Komm, wer immer Du bist! Selbsthilfe und Integration in Niedersachsen - Auftaktveranstaltung in Delmenhorst, 16. April 2013

Von Helge

Selbsthilfe und Integration in Niedersachsen, ein neues Projekt: Das war eine wunderbare, anregende Auftaktveranstaltung, vor allem wegen der Rahmengestaltung - sie hat mir den Eindruck vermittelt, dass dieses längst fällige Projekt - Selbsthilfegruppen und MigrantInnen zusammenzuführen - kräftig vor dem Wind in Fahrt gekommen ist. Die aramäische (hier syrisch-orthodoxe) Gemeinde Delmenhorsts hatte ihre Räume zur Verfügung gestellt. Überall auf den weiß betuchten Tischen standen Blumen, im Raum verteilt auch ganze Rosensträuße; das alles machte einen freundlichen, einladenden Eindruck. Eingeladen waren zur Mittagszeit alle Menschen zu einem interkulturellen Buffet, mit Köstlichkeiten verschiedener Herkunft - und entsprechende Pausenmusik gab es auch ("Duo Acoustika").

Das Foto mag einen kleinen Eindruck des Rahmens vermitteln (vor Beginn aufgenommen).


Vom Niedersächsischen Sozialministerium gefördert, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen der Selbsthilfe und der MigrantInnenarbeit, führt das Selbsthilfebüro Niedersachsen jeweils vor Ort in ganz Niedersachsen eine Veranstaltungsreihe zum Thema Selbsthilfe und Integration durch - der Auftakt in Delmenhorst. "Ziele der Veranstaltungsreihe sind die interkulturelle Öffnung des Selbsthilfebereichs, die bessere Vernetzung und gegenseitige Unterstützung der Bereiche Selbsthilfe und Integration und der stärkere Einbezug von Menschen mit Migrationsgeschichte. Welche Wege muss die Selbsthilfe gehen, um mehr Menschen mit Migrationsgeschichte zu erreichen? Wie können Synergien zwischen dem Selbsthilfe- und dem Integrationsbereich geschaffen werden?" - das sind die Fragen, die bearbeitet werden sollen. (Zitat aus dem Pressetext). Motor des Ganzen ist Dörte von Kittlitz, Leiterin des Selbsthilfe-Büros Niedersachsen; die Koordination des Projektes verantworten Tülin Colakgil (links auf dem Bild) und Tanja Pantazis.


Nach den verschiedenen Grußworten, u.a. vom Oberbürgermeister der Stadt Delmenhorst Patrick de la Lanne, stellten die Damen Colakgil und Pantazis mit Engagement das Projekt vor. Es folgten verschiedene Referate, deren Inhalte hier nicht genauer wiedergegeben werden können: Dr. Kornelia Sekler vom Niedersächsischen Integrationsrat und Halil Polat vom Verein Umut e.V. (Verein zur Unterstützung behinderter Migranten) beleuchteten aus ihren unterschiedlichen Perspektiven "Strukturen im Bereich Integration in Niedersachsen" und die "Situation von MigrantInnen mit Behinderung". Rita Hagemann (KIBIS des Patitätischen Hannover) und Ulrich Gödel von der Selbsthilfe-Kontaktstelle Delmenhorst referierten zum Thema "Menschen mit Migrationshintergrund als Zielgruppe in der Selbsthilfeunterstützung". Delmenhorst übrigens - das hatte auch schon der Oberbürgermeister hervorgehoben - ist eine klassische Einwanderungsstadt mit etwa 25 % MigrantInnen-Anteil (Niedersachsen durchschnittlich 17 %). Besonders beeindruckt hat mich, auch wenn es rhetorisch nicht so deutlich herübergebracht wurde, der Praxisbericht vom Verein Umut von Halil Polat (s. http://www.umut-ev.de/).

Bisher gab es - das konnte in den Referaten vermittelt werden - verschiedene Barrieren, sich als Mensch mit Migrationsgeschichte an eine der Selbsthilfegruppen zu wenden: sprachliche vor allem (im Türkischen und anderen Sprachen gibt es nicht einmal eine Übersetzung für das Wort "Selbsthilfe"), aber auch kulturelle (eine Türkin, ein Türke würde immer zuerst Hilfe von der Familie erwarten, aber niemals auf die Idee kommen, mit Menschen gleichen Leidens über sein eigenes zu sprechen). Ich denke, die Menschen, die dieses Projekt vorantreiben, sind auf dem besten Wege, die Barrieren abzubauen!

Weitere Informationen im Netz unter www.selbsthilfe-und-integration.de und www.selbsthilfe-buero.de

Text und Fotos: Dr. Helge Mücke, Hannover