Für einen Literaten liegt es nahe, in einem Feldkirch-Buch erst einmal dessen literarische Bedeutung mitzuteilen. So kommt auch Alfred Komarek, für seine Romane über Kommissar Simon Polt bekannt, nicht darum herum: Thomas Manns Verarbeitung des Internats Stella Matutina im Zauberberg findet genauso Erwähnung wie die für Ulysses und Finnegans Wake entscheidenden Aufenthalte James Joyce’. Auch Arthur Conan Doyle, Stefan Zweig und Carl Zuckmayer bleiben mit ihren Erfahrungen nicht unbeachtet.
Komareks Text, ein Auftragswerk, widmet sich der großen Geschichte und den kleinen Geschichtchen der knapp 31.000 Einwohner umfassenden Stadt. Dabei erfahren auch Einheimische viel über ihre Heimat. Zwar kokettiert der Autor damit, dass es wohl „eine Unverfrorenheit“ sei, ihn als im „äußersten Osten Österreichs“ Lebenden mit dem Stadtporträt zu betrauen; für den Leser stellt sich das aber als Gewinn dar. Denn Komarek recherchiert unbelastet und belässt es nicht dabei, die Entstehung wichtiger Bauten wie Katzenturm und Schattenburg zu schildern, oder das Zusammenwachsen der Vororte mit dem historischen Kern nachzuzeichnen.
Vielmehr lässt er Heimatgeschichte lebendig werden – etwa indem er seine Leser durch die Feldkircher Marktgasse führt und wie nebenbei die Konflikte vom Mittelalter bis zur Neuzeit darlegt: Wie die Stadt 1343 um ein Haar bayerisch geworden wäre; wie zum Ende des Dreißigjährigen Krieges für kurze Zeit das schwedische Königshaus die Macht übernahm; und wie 1799 das napoleonische Heer bekämpft werden musste.
Die Bilder des Feldkircher Fotografen Nikolaus Walter, die den Großteil der 270 Buchseiten füllen, vermitteln die Vielfalt der Menschen in dieser Stadt, das gesellschaftliche Geschehen, die gelungene Verschmelzung von Tradition und Moderne. Sie zeigen Natur und Kultur im Wechsel der Jahreszeiten, und das über weite Strecken auch in stimmungsvollem Schwarzweiß. Eine wundervolle Hommage an ein tolles Städtchen.
Bucher Verlag, Feldkirch/Wien 2010 (2. Auflage)
272 Seiten / 24 Euro
