Bitte hebt doch mal Eure Hände. Ich meine all diejenigen unter Euch, die nie die Bravo gelesen oder ein Poster an die Kinder-/Jugendzimmerwand geklebt haben. Anyone?
Bei mir wurden die Wendy-Pferde bald von Bravo-Starschnitten abgelöst. Bon Jovi. Viel wilder wurde es nicht in meinem Kinderzimmer. Und später – als ich so mit 17 schon groß war und wußte wie die Welt im Detail funktioniert – da war ich viel zu cool, um mein Zimmer mit deutschen Hip Hoppern zu pflastern. Ich mein, schließlich haben wir uns in Understatement geübt und niemanden unsere Weltansicht geschweige denn unseren Musikgeschmack zu sehr aufdrängen wollen. [Und wir haben auch nie in der Herrenabteilung Jeans gekauft (weil die echten Baggies nur was für Poser zu teuer waren)]
Heute hängen weder Pferde noch Stars an meinen Wänden. Ich könnte mir aber ein Standbild von meinem allabendlichen Mediathek-Sucht-Befriedigungs-Ritual an die Wand pinnen. Das hätte was. Die Kochsendungsvielfalt ist mir ja im Großen und Ganzen zu eintönig oder langweilig oder zu sehr Dschungelcamp geworden. Aber, ich steh halt einfach auf die Kochsendungen im öffentlich-rechtlichen. Ja, da gibt es Höhen und Tiefen, aber wenn der fröhliche Franke Rotkohl ganz locker auf den Teller regnen lässt… ich mein – Hand aufs Herz – wer soll denn da widerstehen? Und wenn er Kohlrabi kalt mariniert, muss ich das nachmachen.
Und wehe es ist jetzt einer ehrlich und bemerkt, dass kalt aufgeschnittener Kohlrabi etwas ist, dass wir schon bei Oma einfach so auf die Hand bekommen haben. Und zwar noch vor zu-cool-für-Bilder, Starschnitten und Pferdepostern.
Kohlrabi-Spinat-Salat mit gerösteten Haselnüssen
inspiriert von Alexander Herrmann und den Topfgeldjägern
winterlicher Frühlings-Vorspeisen-Bote für 4
- 2 mittelgroße Kohlrabi mit Grün
- 1 – 2 Hand voll Babyspinat
- 1 Hand voll Haselnüsse
- 1/4 Zitrone, nur der Abrieb
- 3 Kapseln Koriander
- 10 Körner grüner Pfeffer
- 3 EL Olivenöl
- 3 EL Balsamico bianco
- 1 gestr. TL Fleur de Sel
- nach Geschmack: Gewürzblütenmischung
- zur Vorbereitung: Wasser, Salz
Den Ofen auf 180 ° C vorheizen.
Zunächst den Kohlrabi schälen, die kleinen zarten Blätter aufheben. Die Knolle mit der Reibe in dünne Scheiben schneiden und diese nochmals längs in mundgerechte Streifen schneiden. Den Kohlrabi in eine Schale geben und etwas Salz sowie kaltes Wasser dazugeben. Den Kohlrabi darin ca. 15 Minuten ziehen lassen.
In der Zwischenzeit die Haselnüsse auf ein Backblech geben und im heißen Ofen rösten. Besser dabei bleiben, damit nichts anbrennt. Nach einer Weile zieht ein [für mich] unwiderstehlicher Geruch durch die Wohnung – so stelle ich es mir in der “gute-Nutella”-Rösterei oder bei der holden Bäckerin aus der Hanuta-Werbung vor… Die Haselnüsse sind fertig, wenn die Schale Risse bekommt und abplatzt. Dann aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und in ein Küchenhandtuch geben. Das Handtuch verschließen und die Haselnüsse aneinander rubbeln – dabei geht die Schale ab und die Sauerei bleibt im Handtuch anstatt sich in der gesamten Küche zu verteilen. Die gerösteten, geschälten Haselnüsse grob hacken.
Außerdem den Spinat waschen, vorsichtig trockenschleudern und verlesen. Das Kohlrabigrün in feine Streifen schneiden.
Für das Dressing den Kardamom aus seinen Kapseln lösen und zusammen mit dem Pfeffer fein mörsern. Mit Öl, Essig, Salz und Zitronenabrieb zu einer Vinaigrette verschlagen.
Den Kohlrabi abgießen und auf dem Teller drapieren. Einige Spinatblätter darunter und in die Zwischenräume stecken. Haselnüsse und Kohlrabigrün locker darüber regnen lassen. Mit Dressing beträufeln und nach Geschmack mit einer Blütenmischung dekorieren.