Ich mach's mal wie bei StarWars und berichte von dem was vorher war danach.
Mitte Mai ging für uns das Paddlerleben los.
Zwar waren wir vorher schon mal in einem Leihboot unterwegs, aber erst im letzten Sommer wollte es das Schicksal und ein vom mühseligen Bootsaufbau entnervter Vater, dass wir selber Bootseigentümer wurden.
Es war Liebe auf den ersten Blick nicht zuletzt wegen der ungewöhnlichen Farbe der Bootshaut - orange. Nach ein paar Ausbesserungen an Rumpf und Steueranlage ging es auch schon los, eine zaghafte Runde auf dem Markkleeberger See. Aber ehrlich - das zählt nicht. Es diente nur dazu von einem Profi gezeigt zu bekommen wie man das riesige Holzpuzzle zusammen bastelt.
Einen Namen erhielt es an dem Tag aber auch. Die Überlegungen gingen über Maik, Hans Sarpei und Fuchs (keine Ahnung warum, war aber alles zu blöd). Wobei der letzte Name schon ein bisschen Charme hatte. Nur etwas subtiler durfte es sein, also polnisch. Da ein Boot aber traditionell einen weiblichen Namen trägt wurde aus unserem Gefährt kurzerhand die „Lisica" (polnisch für Füchsin).
Genug Geschichte, hier geht's ja ums paddeln.
Die tatsächliche Jungfernfahrt fand also erst dieses Jahr statt. Auserkoren als Einsatzort war die Pleiße hinter dem Wehr in Großdeuben. Jedoch nach mehrmaligem Abschreiten und dem Befragen von ortskundigen Anglern, gaben wir diesen Plan wieder auf und entschieden uns für die Stelle in Gaschwitz. Hier konnte man das Auto nahe des Startpunktes parken und zurück zu war es dann nicht weit vom Bahnhof um den Wagen wieder zu holen.
Mehrere Wutreden gegenüber dem Material und einem an Ataxie erinnernde Anzahl Kopfschütteln war unser Faltboot startklar. Und das war die wirkliche erste Schwierigkeit. Die Stelle die für den Start ausgesucht hatten, waren kleine Stromschnellen. Einfach können ja die Andern.
So hatten wir aber gleich genügend Schwung, wobei das Einsteigen ziemlich knifflig war. Das Wasser beruhigte sich dann aber recht schnell und wir konnten uns mit unserem neuen Gefährt erst mal bekannt machen. Ich übte mich im Steuern per pedes und Sarah bekam Instruktionen im Ausguck und korrekten Meldung machen - was auch hervorragend klappte. Um auch sicher zu sein das Boot tatsächlich unter Kontrolle zu haben vollführten wir eine elegante Drehung. Angesichts der geringen Ausmaße der Pleiße an dieser Stelle war das ein höchst akrobatischer Vorgang.
Mit der Gewissheit nun ALLES zu können ging es weiter. Wir wussten es wartet eine Wehranlage am AGRApark auf uns. Sarah die immer nervöser wurde je näher der reißende Abgrund kam, drängte zum raschen anlegen - aussteigen wollte sie aber nicht. Also ließ ich mich so nah es ging ans gut bewachsene Ufer heran manövrieren und griff zwar nicht nach dem letzten aber nach dem ersten Strohhalm und zog uns heran. Nun war aber noch keiner von uns an Land und es war etwas mehr als eine Schrittlänge. Die Pleiße ist an dieser Stelle am Rand etwa hüfttief und eine ziemlich braune Brühe.
Das Boot war dann schnell draußen, aber es dauerte eine halbe Ewigkeit es um das Wehr rum zu schleppen. Dort
setzten wir dann vor den Stromschnellen ein, zum einen weil wir ja schon gute Erfahrungen damit gemacht hatten und zum anderen weil keiner mehr das Boot weiter schleppen wollte. (Wer uns einen großen Gefallen machen will schenkt uns einen Bootswagen.) Diese Schnellen unterschieden sich äußerlich nicht wirklich von denen davor und so ging es frohen Mutes rein ins wilde Treiben. Meine Augen wurden immer größer nach dem ich ein ums andere Mal Bodenkontakt verspürte, Sarah fand's nur lustig. Die Frau hat Nerven!
Aber alles ging gut und die nächsten Schnellen waren dann auch nur noch Kindergarten im Vergleich dazu.
Amazonasfeeling stellte sich ein, als wir in den Auwald kamen. Noch immer lag der so typische Bärlauchduft in der Luft. Bäume ragten über den Strom und im
Dickicht suchte man, wenn auch vergebens, nach dem schwarzen Panther, der mit leuchtenden Augen durchs Unterholz streift. Libellen waren aber alles was die Fauna bot.
[Fortsetzung folgt]