Kochbuch: Super Olio | Michaela Bogner – mit Rezepten von Cettina Vicenzino

Von Magentratzerl

Vor ungefähr 8 Jahren verkostete Michaela Bogner zum ersten Mal ein mit moderner Technologie hergestelltes Olivenöl der Spitzenklasse. Das hat etwas in ihr ausgelöst – und heute dreht sich bei ihr alles rund um hochwertiges Olivenöl: Sie ist zertifizierte Verkosterin, gibt Seminare, schreibt über das Öl und auch kaufen kann man es bei ihr. Das so erworbene Wissen teilt sie nun mit uns in dem vorliegenden Buch.

Ich fange mal von außen an: vor mir liegt ein hochwertig aufgemachtes Buch mit Fadenbindung und Leinenrücken. Das Layout ist schön ruhig, und als Farbe gibt es passend zum Thema immer wieder etwas Olivgün in verschiedenen Schattierungen. Eine Menge Fotos machen das Thema zugänglich: Landschaften, Menschen, der Herstellungsprozeß der Öle, die verschiedensten Olivensorten und natürlich auch die gekochten Gerichte; alles ist ebenso stimmungsvoll wie unprätentiös in Szene gesetzt.

Bevor ich zum Inhalt komme, zwei kurze Begriffsklärungen: das Buch befasst sich ausschließlich mit italienischem Olivenöl. Das Grundwissen, das man bekommt, kann man aber problemlos auch auf Öl aus anderen Gebieten anwenden. Und “SuperOlio” ist nicht nur der Titel des Buches, der Begriff kommt immer wieder vor. Was Michaela Bogner damit meint, ist eine bestimmte Kategorie an Olivenölen: reinsortig, mit Hilfe neuester Technologie handwerklich hergestellt – Spitzenöle eben.

Inhaltlich startet das Buch mit einer Zeitreise durch die Geschichte des Olivenöls in Italien und mit Daten und Fakten zum wertvollen grünen Gold. Dann geht es an die harten Fakten – was macht ein hochwertiges Olivenöl aus, wie wird es produziert? Wie muss es schmecken? Woran erkenne ich, dass ich ein hochwertiges Öl vor mir habe? Über all das geben die folgenden Kapitel Aufschluß.

Wenn man im Supermarkt vor dem Ölregal steht, dann sticht es einem ja förmlich ins Auge – Olivenöl extra vergine; tatsächlich gibt es kaum ein Öl, das nicht so ausgelobt wird. Über die Qualität des Öl sagt das leider nichts aus, denn die Auslobung kann kaum kontrolliert werden. Wissen zu sammeln und immer wieder zu kosten ist die einzige Möglichkeit, hochwertiges Olivenöl zu erkennen. Und dafür gibt einem das Buch die Mittel in die Hand.

Man erfährt Wissenswertes über den Herstellungprozeß: die technische Weiterentwicklung der Ölmühlen in den letzten Jahren sorgte für Qualitätssteigerung; die wertvollen und wichtigen Polyphenole bleiben erhalten. Man hat außerdem gelernt, die Mahlgeschwindigkeit an die Olivensorte anzupassen, um die Aromabildung zu unterstützen. Und im Gegensatz zu den Massenölen aus dem Supermarktregal, die aus nur wenigen Sorten hergestellt werden können – die Sorte muss sich ja für den extensiven Anbau eignen, da gibt es nicht viele – gibt bei den hochwertigen Ölen eine große Vielfalt an Sorten – also auch an Geschmäckern. Ein Blick auf das Etikett hilft weiter bei der Auswahl, wenn man die entsprechenden Sorten kennt. Im Buch gibt eine Tabelle Aufschluss über die Sorten, ihre Herkunft und ihre Aromen.

Spannend zu lesen sind auch die Produzentenportraits; da werden Menschen vorgestellt, die sich ganz der Herstellung von hochwertigem Olivenöl verschrieben haben.

