Köln: Peter Bialobrzeski – Habitat

Forum für Fotografie Köln: Peter Bialobrzeski – HabitatIm Kölner Forum für Fotografie werden ab 14. Januar 2012 ausgewählte Werkbeispiele von Peter Bialobrzeski ausgestellt. Die Trilogie Habitat umfasst drei Themenkomplexe: Die 2008 entstandene Serie „Case Study Houses“ (Manila), die 2009 erstellte Studie „Informal Arrangements“ (Johannesburg) und die kürzlich realisierte Arbeit „Nail Houses“ (Shanghai), die im Forum für Fotografie erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Ausstellungsbeschreibung

In „Case Study Houses“ porträtiert Bialobrzeski die ärmlichen Behausungen des unmittelbar am Strand von Baseco, nahe dem Hafen Manilas zwischen zwei Containerterminals entstandenen shantytown. Trotz der unmittelbar erfahrbaren Ärmlichkeit dieser notdürftig aus Zivilisationsmüll und Strandgut zusammengeschusterten Hütten spricht aus diesen baulichen Improvisationen ein unbezwingbarer Gestaltungswille, der von der Unermüdlichkeit der Menschen zeugt, sich ein Zuhause zu schaffen und sich darin, so gut es eben geht, wohnlich einzurichten. Die Architekturen vermögen es, dem Betrachter Respekt abzunötigen. Während Bialobrzeski mit dem Titel „Case Study Houses“ auf den architekturhistorischen Kontext des amerikanischen Nachkriegs-Programms zur Entwicklung experimenteller und kostengünstiger Modellhäuser verweist, erlaubt vor allem die stille, neutrale Sichtweise Bialobrzeskis, den Motiven, jenseits sozialkritischer Bemühungen, eine gewisse Würde und Faszination zu entfalten.

Die 2009 entstandene Serie „Informal Arrangements“ widmet sich dagegen den Innenräumen der Slumhütten von Kliptown bei Johannesburg, eine Siedlung in unmittelbarer Nähe des für die WM 2010 errichteten Fußballstadions. An diesem Ort beschloss 1955 der „Volkskongress“ die Freiheitscharta („Freedom Charter“), die Demokratie, Gleichberechtigung und Menschenrechte forderte. Diese Charta der Anti-Apartheid-Bewegung gehört bis heute zu den politischen Basisdokumenten des ANC. Bialobrzeskis Fotografien machen deutlich, dass sich zwar politisch etwas getan hat, ökonomisch jedoch nur sehr wenig.

Schließlich zeigt Bialobrzeski in seiner neuesten Serie „Nail Houses“ Aufnahmen von baufälligen Häusern in China, die zum Abriss freigegeben sind. Die scheinbaren Ruinen, schaut man sie nach Einbruch der Dunkelheit an, weisen durch ein Licht im Fenster oder einen Lichtreflex unter der Tür darauf hin, dass sie noch bewohnt sind. Als “Nail Houses” bezeichnet man in China Häuser, deren Bewohner bis zum letztmöglichen Zeitpunkt den Abriss ihres Heims zu verhindern suchen. Die Hoffnung der Bewohner dieser „Trutzburgen“, den Abriss irgendwie zu verhindern, erscheint hoffnungslos. Hier gerät neben dem tragischen Einzelschicksal auch der Gesamtkontext Chinas radikaler städtebaulicher Umwälzungen ins Blickfeld mit dem damit einhergehenden Verlust historisch gewachsener Bausubstanz und Urbanität.

Quelle: Photo Presse

- Website des Fotografen Peter Bialobrzeski

Wann und wo

Forum für Fotografie
Schönhauser Straße 8
50968 Köln

14. Januar bis 11. März 2012


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