Paris! Gibt es irgendjemanden, für den das kein Sehnsuchtsort ist? Ich liebe diese Stadt sehr und kann stundenlang durch die Strassen streifen. Und ach, es ist viel zu lange her, dass ich das letzte Mal dort war.
So gesehen, ist Clothilde Dusoulier im Grunde ganz schön privilegiert – sie ist nämlich in Paris geboren und verbringt schon fast ihr ganzes Leben dort. Seit 2003 bloggt sie unter Chocolat and Zucchini – sie war tatsächlich die erste Französin, die einen Foodblog schrieb. Sie hat schon mehrere Kochbücher veröffentlicht und befasst sich nun mit dem Essen in ihrer Heimatstadt.
Das Buch führt uns durch einen Tag und seine möglichen Gerichte – Es beginnt mit Café au lait zum Frühstück und endet spät nachts mit der berühmten Zwiebelsuppe. Und so frühstücken wir pochierte Eier mit Semmelbröseln und süß-sauren Zwiebeln, oder die mit Kichererbsencreme gefüllte russische Avocado und essen dann Kartoffelchipsomelette (ja, es ist das, wonach es klingt) oder eine Tartine mit Räuchermakrele und Rote-Bete-Relish zu Mittag. Zum Goûter am Nachmittag gibt es Madeleines mit Earl Grey, Macaraons und heiße Schokolade. Dann lockt der Apéro mit armenischen Böreks oder einem klassischen Cocktail wie der French 75. Noch Platz für das Abendessen? Gut, denn es gibt Köstlichkeiten wie Blumenkohl im Briocheteig, Pot au Feu mit Schwein oder Vanilleseis-Profiteroles mit Schokoladensauce.
Das ist kein Buch über die klassische französische Küche im engeren Sinne. In Paris leben viele Einwanderer, die die Küche der Stadt maßgeblich mitprägen. Und so gibt es neben französischen Klassikern wie Brioche oder Frisée mit Ei und Speck auch Hähnchencolombo mit Kochbananen oder Makrouts.
Die Rezepte sind gut aufbereitet und funktionieren. Die Zutaten sind gut erhältlich. Zu jedem Rezept gibt es eine interessant zu lesende Einführung, oft auch Variationen und zusätzliche Küchentipps.
Nun beschränkt sich Clothilde Dusoulier aber nicht auf Rezepte, sondern sie schlendert mit uns durch die Stadt. Sie erzählt uns etwas über die Tradition des nachmittäglichen Goûter, zeigt uns Plätze, an denen man in Paris gerne picknickt, stellt uns berühmte Bäckereien, Metzger oder Chocolatiers vor, nimmt uns mit auf den Markt und vieles mehr. Man bekommt einen wunderbaren Einblick in die Lebensart der Stadt.
Noch einige Worte zur Aufmachung: das ist ein hochwertiger Band mit Fadenbindung, Lesebändchen und mattem Papier in gedecktem Farbton. Es gibt sehr viele Fotos, nicht nur von den fertigen Gerichten, sondern auch aus der Stadt; man unternimmt so tatsächlich eine Reise nach Paris, das ist toll.
Die Idee für das Roggenbrot mit Miso stammt von Gontran Cherrier. Es ist ein reines Roggenbrot; gebacken wird im einem Hefe-Vorteig, in den Hauptteig kommt dann statt Salz etwas Miso. Das Brot schmeckt nicht stark nach Miso, es ist ausgewogen und vollmundig. Bei mir kommt ab sofort öfter mal Miso an den Brotteig…
Nochmals Brot, aber diesmal mit Schokolade. Es ist etwas Kakao im Teig; original auch noch Bitterschokolade. Ich hatte statt dessen Kakao-Nibs. Der Teig geht über Nacht; das ist gut für Geschmack und Konsistenz. Das Brot ist schokoladig, aber kaum süß.
Linsensuppe – dafür kann man ja im Grund nie genug Rezepte haben. Diese hier ist schön gemüsig, weil Fenchel drin ist. Und schön herzhaft, weil auch angebratene Bratwurst mitgart.
Arlettes sind eine Art Kekse: Blätterteig wird mit Puderzucker bestäubt, zu Schnecken gerollt, mit mehr Puderzucker zu Ovalen ausgerollt und gebacken. Die Arlettes werden knusprig und blättrig und der Zucker karamellisiert – toll. Mit der Ofentemperatur bin ich aber nicht klar gekommen; da musste ich höher gehen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Bœuf Bourguignon muss man nicht mehr vorstellen, oder? Die vegetarische Variante Champignon Burguignon vielleicht auch nicht mehr, sie hinterläßt ja seit Jahren ihre Spuren im Netz. Diese Version hier schmeckt aber besonders gut: sie wird mit Miso gewürzt (ich hatte sehr dunkles, daher die Farbe…), die einzige Flüssigkeit, die verwendet wird ist Rotwein, etwas Kartoffel und Karotte sind noch dabei – eine vollmundige Portion Gemüse.
Süß servierte Dutch Babies kennt man ja – aber es gibt tatsächlich eine herzhafte Ursprungsvariante aus Frankreich: hier heißt der soufflierte Pfannkuchen Pascade, weil er früher zur Osterzeit serviert wurde. Es wurden die Eier aufgebraucht, die während der Fastenzeit nicht verwendet wurden.
Das Lammragout auf Auberginensauce hat uns rundum überzeugt. Clothilde Dusoulier isst das Ragout gerne in einem Lokal in der Nähe der Porte Saint Denis und hat sich das Rezept geben lassen. Das geschmorte Lamm auf der reichhaltigen Sauce auf Basis von Bechamel und gegrillten Auberginen ist schlicht ein Festessen.
Fazit:
Clothilde Dusoulier nimmt uns mit auf einen kulinarischen Streifzug durch Paris. Vom Frühstück bis zum Mittagessen schlemmen wir uns durch die Stadt, lernen Restaurants und Lebensmittelgeschäfte kennen. Man kann sich Paris in die heimische Küche holen, bekommt aber auch tolle Tipps für eine Reise.
- Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
- Verlag: Christian Verlag GmbH
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3959612739
- € 29,99