Nicole Stich muss man doch niemandem mehr vorstellen, oder? Ihr Blog delicious days, einer der ersten überhaupt, wird gerade nicht mehr so häufig bestückt, aber dafür gibt es jetzt ein neues Buch.
Reisen, um zu essen
Nicole Stich hat zwei Leidenschaften: Essen und Reisen. Wohin sie auch reist, sie tut es auch und vor allem, um zu essen. Sie isst aber nicht nur, sondern sie sucht auch nach Rezepten und Hintergrundwissen und scheut sich auch nicht davor, so lange Fragen zu stellen, bis sie besonders tolle Gerichte dann auch selbst kochen kann.
Besonders angetan hat es ihr Singapur. Und zwar nicht deswegen, weil es dort so sauber ist, sondern deswegen, weil Essen dort ein Volkssport ist. Man liebt es, zu essen, und man spricht gerne darüber. Dazu kommt die spannende Mischung verschiedener Länderküchen – chinesisch, thai, malaiisch, indisch, japanisch, indonesisch; alles, was das Herz begehrt ist günstigstenfalls eine Busfahrt entfernt.
Hardcover mit tollen Fotos
Ich fange mal von außen an: Das Buch gibt es als Hardcover, wobei ich die Haptik nicht beurteilen kann, denn vor mir liegt ein PDF. Was ich aber sagen kann, ist, dass das Layout ebenso hübsch wie übersichtlich ist. Die Rezepte kommen zweispaltig daher, auf der Randseite stehen die Zutaten, daneben die Arbeitsanweisungen. Überschriften und zusätzliche Tipps sind farblich abgesetzt und zu jedem Gericht gibt es ein ganzseitiges Foto. Die Fotos sind so, wie ich sie mag: hübsch, aber nicht überstylt und das Essen steht ganz klar im Fokus. Immer wieder gibt es auch Fotos aus Singapur – die wecken ganz eindeutig das Reisefieber.
Und was gibt es zu essen?
Singapur ist ein melting pot; das macht ja genau den Reiz aus. Und entsprechend bunt und vielfältig sind auch die Gerichte, die vorgestellt werden. Unterteilt in die Kapitel Frühstück und Snacks, Salate und Suppen, Nudeln, Reis und Gemüse, Fisch und Fleisch, Süßes und Gebackenes und Basics finden sich Ideen wie malaysisches Nasi Lemak, Kimchi Pancakes aus Korea, Fischbällchen-Suppe mit Reisnudeln (selbstgemachte Fischbällchen sind natürlich Ehrensache), Miso-Ramen und Pho-Bo, gebratener Reis mit Ente oder Curry mit Paneer und Tomaten. Popcorn-Hühnchen aus Korea klingt ebenso reizvoll wie geschmorter Schweinebauch und bei den Süßigkeiten locken unter anderem Crème Brulée mit Schwarztee und Matcha-Kokos-Eis.
Kann ich das nachkochen?
Die Rezepte wandern fröhlich quer durch Singapur und seine bunt gefächerten Essvorlieben; nur mit Karotten, Salz und Pfeffer kommt man also nicht aus. Für manche Zutaten ist ein Asia-Shop eine wirklich gute Wahl. Andererseits sind die meisten Zutaten nicht allzu exotisch – vieles findet man inzwischen in den entsprechenden Abteilungen der meisten Supermärkte. Wobei ich, wenn möglich, den Asiashop vorziehe. Man findet dort authentischere Qualität zu weitaus günstigeren Preisen.
Was die Rezepte angeht, muss man sich keine Sorgen machen – die sind gelingsicher erklärt; es steht wirklich genau drin, worauf man achten muss. Und auch wie viel Zeit das Rezept in Anspruch nimmt und für wie viele Personen es reicht. Da gibt es auch kleine Piktogramme, die einem auf den ersten Blick sagen, wieviel Aufwand verlangt wird.
Was bekomme ich außer Rezepten?
Es gibt immer wieder kleine Kapitel, die einen in Küchentechniken oder in die Küche Singapurs einführen. Da wird zum Beispiel erklärt, wie man Reis kocht, es geht gibt Tipps für Hawker-Food (also Streetfood) oder Tipps für den perfekten Stir-Fry. Es gibt auch ein ausführliches Glossar, unterteilt in unbedingt nötige Zutaten wie getrocknete Shiitake, Reiswein und Sojasauce und anderem 5-Spice, getrockneter chinesischer Wurst oder Mirin. Und es gibt ein Register, alphabetisch geordnet nach Zutaten und Gerichten. Man findet da, was man sucht.
Schon mal ausprobiert…
Angefangen habe ich mit zwei indisch inspirierten Gerichten: ich liebe ja Paneer und bereite diesen auch gerne zu wie Rührei. Klar, dass ich chenna burji ausprobieren musste, das ist indisch gewürztes Rührei mit Chenna, also weichem Paneer, Tomaten und Eiern. Fix gemacht – wenn der Frischkäse mal fertig ist – und schön aromatisch.
Es entspricht nicht so ganz den Gepflogenheiten, man isst dazu eigentlich Brot; ich habe aber neben Brot noch Bombay-Kartoffeln dazu serviert. Dafür werden vorher angegarte Kartoffelwürfel mit Currypaste, Ghee und einigen Gewürzen im Ofen knusprig gegart. Mehr muss ich vermutlich nicht sagen, oder?
Curry Puffs oder Karipap sind ein klassischer Snack – Teigtaschen, mit einem dicken Curry aus Kartoffeln und Hühnchen gefüllt. Der Clou ist die blättrige Hülle. Dafür werden zwei verschiedene Teigsorten verwendet. Ich habe mich lange vor der Herstellung gedrückt, denn das Ganze ist ziemlich aufwändig; jetzt habe ich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen. Das Rezept im Buch ist gelingsicher – und der Aufwand lohnt sich.
Zum Ausgleich etwas Einfaches – eine Suppe aus roten Linsen, gewürzt mit Garam Masala und mit einem Topping aus karamellisierten Kurkuma-Zwiebeln. Das war fein, aber ich würde beim nächsten Mal etwas mehr Linsen für die Suppe verwenden; sie war sehr dünn.
Sieht nicht so schön aus, schmeckt aber wunderbar – das Auberginen-Stir-Fry mit seiner Sauce aus fermentierter Chilipaste, Reiswein, Reisessig und einem Hauch Zucker.
Fazit:
“Shiok”, das sagt man in Singapur, wenn etwas richtig gut schmeckt. Mir schmeckt das Buch ;-). Man merkt ihm an, wie begeistert Nicole Stich von der Küche Singapurs ist. Man findet Rezepte für jede Gelegenheit und jeden Geschmack; und sie sind sehr gut umsetzbar und wunderbar erklärt. Es ist eine Art “Best of” bekannter asiatischer Küchen, aber immer mit einem Bezug zu Singapur und gerne auch mal mit einem persönlichen Twist und zusätzlichen Tipps der Autorin. Macht also richtig Spaß, wenn man Lust hat, verschiedene Kochstile Asiens auszuprobieren und nebenbei ein bisschen das Reisefieber zu wecken.
- Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
- Verlag: ZS Verlag GmbH
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 978-3898837590
- € 29,80