{Kochbuch]: Jamie’s Superfood für jeden Tag * Jamie Oliver

Von Magentratzerl

Ich hab die Bücher von Jamie Oliver ganz gern. So, jetzt ist es raus ;-) Zu seinen Anfangszeiten war ich ein großer Fan, dann ließ die Liebe etwas nach. Aber ein paar Bücher habe ich im Regal stehen und ich greife gerne auf sie zurück. Besonders angetan hat es mir “Essen ist fertig“*  – das hat mir schon aus mancher Klemme im Küchenalltag geholfen.

Und jetzt also Superfood – warum denn das? Das ist ja nicht, was man von Jamie gewohnt ist. Er ist ja eigentlich eher der unbekümmerte Typ, der großzügig mit Olivenöl und Parmesan um sich wirft. So hat sich zum Beispiel Christina reichlich gewundert über die neue Linie. Nun, Jamie Oliver ist 40 geworden und das hat gewissen Denkprozesse ausgelöst. Und so hat er sich auf die Suche gemacht nach einem gesünderen Lebensstil. Wobei der Titel etwas missverständlich ist: es geht nicht um den breitgestreuten Einsatz der gerade zu trendigen Superfoods wie Chia, Quinoa und Konsorten. Die kommen schon mal vor, sind aber nicht das Anliegen des Buches. Das Anliegen ist eine gesunde, ausgewogene Ernährung, die einen mit Energie versorgt und gerne auch mal heilend wirken darf. Der Focus liegt auf einem großen Anteil von Gemüse und Obst und auf Vollkornprodukten. Ziel ist ein optimales Verhältnis von Energiegehalt (also Kalorien) und Nährstoffen (also Vitamine, Mineralien, Eiweiß und so fort).

Ich fange außen an: die Optik des Buches macht Spaß. Solide Bindung, sonniges Layout, Lesebändchen. Ich hatte ja da Glück, im Rahmen einer Presseveranstaltung vorab einen Blick in das Buch werfen zu können und war sehr überrascht: das liegt an der Bildsprache. Die Fotos hat diesmal nicht David Loftus gemacht, sondern Jamie Oliver selbst. Schön sind sie geworden, aber auch natürlich. Mag ich :-).

Die Rezepte sind unterteilt in Mahlzeiten: Frühstück, Mittagessen, Abendessen, außerdem Snacks und Getränke. Und was gibt es zu essen? Nun, zum Frühstück zum Beispiel Eier mit gepufften Bohnen, Kirschtomaten und Ricotta auf Röstbrot, Smoothie-Pfannkuchen mit Beeren, Banane, Joghurt und Nüssen oder arme Ritter mit Beeren. Mittags bekommen wir grünen Asia-Salat mit Tofu, Nudeln und Sesamöl, Gemüseomelette mit Tomaten-Chili-Salsa oder Hühnchen-Brot-Kebaps mit Blutorange, Spinat und Feta. Abends gibt es dann zum Beispiel goldbraun gebratene Hähnchenbrust mit Minzsauce und Frühlingsgemüse, Kürbis-Dal mit Spezial-Spiegeleiern und Papadums oder Wolfsbarsch mit Erbsen, Minze und Spargel-Karotten-Püree. Bei den Snacks werden verschiedene Salate präsentiert, die jeweils 100 Kalorien haben, es gibt Popcorn (da findet sich mein neues Laster – Popcorn mit Marmite) oder Frozen Joghurt. Die Getränke glänzen mit Tees (Frenchel, Zitrone und Honig ist sehr lecker) und aromatisiertem Wasser.

Die Rezepte sind ihrem Energiegehalt nach ausgeklügelt: die Rezepte für das Frühstück haben unter 400 Kalorien, die Hauptmahlzeiten jeweils weniger als 600; die Snacks 100 Kalorien. Bei jedem Rezept Energiegehalt, der Gehalt an Fett, gesättigten Fettsäuren, Eiweiß, Kohlehydrate, Zucker und Ballaststoffe aufgelistet. Und natürlich steht da auch, für wieviele Portionen das Rezept berechnet ist und wieviel Zeit man für die Zubereitung braucht. In einer kleinen Vorbemerkung erfahren wir außerdem, was wir uns mit dem Essen Gutes tun; oft gibt es auch zusätzliche Tipps. Die Rezepte sind übersichtlich strukturiert: jedes Rezept nimmt eine Doppelseite ein – rechts das Foto, links der Text. Die Zutaten stehen am Seitenrand, die Arbeitsanleitung daneben. Manchmal hätte ich mir in den Arbeitsanweisungen ein paar Absätze mehr gewünscht, das wäre übersichtlicher gewesen. Dafür fehlte wohl der Platz; jeder Text hat “nur” eine Seite bekommen. Etwas irritiert hat mich auch, dasss immer lediglich von “Vollkornmehl” die Rede ist; die Sorte kann da ja durchaus einen Unterschied machen.

