Kochbuch: Schnell mal was Gutes | Alexander Herrmann

Von Magentratzerl

„Ach, ich komme so spät von der Arbeit heim und bin so erledigt, zum Kochen reicht das nicht mehr, das dauert immer so lange.“ Also lieber Fertiggerichte oder der Lieferservice? Oder doch lieber Rezepte, die recht fix einen ausgewogene Mahlzeit auf den Teller bringen? Ich bin für letzteres. Denn ich finde, eine ausgewogene, liebevoll (wenn auch schnell) zubereitete Mahlzeit sorgt einfach für mehr Wohlgefühl und Zufriedenheit als die Pizza vom Lieferservice. Ganz abgesehen davon, dass sie auch wesentlich gesünder ist. Meine Patentlösung war früher immer etwas fix Pfannengerührtes aus dem Wok.

Aber nun verspricht ausgerechnet Alexander Herrmann Abwechslung bei der schnellen Feierabendküche. Das würde man auf den ersten Blick vielleicht nicht so erwarten, denn normalerweise investiert er ja etwas mehr Zeit und Mühe in seine Gerichte. Aber mit dem vorliegenden Buch verspricht er uns, dass wir mit wenig Aufwand etwas Besonderes auf den Tisch bringen können. Funktionieren soll das dank toller Zutaten und einem Rezept, das das Beste aus ihnen herausholt. Und danke der einen oder anderen Abkürzung – die Aromen bleiben, aber die Rezepte werden vereinfacht. Gut – schauen wir mal:

Es gibt ja so Gerichte, da hebt es schon die Stimmung, wenn man nur daran denkt – Pizza zum Beispiel. Alexander Herrmann sortiert das unter „Seelenfutter“ ein und lockt uns mit Spaghettoni mit Ofentomatensauce, Kalbsrahmbolognese oder Weißweinrisotto mit zweierlei Rucola. Und dann gibt es so Gerichte, die wecken Erinnerungen, weil sie schmecken wie bei Oma. Gebackener Blumenkohl zum Beispiel, oder ein Kaiserschmarrn, der in diesem Fall herzhaft daherkommt. Manchmal möchte man etwas Besonderes auf dem Tisch haben, hat aber ein kleines Zeitfenster. Dann bieten sich Hähnchen-Minutensteaks mit scharfem Karottenmangosalat und Erdnüssen an oder Pulled Salmon mit Kräuter-Zitrusmarinade und Schmand-Spaghettoni. Und wer zum Beispiel gerade vom Sport kommt, hat vielleicht einen Bärenhunger, möchte aber nicht die Erfolge zunichte machen und lieber etwas Gesundes essen. Da bietet sich zum Beispiel fix gebratener Raddicchio mit Rote-Bete-Saft und Linsenvinaigrette an oder auch Kichererbsenpüree mit gebratenen Egerlingen und Chili-Aprikosen. Entspannungsküche gibt es auch noch –  wenn man mal mehr Zeit hat und genüsslich länger in der Küche werkeln möchte.

Die Rezepte sind durchweg für zwei Personen berechnet. Man kann sie problemlos für mehr Leute machen, braucht dann aber unter Umständen etwa länger, weil man mehr schnibbeln muss. Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut und verwenden Zutaten, die man überall bekommt. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten beim Nachkochen. Und: alles stand wirklich fix auf dem Tisch. Abgesehen davon wandeln  die Rezepte fantasievoll, haben gerne einen besonderen Dreh und machen einfach Spaß – sowohl beim Kochen als auch beim Essen.

Rosenkohl, geröstet und mit Nüssen angerichtet, dazu eine wirklich geniale Polenta – die wird aromatisiert mit etwas Orangenabrieb und einer Paste aus Petersilie und Olivenöl. Im Rezept wird Instant-Polenta verwendet; die bestreike ich. Aber auch mit herkömmlicher Polenta stand das Gericht fix und unkompliziert auf dem Tisch.

Diese knusprigen Hühnchenstreifen haben eine asiatische Note: das Fleisch wird in Honig und Sojasauce mariniert, bevor es einen Mantel aus Panko bekommt und gebraten wird. Dazu gibt es Chinakohl, der ebenfalls mit Sojasauce gewürzt wird und außerdem eine Portion Sweet-Chili-Sauce und Koriandergrün abbekommt. Das war nicht so sehr fein, sondern stand auch erstaunlich fix auf dem Tisch.

Schnell mal was Feines? Fisch im Speckmantel drängt sich da auf, und dazu ein „Risotto“ aus Kartoffeln. Das Ganze dauert etwas länger als 30 Minuten, was an der Garzeit der Kartoffeln liegt; es ist ein Rezept aus dem Teil, der Entspannung in der Küche bieten soll –  und ist die Zubereitung auch ganz  entspannt und das Ergebnis hat uns alle überzeugt.

Auch das Geröstel mit Cabanossi und Rahmgurken verlangt einem nicht viel ab. Es ist aber ein schönes Beispiel für die kleinen Tipps und Ideen, die dafür sorgen, dass das Buch richtig Spaß macht: so werden die Kartoffeln zum Kochen halbiert, damit das Kümmelaroma und das Salz im Kochwasser auch was bringen. Und für das Dressing des Gurkensalates wird die Flüssigkeit, die die Gurken nach dem Einsalzen abgeben, gleich mitverwendet.

Die Pilzsuppe macht auch Spaß. Sie wird klassisch hergestellt aus verschiedenen Pilzen, Weißwein, Brühe und Sahne. Der Clou ist das Topping aus karamellisierten Pilzen mit Estragon. Im Original gibt es dazu noch mit Frischkäse bestrichenes geröstetes Brot; da fand ich die Bezeichnung „Bruschetta“ etwas hoch gegriffen. Wir haben einfaach Brot pur dazu gegessen.

Fazit:  Man findet schöne Rezeptideen für Tage, an denen nicht so viel Zeit zum Kochen da ist. Und eigentlich auch für alle anderen Tage, denn die Rezepte haben oft einen besonderen Dreh und machen einfach Spaß. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber: für Vegetarier ist das Buch eher unergiebig. Und: ein wenig fehlt die klare Linie, die Rezepte wollen wohl alle möglichen Situationen und Vorlieben abdecken, das wirkt ein wenig gewollt.

  • Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
  • Verlag: Dorling Kindersley
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3831034505
  • 19,95