Alles mit dem Handy filmen, ständig Bier holen, beim Tanzen zu viel Platz einnehmen - es gibt zahlreiche Dinge, die bei Konzerten an anderen Zuschauern nerven. Die schlimmste Kategorie Konzertgänger allerdings: Diejenigen, die sich pausenlos lautstark unterhalten.
„Wow, ihr seid so leise! Inzwischen sogar auch die vier oder fünf Leute hier vorne. Hat ja auch lange genug gedauert!" Diese Worte von Saybia-Sänger Sören Huss beim Konzert im Januar 2017 in Venlo waren bemerkenswert. Denn nur die wenigsten Bands trauen sich, Konzertschwätzer unter ihren Besuchern zu ermahnen. Dabei sind sie für alle anderen im Publikum ein Ärgernis.
Bei leisen Bands ist es ein pausenloses Getuschel. Ist die Musik lauter, brüllt man sich einfach an. Es geht nicht um die Songs, die gespielt wird. Sondern um die Freundin, die sich von ihrem Freund getrennt hat. Um dem Kumpel, der jetzt ein Auslandssemester macht. Kurzum: Biergarten-Talk, verlagert in die Konzerthalle. Dass solche Menschen damit sämtlichen Leuten um sich herum und, je nach Konzertgröße, auch der Band das Erlebnis versauen, ist ihnen offenbar scheißegal.
Dem Wort „Geselligkeit", das hier gerne angebracht wird, schleudert man in diesem Fall am besten ein anderes Wort entgegen: „Respekt." Respekt vor den Künstlern auf der Bühne und den Menschen, die ihnen zuhören. Wer eine oft nicht gerade billige Konzertkarte kauft, um dann lieber mit dem Rücken zur Bühne lauthals den Kumpels seine schönsten Saufgeschichten aufzutischen, muss sich außerdem Fragen zu seiner Intelligenz gefallen lassen.
Doch wie reagieren auf diese geltungs- und mitteilungsbedürftigen Irrläufer? Niederschlagen darf man sie nicht, verachten ist zwar moralisch sauber, bringt aber keinem was. Deshalb hier ein Appell, gerne auch laut gegen sämtliche Musik angebrüllt: HALTET DIE SCHNAUZE ODER BLEIBT DAHEIM!
Übrigens: Nicht viele Bands beschweren sich lautstark über die Lautstarken, aber häufig wird immerhin ein Publikum dafür gelobt, dass es still und andächtig zuhört. Denn die Musiker wissen, dass das nicht selbstverständlich ist. Leider.