Am Ende des Buches gibt es noch eine Grundlagenteil; Gut leben, gesund genießen, glücklich sein, so heißt er. Hier gibt es Infos  darüber, wie man einen ausgewogenen Teller zusammenstellt, über Kohlehydrate, Fette und Eiweiß. Es wird eine Lanze für die Milch gebrochen, erklärt, warum kohlehydratarme und eiweißlastige Ernährung (ich sage nur Low-Carb und Paleo) auf Dauer nicht gesund ist und warum Kokosöl im Übermaß auch kein Wundermittel ist. Es gibt Einkaufstipps, Kapitel über Schlaf und den Umgang mit Alkohol. Das Ganze ist anschaulich und fröhlich geschrieben – und ganz ohne erhobenen Zeigefinger. Merkwürdig fand ich, dass bei den angestrebten 5 Portionen Gemüse und Obst am Tag auch Dosenware einfließen soll.

Gut, wir sprechen von gesunden Rezepten – zweifellos. Aber schnmeckt es denn auch? Ja, tut es. Mir haben die Rezeptideen gefallen. Es wird schön viel Gemüse und Obst in die Mahlzeiten geschmuggelt; das ist genau meine Kragenweite. Ich muss gestehen, dass ich bisher Vollkornreis und Vollkorn-Pasta nicht so viel abgewinnen konnte; das hat sich tatsächlich geändert. Ich werde nun öfter danach greifen.

Pasta geht hier immer. Und die Variante mit Bohnen, Lauch und Artischockenherzen hat mich gleich angelacht. Es werden Vollkonnudeln verwendet und die Sauce glänzt außer mit Bohnen noch mit einer ordentlichen Portion Gemüse. Abgerundet wird das Ganze durch etwas Lorbeeröl. Dennoch…..ich fand das Gericht nicht schlecht, aber ein wenig langweilig.

Die “Fabelhaften Fisch-Tacos” haben ihren Namen wirklich verdient, sie sind fabelhaft: selbstgemachte Fladen werden gefüllt mit Fisch und Paprika. Dazu gibt es einen frisch abgeschmeckten Krautsalat  – im Original Rotkraut, bei mir Chinakohl – und eine Kiwi-Salsa. Die Salsa ist gewagt, passt aber perfekt zu den Tacos.

Die Harissa-Waffeln stammen aus dem Frühstückskapitel. Serviert werden die mit Harissa angereichterten Waffeln aus Vollkornteig mit Sesam-Spiegeleiern, einem kleinen Salat und etwas Chili-Sauce – ein perfektes Wochenend-Frühstück, das Energie für den Tag gibt.

Das Schweinefilet mit Apfelsauce, Reis und Grünzeug ist ein schönes Beispiel dafür, wie das Buch es schafft, jede Menge Gemüse und Obst in den Rezepten unterzubringen: zum Filet gibt es eine Sauce aus Apfel, Ingwer und Joghurt, gedämpften Brokkoli und glasierte Karotten mit Orangensaft – Daumen hoch! Ich habe bloß nicht ganz verstanden, warum ich erst zwei Äpfel für die Sauce garen und dann nur die Hälfte davon verwenden soll.

Pilzcurry: dafür werden Pilze in einer (fast) klassischen Currysauce gegart. Angereichert wird die Sauce mit etwas rasch selbstgemachtem Quark. Bei den Tomaten habe ich mir etwas beholfen und auf Kirschtomaten aus der Dose zurückgegriffen. Zum Curry gibt es Vollkornbasmati mit Linsen.

Nochmals Wohlfühlpasta  – Carbonara in schlank. Vollkornspaghetti mit einer Sauce aus gegarten Erbsen, Joghurt und Ei. Als Topping knusprig gebraten, zerbröselte Speckscheiben. Uns hat es geschmeckt.

Und, wie ist es, das Buch? Ich mag es. Sehr. Mir gefallen die Rezepte, die ausgewogen und alltagstauglich sind und bei denen der Genuss nicht zu kurz kommt. Mir gefällt die Einstellung, die dem Buch zugrunde liegt. Und ich mag den fundierten Theorie-Teil – ganz ehrlich, da habe ich schon einiges gelesen, und das meiste davon war weitaus weniger unterhaltsam.

  • Gebundene Ausgabe: 312 Seiten
  • Verlag: Dorling Kindersley
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN: 978-3831028931
  • € 24,95