Kolumne: McLaren am Tiefpunkt

Von Morethanracing @morethanracing

In Montreal erreichte McLaren den bisherigen Tiefpunkt der Saison. Trotz sicherer Fahrt und das Erreichen der Zielflagge ohne Zwischenfälle der beiden Piloten Jenson Button & Sergio Pérez reichte der Speed nicht für einen Platz in den Punkten. Ein weiteres Traditionsteam findet sich im Niemandsland der Formel 1 wieder.

Wir erinnern uns zurück: Im Jahr 2012 besaß McLaren zusammen mit Red Bull das schnellste Auto im Feld. Der einzige Grund, warum sich Lewis Hamilton am Ende der Saison nicht den Titel sichern konnte, war die Unzuverlässigkeit des Boliden. Hatte McLaren vor rund 365 Tagen noch 133 Zähler auf dem Punktekonto und Lewis Hamilton auf Platz 1 in der Fahrerwertung, sieht die diesjährige Situation mit mickrigen 37 Punkten nach sieben Rennen ganz anders aus: Platz 6 in der Konstrukteursweltmeisterschaft, noch hinter Force India. Drastischer ausgedrückt: McLaren befindet sich – den ganzen Durchhalteparolen und Motivationshymnen von Martin Whitmarsh zum Trotz – in einer tiefen Krise.

Zusammen mit Williams und Sauber sind nun also schon drei Traditionsteams mit höheren Ansprüchen im hart umkämpften (teils unteren) Mittelfeld angekommen. Es ist erstaunlich, wie entspannt und selbstverständlich ein Jenson Button damit umgeht. Mir fehlten die Worte, als sich der Routinier über das Erreichen von Q3 vor ein paar Wochen im Teamfunk euphorisiert  zeigte. Im Inneren dürfte es beim Briten anders aussehen. Auch ein Sergio Pérez kam sicherlich mit anderen Hoffnungen zum Team, das letztes Jahr noch lange um beide Titel mitfuhr. Der quirlige Rookie kommt mit der Situation nicht richtig zurecht und fällt in letzter Zeit eher durch riskante Überholmanöver und (beinahe-)Unfällen auf. Klar, im Nachhinein hängt der Besserwisser immer leichter raus. Aber ich werfe trotzdem die Frage in den Raum, ob es nicht besser gewesen wäre, auf die bewährte Vorjahreskonstruktion zurückzugreifen und sie zu modifizieren. Damit spreche ich auch Williams und Sauber an. Schlechter als jetzt hätte es ja kaum kommen können.

Was McLaren braucht ist Ruhe. Aber kann sich diese einfinden? Ich glaube nicht. Sponsoren springen ab, es steht ein Motorenwechsel von Mercedes zu Honda bevor (verbunden mit diversen technologischen Änderungen) und demnach muss das britische Team entwicklungstechnisch zweigleisig fahren: Auf der Strecke mit Mercedes, dank Testverbot mit Honda nur virtuell im Simulator.

Und was ebenfalls nicht vergessen werden darf: Im Gegensatz zu Werksteams wie Ferrari oder finanziell hervorragend aufgestellten Rennställen wie Red Bull ist McLaren nach wie vor ein Privatteam. Die eingeschworene Truppe, die Mannschaftsmentalität – vielleicht findet McLaren dadurch wieder zu alter Stärke. Ich wünsche es mir wirklich sehr, dass die traditionsreichen Teams wieder den Weg nach oben finden, denn ehrlich gesagt verleiht ein Williams oder ein McLaren der Formel 1 mehr Charme als ein hochgezüchteter Red Bull, der alles Geld der Welt für die Entwicklung spendiert bekommt.

Wie bewertet ihr die aktuelle? Sind McLaren und Co. mit den Neuentwicklungen den richtigen Weg gegangen? Wie steht ihr zu den Traditionsteams?