveau!
Die Füchsin stellte sich beim Aufbau heute etwas bockig an. Die letzte Schraube wollte einfach nicht auf's Gewinde und so hieß es das gute Stück nochmal auseinander zu bauen und die Haut etwas zu korrigieren.
Wir kamen aus der Deckung der Buhne heraus und wurden sofort von einer steifen Brise empfangen. Direkt von vorn. Mit soviel Gegenwind waren wir noch nicht konfrontiert gewesen und so hatten wir erst mal zu tun das Boot in geordnete Bahnen zu führen.
Hinter der nächsten Kurve wurde das linke Ufer flacher und es gab keine schützenden Bäume mehr. Nun waren der Fluss und wir dem Wind voll ausgeliefert. Die Schaumkämme auf der Wasseroberfläche ließen auf eine Windstärke von 4 schließen und zwar abwechselnd von vorn und von Backbord. Das eigene Paddel mutierte zum Segel und ließ das vorankommen zu einer ungeheuren Kraftanstrengung werden.
Normal soll einen die Strömung des Flusses zügig flussabwärts tragen, Sarah und ich machten die Probe aufs Exempel und stellten das Paddeln ein. Nicht nur das wir schnell an Fahrt verloren nach ca. einer Minute ging es in die andere Richtung - stromaufwärts.
Trotz dieser kräfteraubenden Tortur kamen wir ganz gut voran. Iserbegka und Gallin ließen wir steuerbordseits liegen und hatten zwischenzeitlich sogar den ein oder anderen Blick für die Tierwelt übrig. Neben einer großen Anzahl an Graureiern, einem ständigen Begleiter unserer Touren, sahen wir Kormorane und vermutlich sogar einen Eisvogel. (die sind aber auch schnell und schreckhaft die Kerle)
Der stete Kampf gegen Wind und Wellen forderte aber seinen Tribut. So kam es, dass wir bereits vor der Eisenbahnbrücke in Wittenberg die erste Pause einlegten. Im Windschatten der Buhne wurden Brötchen, Wiener und Melone verdrückt um bereits 10Minuten später wieder den Kampf mit den Naturgewalten aufzunehmen.
Der Wind hatte kein bisschen nachgelassen und die fehlende Baumdeckung auf Höhe der Wittenberger Altstadt kostete Meter um Meter jede Menge Kraft. Wir hatten mittlerweile schon über drei Stunden fast ohne Pause durch gepaddelt und viele Reserven waren nicht mehr übrig. Die Muskulatur krampfte und der Kopf glaubte auch nicht mehr an ein versöhnliches Ende.
Am Stadthafen dann das Aus! Sarah und ich entschieden uns die Tour hier zu beenden. Schließlich wollten wir uns den Spaß nicht gänzlich verderben oder aufgrund mangelnder Kräfte uns noch unnötig gefährden.
Nachdem das Faltboot in den Stadthafen eingebogen war nahmen wir beide Paddel aus dem Wasser und wurden so schnell voran getrieben wie noch nicht einmal zuvor an diesem Tag.
Der Ausstieg gestaltete sich hier am Schiffsanleger nochmal etwas schwierig, das das Ufer sehr steil und wild bewachsen ist.
Mein Vater war so gut uns mit dem Auto abzuholen. In Coswig angekommen, verblieb jetzt aber noch ein wenig Zeit vom Tag und die wollten wir sinnvoll nutzen.
Die Wasserfüchsin hatte uns schon soviele Kilometer durch verschiedenste Gewässer getragen, sie hatte sich eine gründliche Pflegeeinheit verdient. So traten Sarah und ich zum Deck schrubben an und verpassten der alten Lady mal eine porentiefe Reinigung.
Jetzt ist sie wieder stadtfein und kann in Leipzig mit Form und Farbe glänzen.
Die Elbe hat uns nicht das letzte mal gesehen und vielleicht ist sie ja beim nächsten Mal etwas gnädiger mit uns.