Aha, wird so mancher denken. Ottolenghi und simpel. War das nicht der Mann mit den langen Zutatenlisten? Die Zutatenlisten, die gibt es auch in diesem Buch. Aber das Konzept soll es ermöglichen, je nach Lust und Laune ein passendes, einfach herzustellendes Essen auf den Tisch zu bringen.
Dabei geht es weder darum, möglichst wenige Zutaten und/oder möglichst wenig Zeit zu investieren. Das Prinzip ist ein anderes: Es wird davon ausgegangen, dass es je nach Situation und auch je nachdem, wie ein Mensch gerne kocht, verschiedene Möglichkeiten gibt, warum das Kochen einfach ist. Manchmal hat man es eilig und freut sich, wenn das Essen schnell fertig ist. Ein andermal ist man dankbar, wenn man nicht zu viele Zutaten benötigt oder es wäre praktisch, wenn das Essen sich vorbereiten ließe. Vielleicht ist man mal nicht zum Einkaufen gekommen und es ist eine Erleichterung, wenn man aus dem Vorrat kochen kann. Oder man ist beschäftigt und freut sich, wenn das Essen sich quasi von alleine kocht. Oder man möchte etwas auf den Tisch bringen, das Eindruck macht und trotzdem einfacher zu kochen ist, als es scheint. Das sind die Situationen, die von den Rezepten abdeckt werden. Auf viele Rezepte treffen auch mehrere Punkte zu. Und damit man auch sofort merkt, ob das Passende für momentanen Bedürfnisse dabei ist, sind die Kriterien gleich unter der Rezeptüberschrift mit bunten Piktogrammen gekennzeichnet.
Unterteilt in die Kapitel Frühstück, rohes Gemüse, gegartes Gemüse, Reis, Getreide und Hülsenfrüchte, Nudeln, Fleisch, Fisch und Desserts finden sich vielfältige, abwechslungsreiche Rezepte. Ich habe das noch so einige Einmerker kleben…bei den geschmorten Eiern mit Lauch und Za’atar zum Beispiel, bei den Erbsenkrapfen mit Feta oder den gerösteten Auberginen mit Curry-Joghurt. Die Pasta mit Kichererbsen und Za’atar lacht mich an, ebenso das Hähnchenragout mit Maiskruste oder die Frikadellen aus Räucherfisch und Pastinake.
Die Rezepte sind im Grunde so, wie man sie von Ottolenghi erwartet: orientalisch geprägt und aromastark. Vereinfacht wurde an Stellen, bei denen sich herausstellte, dass ein geringerer Aufwand auch ein tolles Ergebnis erzielt: abschmecken nur mit Essig statt mit Essig und Zitrone, nur eine Sorte Chilis statt mehrere und Ähnliches. So hat man eine gewisse Einfachheit erzielt, ohne dass der Geschmack zu kurz kommt.
Der Rezeptaufbau ist übersichtlich, die Anleitungen sind deutlich – da gibt es keine Schwierigkeiten beim Kochen. In aller Regel steht am Rand die Zutatenliste, daneben die durchnummerierte Arbeitsanleitung. Ein Großteil der Rezepte hat auch ein ganzseitiges Foto bekommen. Zu jedem Rezept gibt es eine kleine, persönlich geschriebene Einführung, und wie schon erwähnt – die Piktogramme, die einem sagen, was das Einfache am jeweiligen Gericht ist.
Was es sonst noch gibt ist eine Einleitung, in der das Prinzip des Buches ausführlich erklärt wird und ein Glossar, das gerne verwendete Zutaten wie Rosenharissa oder schwarzer Knoblauch erläutert. Abgerundet wird alles durch Menuvorschläge, und, für mich ganz wichtig, aus ausführliches, nach Zutaten geordnetes Register.
Noch ein paar Worte zur Aufmachung: Das Layout ist sehr aufgeräumt und – ja, simple. Weiß ist die vorherrschende Farbe. Auch die Bilder füllen die Seiten nicht ganz aus, es bleibt immer ein weißer Rand. Das Buch hat eine hochwertige Fadenbindung und zwei Lesebändchen.
Hähnchen mit Limette, Miso und Ingwer- sieht nach einem ersten Blick auf die Zutatenliste nicht soooo einfach aus. Es ist ein Gericht, das ohne viel Aufwand nach einer guten Stunde auf dem Tisch steht. Hühnchenschenkel werden in der Pfanne angebraten, dann in Miso, Ingwer und Limette mariniert und im Ofen fertig gegart. Das Ergebnis ist aromatisches Hühnchengericht, außen knusprig, innen saftig. Die Piktogramme sagen, dass sich das Essen gut vorbereiten lässt und einfacher ist als gedacht. Stimmt.
Es gibt einige Rezepte für Ofenkartoffeln – ich habe mir diese hier mit wachsweich gekochtem Ei und Tonnato ausgesucht. Das ist ein richtiges Wohlfühlessen, das ohne große Anstrengung auf dem Tisch steht. Verwendet werden nicht mehr als 10 Zutaten, die man alle im Vorrat haben kann. Ideal also, wenn man mal nicht zum Einkaufen gekommen ist.
Die Linsen-Tomatensuppe mit Curry und Tomate hat uns auch sehr gut gefallen – Rote Linsen, Dosentomaten, Kokosmilch, Koriander, Curry. Mir gefiel besonders die Konsistenz; die roten Linsen haben noch Biss. Man bracht nicht mehr als 10 Zutaten, die Suppe macht sich fast von alleine und man kann sie vorbereiten.
Fix auf dem Tisch steht das Schweinefleisch mit Aubergine. Die Auberginen werden vorweg gedämpft; das Fleisch wird mit Sojasauce, süßer Sojasauce, Mirin und Ingwer gebraten. Beides kann man vorbereiten und muss es dann zum Servieren nur noch zusammenbringen. Ach, und es schmeckt wunderbar.
Es gibt eine Abwandlung von Blumenkohl in Käsesauce; jedenfalls ist es mit Käse überbackener Blumenkohl. Keine Bechamelsauce, statt dessen sorgt etwas Sahne für zusätzliche Cremigkeit. Den Kick gibt Senf – es wird sowohl Senfpulver als auch Senfsaat verwendet. Ich habe Brokkoli statt Blumenkohl verwendet.
Fazit:
Mir gefällt das Konzept. Ich mag die Ideen, die es einem ermöglichen, der jeweiligen Situation nach einfach mal ein schönes Essen auf den Tisch zu bringen, ohne dabei in Hektik zu geraten, sich oder am Geschmack zu sparen. Es ist für jeden Anlass und für jeden Geschmack etwas dabei – auch Vegetarier werden mühelos fündig. Für einige speziellere Zutaten lohnt der Gang in den orientalischen Laden; aber dann hat man diese auch im Vorrat und kann jederzeit loslegen.
- Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
- Verlag: Dorling Kindersley Verlag
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 978-3831035830
- € 28,00