Kennt Ihr „Chef’s Night out“? Das ist eine Videoserie des Teams von Vice, genauergesagt von dessen Essenssparte Munchies. Das Konzept ist einfach – man besucht eine/n Küchenchef/in im Restaurant, zieht anschließend mit ihm/ihr um die Häuser (in der Hoffnung, dass er/sie sich betrinkt) und kehrt danach zusammen in die Restaurantküche zurück, in der dann gekocht, worauf man gerade Lust hat. Wer einmal reinschauen möchte: unter diesem Link findet Ihr einige Folgen in voller Länge.
Aus den Rezepten und Geschichten hat man nun das vorliegende Buch gemacht. Bisher wirde es nicht übersetzt, ich stelle Euch also das amerikanische Original vor. Das Ganze ist so aufgebaut, dass sich Geschichten und Rezepte gegenüberstehen; will heißen: Es gibt erst einen kleinen Artikel, in der dem oder jeweilige Koch oder Köchin vorgestellt und die Geschichte der mit ihm gedrehten Sendung erzählt wird. Danach kommt dann das Rezept, das in der Sendung gekocht wurde. Besucht hat man nicht nur amerikanische Küchenchefs; es gab auch Ausflüge nach Kanada, einige Stories sind aus Dänemark und auch der in Wien wirkende Konstantin Filippou hat seinen Platz.
Geordnet sind die Rezepte thematisch. Es gibt die Kapitel Drinks, Sandwiches, Sachen mit Tortillas, Hardcore, Pasta, Reis und Körner, Fleisch und Meeresfrüchte, Nachtisch und Essen, das einen Kater vertreiben soll. Die Rezepte sind zum Teil nichts für schwache Nerven
Was gibt es also zu essen? Da wären zum Beispiel David Changs Pork Buns bei den Sandwiches, es gibt ein spannendes Rezept zum Selbermachen von Fernet Branca, wir essen Pulled Pork Tacos, Poutine (also Pommes frites, Käse, Bratensauce) mit Hühnchen Tikka. Es gibt frittierten Camembert, Rührei mit Kartoffelchips gegen den Kater, Garnelensaganaki mit Feta und Tomaten, Mac and Cheese mit Sauce und Speck oder Schokoladenkuchen mit Stout und Buttercreme.
Die Rezepte sind so unterschiedlich wie ihre Erfinder. Es ist, wie gesagt, ein amerikanisches Buch, und so findet man unter den Maßangaben Quarts, Pounds und Cups; und natürlich sind auch die Gradangaben für’s Backen in Fahrenheit. Aber das kann man ja alles leicht umrechnen. Ich hatte jedenfalls keine Schwierigkeiten mit den Rezepten.
Noch ein Wort zur Optik: das Rezept-Layout ist sehr übersichtlich. Oben stehen in Spalten die Zutaten, dann eine fett gedruckte Überschrift, dann schließlich die Arbeitsanleitung. Von den Küchenchefs gibt es keine Fotos, sie wurden gezeichnet. Die Gerichte wurden fotografiert; da finde ich die Ästhetik etwas eigen. Das Ganze erinnert mich an die 70er Jahre, was aber gut zum Spaß-Konzept des Buches passt.
Jacket Potatoes sind gefüllte Ofenkartoffeln; in diesem Falle nach einem Rezept des Restaurant Kadeau, Dänemark. Große Kartoffeln werden gebacken und halbiert. Man kratzt das Fruchtfleisch heraus, vermischt es mit den Zutaten der Wahl, füllt die Kartoffeln und backt sie ein zweites Mal. In diesem Fall kommen in die Füllung kurz vorgegarter Brokkoli, Crème Fraîche, Speck und Käse. Die Kartoffeln fanden reissenden Absatz.
Ochsenschwanz – ich liebe Ochsenschwanz. Klar, dass ich das Ochsenschwanzcurry nach State Bird Provisions ausprobieren musste. Das Curry wird üppig gewürzt und schmurgelt fast die ganze Zeit im Ofen vor sich hin. Das Ganze dauert, aber man muss kaum arbeiten. Die Sauce kommt von Kokosmilch und Tomaten. Dazu werden Roti serviert – das Ganze ist eine Abkürzung von Roti Canai, nicht so aufwändig wie das Original, aber flauschig und buttrig.
So, und jetzt mal etwas, dass wirklich zu großen Mengen Alkohol passt – frittierter Camembert. Das Das ist genau, wonach es klingt – Camembertstücke werden paniert und frittiert, zum Servieren dann mit etwas Ahornsirup beträufelt.
Da gibt es ein Rezept für glasierte Hähnchenflügel. Die Flügel werden erst gebraten, dann in einer Mischung aus Sojasauce, Mirin, Sake und Zucker fertig gegart. Sehr einfach und sehr verlockend, das wird bestimmt ein Standardgericht bei uns. Ich musste statt der Flügel auf Drumsticks zurückgreifen, aber das Ganze war deshalb nicht weniger gut.
Überbackene Nachos mit einem Chili aus Rinderzunge – das musste dann auch noch ausprobiert werden. Für das Chili wird Rinderzunge durch den Fleischwolf gegeben, das ist eine tolle Idee. Die Tortillachips werden dann überbacken mit dem Chili, etwas Picco de Gallo, Paprikaschote und natürlich Käse. Serviert wird das Ganze mit Sour Cream und Eisbergsalat. Vom Ergebnis war ich dann nicht so begeistert, denn die Chips wurden etwas matschig statt knusprig.
Fazit? Mit macht dieses Buch großen Spaß. Ich mag die Geschichten; sie sind spaßig, stellen aber gleichzeitig auch spannende Köche vor. Die Rezepte sind sehr vielfältig – und in aller Regel etwas für Tage, an denen man mal so richtig zuschlagen möchte. Den roh-veganen Paleo-Salat kann man sich dann ja für den Tag danach aufheben
Euer Buchhändler bestellt das Buch bestimmt gern für Euch, Alternativen wären amazon*, bücher.de oder ein anderer Versender.
- Gebundene Ausgabe: 264 Seiten
- Verlag: Ten Speed Press
- Sprache: Englisch
- ISBN-13: 978-0399580086