Wenn man weiß, wie ein hochwertiges Öl entsteht, was es ausmacht und wer es herstellt, wird man über die gesundheitlichen Vorteile informiert, und dann wird es Zeit für den kulinarischen Aspekt: man erfährt wie ein hochwertiges Öl riecht und schmeckt und wie man es am besten verkostet, um die Aromen gut zu erkennen. Dann werden einige Restaurants und Küchenchefs vorgestellt, die mit hochwertigem Olivenöl arbeiten, es als eigenständige Zutat sehen und als Inspirationsquelle benutzen.

Und damit man alles in die Praxis umsetzen kann, gibt es auch Rezepte: zunächst einige der Osteria die Passignano, die etwas aufwändiger sind. Mich reizen da besonders die mit Olivenölbutter gefüllten Ravioli. Und dann findet man 30 schöne, alltagstaugliche Gerichte von Cettina Vicenzino: die Auswahl reicht von Pasta über Brot, Hülsenfrüchte, Getreide und Reis bis hin zu Gemüse, Fisch, Fleisch und Desserts. Zu jedem Rezept gibt es eine Ölempfehlung; diese sagt uns, wie fruchtig ein passendes Öl sein sollte, welche Aromen es haben sollte und welche Sorten empfehlenswert sind.

Abgeschlossen wird das Buch mit einem ausgiebigen Adressverzeichnis der vorgestellten Produzenten und Restaurants, mit Bezugsquellenangaben für hochwertige Öle und einem ausführlichen Glossar.

Man – oder wenigstens ich – macht viel zu wenig Pesto. Da kam das Rezept für die Pasta mit Basilikum-Pesto gerade recht. Man sieht es an der Farbe – es ist wirklich ordentlich Basilikum daran. Und neben Pinienkernen, Knoblauch und Parmesan natürlich Olivenöl. Die Empfehlung: ein mildes bis mittelfruchtiges Öl. Es soll keine ausgeprägten Bitternoten haben, damit der Geschmack des Basilikums nicht übertüncht wird.

Für Cettina Vicenzino ist das ein Klassiker – Brot, Öl und Salz. Das Brot ist ein einfaches No-Knead-Brot mit einem schönen Anteil an Hartweizenmehl und langer Gare. Gebacken wird es im Topf. Wer das Brot mit Olivenöl genießen möchte, dem wird ein eher mittel- bis intensivfruchtiges Öl dazu empfohlen.

Wir haben es ein wenig anders gemacht und das Brot zu einer Suppe aus gerösteten Paprika und Tomaten gegessen: das Gemüse wird im Ofen gegrillt, dann gemixt und mit Orangenabrieb abgeschmeckt. Als Topping gibt es mit Olivenöl verrührten Ricotta – empfohlen wird ein mittelfruchtiges Öl mit den Aromen von Strauchtomate.

Polenta ist ein eher einfaches Gericht und ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich sie zu schätzen wußte. Weil sie einfach ist, lebt sie von der Qualität der Zutaten. Also: keine Instant-Polenta (bloß nicht! ), guter Käse – hier Gorgonzala dolce – und ein schönes Olivenöl. Das findet man hier an der Petersilienmischung und zum Beträufeln. Empfohlen wird ein mildes bis mittelfruchtiges Öl mit einem Aroma von grünen Mandeln. Und als Topping gibt es gegrillte Austernpilze.

Ich liebe einfache und klassische Pastagerichte, die als Eintopf daher kommen. Hier ist es Pasta con ceci – Pasta mit Kichererbsen. Mir hat besonders gut gefallen, dass getrocknete Tomaten mitgegart werden. Und die Süßkartoffel sorgt für ein besonderes Aroma. Ölempfehlung: eher mittel- bis intensivfruchtig mit grasigen Noten.

Fazit:

Wer gerne Olivenöl in der Küche nutzt und genauer wissen will, wie man ein Standardöl von einem hochwertigen Öl unterscheiden kann, was ein sehr gutes Öl ausmacht, wie es hergestellt wird und wie man es am besten in der Küche verwendet, der ist hier richtig. Zwar befasst sich das Buch mit italienischem Öl, das erworbene Wissen man aber gut auch auf Öle anderer Länder anwenden.

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
  • Verlag: Delius Klasing
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3667114549
  • 39,90