Kochbuch-Rezension: Orientalisch vegetarisch * Greg & Lucy Malouf

Von Magentratzerl

Die Bücher von Greg und Lucy Malouf sind eine feste Größe auf dem Kochbuchmarkt. Greg Malouf ist Koch und Betreiber eines Restaurants in Melbourne, seine ehemalige Frau Lucy Journalistin (ich wollte Food Writer schreiben….mangels adäquater deutscher Übersetzung. Hat jemand ein Wort für mich? ).

Nun also ein vegetarisches Kochbuch. Warum eigentlich? Nun, Greg Malouf schreibt in seinem Vorwort von Exzessen, von 2 Herztransplantationen und davon, dass ihm Gemüse im Blut liegt. Immerhin ist er libanesischer Abstammung. Und so hat er sich vorgenommen, mehr Gemüse zu essen. Und stellte dabei fest, dass es köstlich schmeckt. Ein Ansatz, der sicher nachahmenswert ist.

Zuerst sei einmal festgestellt: das ist ein sehr schönes Buch geworden. Fast zu hübsch, um es den Anforderungen in der Küche auszusetzen: großformatig, mit Golddruck auf dem Cover und qietschegelb gefärbtem Schnitt. Mattes, Papier, Fadenheftung….so macht das Blättern Spaß. Das Layout der Rezepte ist schön übersichtlich: auf der linken Seiten sind die Zutaten aufgelistet, rechts steht das Rezept. Die Fotos? Einerseits mag ich sie. Sie sind gestylt, aber nicht zu sehr. Es überwiegen dunkle Hintergründe und solche aus gealtertem Holz – das wirkt edel. Andererseits hatte ich ein paar Mal das Erlebnis, das mein Essen zwar geschmeckt hat, mit dem Gericht vom Rezept-Fotos aber recht wenig gemeinsam hatte. Ich weiß zwar, wie so etwas zustande kommt, aber ein wenig Frust bleibt dann doch…

Jetzt aber zu den Rezepten: mehr als 130 finden wir da, geordnet nach Frühstück, Broten, Butter und Marmelade, Dips und Aufstriche, Pickles, Suppen, gefülltes Gemüse, Frittiertes, herzhaftes Gebäck, Salate mit rohem und gegartem Gemüse, warme Gemüsegerichte, Getreide, Reis und Hülsenfrüchte, Pasta und Couscous. Natürlich gibt es auch Süßes. Nachtisch, Eiscreme, süßes Gebäck, Kuchen und Kekse warten da. Ich habe ja die Eigenart, nachkochenswerte Rezepte mit kleinen Zetteln anzumarkern. In diesem Falle wäre es wohl mal wieder schlauer gewesen, die Rezepte anzumarkern, die ich nicht probieren möchte. Soll ich mal was aufzählen? Also, ich muss unbedingt noch das Zucchiniomelette mit Minze und Gouda machen, die orientalische Pizza mit den verschiedenen Toppings, die selbstgemachte und die mit Salzzitrone aromatisierte Butter. Shanklish selber machen wäre auch eine Idee, genau wie Möhren sauer-scharf einlegen oder das Tomaten-Kichererbsen-Curry mit Kokos und Koriander. Ah, und Tarbouche, die libanesichen Schokoküsse. Also, kurz gesagt…das Buch ist voll mit Inspirationen.

Die Rezepte sind gut strukturiert und funktionieren. Zu jedem Rezept gibt es eine kleine Einleitung, oft auch Ideen für Varianten oder Vorschläge für Beilagen. Dann hätten wir noch ein Glossar: wichtige Zutaten werden da erklärt, außerdem Maße und Gewichte und Backofentemperaturen. Und ja, ein Register. Nach Zutaten und mit Querverweisen. Damit kann man bei mir immer punkten, denn ich stehe gerne mal vor dem Kühlschrank und überlege, was ich mit dem Rest Halloumi, den zwei Zucchini und mit der Zitrone, die da noch rumliegen, machen könnte.

Ich hatte mir das Buch noch nicht richtig angesehen, da stand ich schon in der Küche und schob Tomaten zum Trocknen in den Ofen. Und zwar, weil die Tomaten erst in einer Marinade aus Olivenöl, Essig, Granatapfelsirup, Sumach und Thymian baden dürfen, bevor sie getrocknet werden. Das gibt ihrem Geschmack nochmal eine ganz neue Dimension – klasse. Die restliche Marinade habe ich gesalzen und als Salat-Dressing verwendet. Auch schön :-)

Türkische Eier – das ist ein Gericht aus dem Frühstückskapitel. Dazu werden Eier auf einem Bett aus Spainat im Ofen gegart. Gegen Ende der Garzeit kommt noch eine Joghurtcreme mit Paprika darüber. Sah bei mir leider ziemlich unattraktiv aus, hat aber herrlich geschmeckt. Das einzige Manko: Das Bett sollte aus 500 gr. frischem Spinat bestehen; das war etwas wenig und hat kaum den Boden der Auflaufform bedeckt. Beim nächsten Mal würde ich mehr Spinat nehmen.

Zu den Eiern haben wir die hübschen kleinen Jou-Jou-Fladenbrote gegessen: Das sind Brote aus einem einfachen Hefeteig, die wirklich sehr klein sind. Sie werden im sehr heißen Ofen gebacken und gehen dadurch kissenartig auf. Für ordenlich Geschmack sorgt Sesam.

Nicht empfehlen kann ich Fetastangen mit türkischem Chili; das einzig und allein aus dem Grund, dass sie süchtig machen. Das buttrige, blättrige Knabbergebäck aus Mürbteig war bei uns so schnell weggefuttert, dass ich nicht mehr viel für’s Foto retten konnte. Beim nächsten Mal muss ich wohl die doppelte Portion machen.

Teigtaschen muss ich natürlich testen – in diesem Fall Sambuseks mit Kürbis-Oregano-Füllung. Ein mürber Teig mit einer würzigen Füllung. Sehr schön.

Der Kartoffel-Artischockeneintopf mit Basilikum-Crème-fraiche wird im Ofen geschmort. Geschmeckt hat die Kombination sehr fein. Irrtiert hat mich aber, dass auf dem Foto deutliche Röstaromen zu erkennen sind – mein Eintopf blieb vornehm bleich.

Die Möhrentajine mit Kichererbsen war traumhaft. Das lag zum einen an der mit Honig, Kreuzkümmel und Koriander aromatisierten Soße und an der Bindung mit Joghurt. Der Knaller sind aber die Honig-Pinienkerne als Topping.

Fazit? Daumen hoch! Wer sich für die orientalische Küche interessiert, der wird dieses Buch lieben. Es bietet sehr viel Inspiration für die verschiedensten Anlässe. Man muss kein Vegetarier sein, um das Buch zu mögen, denn die Bandbreite der Rezepte ist sehr groß. Allerdings sollte man ein wenig Kocherfahrung mitbringen: das ist kein Grundlagen-Kochbuch. Manches Rezept erfordert ein paar Arbeitsschritte mehr und oft sollte man auch ein wenig Zeit mitbringen. Aber der Einsatz lohnt sich :-)

  • Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
  • Verlag: Dorling Kindersley
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3831028351
  • 29,95