Kochbuch-Rezension: Türkei vegetarisch * Orkide & Orhan Tangcil, Katharina Seiser

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Türkei vegetarisch – das ist immerhin schon der vierte Band in der Kochbuch-Reihe, die mit “Österreich vegetarisch” ihren Anfang nahm. Verantwortlich für die Rezeptideen sind diesmal Orkide und Orhan Tançgil. Die beiden finden, dass die türkische Küche eine kulinarische Schatzkiste ist. In diese Kiste lassen sie uns seit 2007 in ihrem Blog “Koch dich türkisch” immer wieder schauen.  Und ich? Ich war neugierig, ob etwas Neues erfahren kann. Ich koche sehr gern und entsprechend oft türkisch….und vegetarische Gerichte habe gar nicht so wenige im Repertoire.

Fangen wir doch von außen an – das ist ein hochwertig aufgemachtes Buch. Fadenbindung, Leinenrücken, drei (!) Lesebändchen, mattes, griffiges Papier. Einfach schön. Das Layout ist klar und übersichtlich. Und die ganzseitigen Food-Fotos sind so, wie ich sie mag: sie setzen das Essen schön in Szene, ohne überfrachtet zu sein.

Die Rezepte sind, wie es in der Reihe üblich ist, nach Jahreszeiten geordnet und es gibt neben den klassischen vier Jahreszeiten noch die fünfte Jahreszeit, die Jederzeit. Wir finden Radieschen-Salat und Spargel-Möhren-Pfanne im Frühling, gefüllte Paprika und Zucchinipuffer im Sommer, eingelegtes Gemüse und Quittensüßspeise im Herbst und Lauchbörek und gefülltes Trockengemüse im Winter. Saisonale Genüsse also. Im Kapitel “Jederzeit” gibt es neben Gerichten wie Salat aus Grünen Linsen oder bunten Käsebällchen auch viele Grundrezepte. Aberundet wird der Rezeptteil durch ein Glossar, das ungewöhnliche Zutaten erklärt. Allerdings habe ich die Einordnung mancher Rezepte nicht ganz verstanden – Warum Pilaw aus selbstgemachten Nudeln oder Knollensellerie in Olivenöl Frühlingsgerichte sind, das bleibt ein wenig im Dunkeln.

Allerdings ist das Meckern auf hohem Niveau. Maßgeblich ist – es gibt viele interessante Rezepte in diesem Buch. Mein Exemplar ist immer noch gespickt mit Klebezetteln. Es wäre wohl eine gute Idee gewesen, die Rezepte zu markieren, die mich nicht interessieren. Ich muss mindestens noch die Zucchini-Börek machen, die Zimt-Walnuss-Schnecken und die Lauch-Laibchen. Außerdem die Linsenküchlein mit pochiertem Ei und….ach, alles Mögliche.

Wie es bei der Reihe üblich ist….Herausgeberin ist Katharina Seiser. Das bedeutet zweierlei: erstens, die Rezepte sind ordentlich redigiert und funktionieren. Und zweitens: es gibt ein nach Zutaten geordnetes Register, in dem man auf jeden Fall findet, was man sucht. Es gibt ein Wort, das diese Art des Arbeitens beschreibt – es lautet “akribisch”.

wachtelbohnen in olivenöl

Ich hatte noch Wachtelbohnen übrig und die Aussicht, ein Gemüsegericht zum jederzeitigen Zugriff im Kühlschrank stehen zu haben, war reizvoll. Also Wachtelbohnen in Olivenöl. Dafür werden die vorgegarten Bohnen mit Aromaten nochmals gekocht. Das Ganze kann dann durchziehen und kommt kalt auf den Tisch. Die Bohnen werden dadurch wunderbar aromatisch; eine feine Sache. Allerdings: wie andere Hülsenfrüchte auch sollen die Bohnen in Salzwasser gekocht werden. Soweit ich weiß, verlängert das die Garzeit ganz enorm. Ich habe lieber erst nach dem Kochen gesalzen.

acma

Açma sind flaumige, knotenförmige Brötchen. Und das Rezept ist ein wenig der Härtetest für türkisches Backrezepte: in der Regel wird da die Flüssigkeit zuerst in die Schüssel gegeben. Und dann soviel Mehl, bis die Teigkonsistenz stimmt. Oft genug ist das bei mir schon so ausgegangen, dass ich so viel Mehl habe zugeben müssen, dass von der Teigproduktion eine Durchschnittsfamilie vier Wochen hätte leben können – nicht so hier. Das Verhältnis zwischen Mehl und Flüssigkeit war in Ordnung. Und die Brötchen? Die waren fein und fanden reißenden Absatz.

röstkarotten mit pekmez und tahin

Karotten habe ich immer da; jede Woche ist ein Pfund in der Abokiste. Meist bleibt davon etwas übrig, so dass ich immer dankbar für neue Ideen bin. Im Ofen geröstete Karotten mit Tahin und Pekmez, das ist so eine Idee. Das süß-nussige harmoniert wunderbar mit den Karotten. Allerdings würde ich die Traubensirup-Tahin-Mischung beim nächsten Mal mit etwas Wasser verdünnen, denn sie war so dick, dass sie die Karotten nicht recht ummanteln wollte. Nach dem Backen hatte ich dann zu viele Überbleibsel von der Marinade auf dem Boden der Form.

salziges gebäck

Salziges Gebäck zum Tee – das war schön zum Knabbern. Der Teig hat mich interessiert, weil er einen relativ hohen Anteil an Essig hat. Zu dominant war der Geschmack aber dennoch nicht. Und der Teig ließ sich wunderbar bearbeiten.

biberli ekmek

Nochmal Teig – diesmal kleine Fladen mit einem würzigen Belag aus Paprikaschoten und Walnüssen und Sesam. Biberli Ekmek heißt das Ganze – und ging beim Nachwuchs glatt als Mini-Pizza durch :-)

aubergineneintopf mit linsen

Der Auberginen-Eintopf mit Linsen ist ein schönes Schmorgericht – alle Zutaten werden in einen Topf geschichtet und garen längere Zeit bei niedriger Hitze. Aberginen und Linsen waren auf den Punkt und schön aromatisch war das Ganze auch.

manti

Manti – winzige Nudelteigtäschen. Klar, dass ich die probieren musste. Die Füllung mit Kichererbsen war mir neu, ebenso wie die niedliche Schiffchen-Form. Praktischerweise werden die Manti bei dieser Machart im Ofen gegart – da muss man keine Befürchtungen haben, dass sie im Wasser aufgehen. Die Täschchen stießen bei uns allen auf große Gegenliebe – die wird es sicher noch öfter geben.

eingelegte tomaten

Im Lieblings-Orientladen gab es grüne Tomaten – die habe ich erfreut mitgenommen und eingelegt Der Geschmackstest nach ein paar Wochen fiel positiv aus und schön knackig waren die Tomaten auch.

Fazit? Der Blick in die Schatzkiste macht Spaß. Das Buch präsentiert bekannte Klassiker der türkischen vegetarischen Küche ebenso wie unbekanntere Gerichte. Die Rezepte sind alltagstauglich. Und auch unbeübtere Küche sollten mit den gut strukturierten Rezepten zu schönen Ergebnissen kommen.

  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
  • Verlag: Brandstätter Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3850339155
  • 34,90


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