Buchmesse Messe Comic Konvention Cosplay Bunt von nile bei Pixabay
Stellt euch vor, ihr habt stundenlang Arbeit in etwas hineingesteckt, habt genäht, geklebt und angepasst. Ihr seid stolz auf euch und euer Kostüm. Besucht die Leipziger Buchmesse, um euch zu treffen und euch über Bücher, Mangas/Animes und Literatur auszutauschen.Und dann will man euch weißmachen, dass ihr nichts auf der Messe zu suchen habt. Denn ihr seid nicht ernsthaft genug, habt keine politischen Intentionen und zieht euch nur halbnackt an.
So oder so ähnlich kann man den Beitrag „Kein Ort für nackte Hasen“ im SWR lesen. Für viele ist er kritisch zu sehen, für andere ist er ein willkommener Anlass um zu diskutieren. Über die Mangakultur, das Cosplay, aber auch über die Besucheranströme, die immer mehr und mehr werden.Ich finde, dieser Beitrag im SWR zeigt, wie stark sich die Vorurteile wie Irrtümer über die Bild- und Textkunst im Manga- und Comicbereich etabliert hat – wo wir doch angeblich eine offene Gesellschaft sein sollten. Mangas, Animes, Comics und Cosplay werden in Klischees von Nerds oder Kindern hineingepresst und damit nur als leichte wie unpolitische Unterhaltungsliteratur abgetan.Dabei ist der Manga in seiner Vielfalt ebenso in unterschiedliche Genre geteilt. Neben Gayromanzen, Fantasy und Liebesmangas gibt es auch solche, die politisch sind und sich mit ernsten Themen auseinandersetzen. So kann die Lektüre gleichzeitig schillernd bunt, aber dennoch ernsthaft sein. Warum muss denn eine Geschichte hochpolitisch und nur in der Realität verhaftet sein? Im Manga-Bereich findet sich alles. Beispielsweise setzt sich das Zeichnerstudio Clamp nicht nur mit romantischen Ideen auseinander, sondern es findet auch eine Auseinandersetzung mit wirtschaftlichen Situationen statt. In chinesischen Mangas wie Remember oder Orange von Benjamin werden Thematiken wie Einsamkeit, Gefühle und Überforderung angesprochen. Thematiken, welche man auch in Goethes Werther lesen kann.Viele Mangas bestechen durch einen anderen Stil, setzen sich mit vielfältigen Themen auseinander und bieten Lesern eine großes Spektrum zwischen Unterhaltung, Ernsthaftigkeit und Denkanstößen. Diesen Anspruch hat auch das geschriebene Wort und Schriftsteller überall auf der Welt versuchen ihr Publikum zu begeistern.So sollten alle im Literaturbetrieb die anderen Genres schätzen oder zumindest respektieren. Oder sollten nur preisgekrönte Autoren wie Natascha Wodin sich als literarische Errungenschaften feiern lassen, während andere in der als „niedrige Literatur“ abwertend unterdrückt werden? Wie ich denke ein falscher, ganz schädlicher Ansatz.