von Bernd Vowinkel
Dieses Beispiel zeigt wieder einmal in aller Deutlichkeit, dass es mit der viel gepriesenen christlichen Nächstenliebe in der katholischen Kirche nicht allzu weit her ist. Wenn es um die Durchsetzung mittelalterlicher, dogmatischer Moralvorstellungen in der Gesellschaft geht, dann kümmert es die katholische Kirche einen Dreck, wenn sie damit Leid und Elend erzeugt. Wenn aber auf der anderen Seite durch die eigenen Mitglieder gegen fundamentale ethische Grundsätze verstoßen wird, dann wird verschwiegen und vertuscht und das Leiden der Opfer kümmert sie nicht. Unter diesen Gesichtspunkten ist es völlig unverständlich, dass immer noch Vertreter der Kirchen wegen ihrer angeblichen Kompetenz in Fragen der Ethik in Rundfunkräten und staatlichen Ethikräten sitzen. Hier wird der Bock zum Gärtner gemacht.
In staatlichen und staatlich geförderten Einrichtungen sollten religiöse Moralvorstellungen nicht über Wohl und Wehe von Menschen entscheiden. Die Piratenpartei hat aus guten Gründen 2011 beim Bundesparteitag in Offenbach die Trennung von Staat und Religion in ihr Grundsatzprogramm aufgenommen. Die AG Humanistischer Laizismus arbeitet derzeit an einem Entwurf, mit dem diese Forderungen in detaillierter Form auch ins Wahlprogramm aufgenommen werden sollen.
Der gesundheitspolitische Sprecher der Piratenfraktion im Landtag NRW Lukas Lamla sagt zu den aktuellen Vorfällen: „Wer den Glauben über den Opferschutz stellt, hat das mit den Menschenrechten nicht verstanden. Wir fordern in einem Eilantrag die Landesregierung auf, sich strikt gegen solche Praktiken auszusprechen, sämtliche Hintergründe dieser Vorgehensweise aufzuarbeiten und entsprechende deutliche Konsequenzen daraus zu ziehen.“
[Erstveröffentlichung: ag-hula.de]
Ähnliche Artikel:
- Das katholische Krankenhaus zeigt sein wahres Gesicht
- Carsten Frerk über den Umgang mit dem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer
- Keine Heldenrolle in Sachen Toleranz
- Werden die Abtreibungsgegner mächtiger?
- Gott hat hohe Nebenkosten