„So why should people cook more? It’s a life skill“
So sagt es Jamie Oliver im Pressevideo für dieses Buch. Und ja – das ist genau der Grund, weswegen ich ihn mag. Es mag Kritikpunkte geben, aber er ist derjenige, der es geschafft hat, ganz viele Menschen zum Kochen zu bringen. Solche, die sich nicht getraut haben. Solche, die zu träge waren. Das ist ein Verdienst, das nicht hoch genug gewürdigt werden kann.
Nun hat Mr. Oliver ja vor einiger Zeit ein Ernährungsdiplom gemacht und natürlich schlägt sich das auch in seiner Arbeit nieder. Ihr erinnert Euch doch sicherlich noch an das „Superfood für jeden Tag„? Das hier ist der Nachfolger, der gesunde Kochgewohnheiten in den Familienalltag bringen soll.
Ich fange einfach mal von außen an. Wir haben es mit einem solide gearbeiteten Hardcover in quietschorange zu tun. Das sieht man aber nicht gleich (also, das Quietschorange), denn da ist der Schutzumschlag vor. Es gibt ein Lesebändchen, was für manch einen ja wichtig ist. Ich tendiere bei Büchern, die ich mag, ja eher zu Klebezetteln. Das Layout gefällt mir: jedes Rezept hat eine Doppelseite bekommen. Auf einer Seite finden wir das Rezept, gegenüber das passende Foto. Wie schon im vorherigen Buch auch hat Jamie Oliver die Fotos selbst gemacht. Ein wenig Show muss sein, und so findet sich auch manches Foto von Jamie und seiner Frau Jools. Das ist vorhanden, aber nicht penetrant.
So, jetzt zu den inneren Werten: das Buch ist darauf abgestimmt, eine Familie mit gutem Essen bei Laune zu halten. Es gibt also Ideen für das Frühstück und für Gerichte, die ganz fix auf dem Tisch stehen. Danach sind Klassiker dran, die in jeder Familie regelmäßig auf dem Tisch stehen. Die werden entstaubt, kriegen ein paar Nährstoffe mehr und ein paar Kalorien weniger verpasst. Darauf folgen Salate, Currys und Eintöpfe, Ofengerichte, Pasta und Risotto, Suppen und ein Kapitel, das sich dem Thema „Kochen auf Vorrat“ widmet.
Ihr wollt Kostproben? Na gut. Wie wäre es mit englischer Frühstücks-Frittata oder Mango-Lassi-Müsli zum Frühstück? Wenn es mal schnell gehen soll warten Ideen wie Bratreis mit Ei, Sesam und Tofu oder Sesam-Hühnchenbrust mit Erdnusssauce, Asia-Salat und Reisnudeln oder Garnelencurry mit Tamarinde aus Sri Lanka. Bei den Klassikern warten Hähnchen-Fajitas mit Vollkorn-Tortillas und reichlich Gemüse, Gemüsechili mit Ofenkartoffeln oder Ratatouille-Pastete. Danach essen wir Tandoori-Hähnchensalat oder Nudelsalat mit Garnelen und Passionsfrucht-Dressing. Eintöpfe sind ja Klassiker in der Familienküche. Es warten afrikanisches Garnelencurry mit Okra und Reis, Rindfleisch-Guiness-Eintopf oder Ghurka-Gemüsecurry. Wir essen brasilianischen Fischauflauf aus dem Ofen, Pasta agrodolce mit Paprikagemüse und Ricotta, Minestrone in vier jahreszeitlichen Varianten oder schwarze Bohnensuppe mit pochiertem Ei. Und wenn ich wieder Platz in meiner Tiefkühle habe, dann mache ich mich über das Vorratskapitel her: da gibt es unter anderem selbstgemachte Hähnchennuggets, Pesto auf Vorrat, verschiedene Currypasten und eine Tomatensauce mit extra viel Gemüse.
Die Rezepte sind gut aufgebaut und funktionieren. Zu jedem Rezept gibt es eine Einleitung, oft auch zusätzliche Küchentipps für Aufbewahrung, Einkauf oder Rezeptvarianten. Für Interessierte: Nährwertangaben gibt es auch; dabei steht dann auch wieviele der angestrebten Portionen Obst und Gemüse das Rezept hergibt. Abgerundet wird das Buch durch ein nach Zutaten geordnetes Register, in dem man findet, was man sucht.
„Superfood for Family and Friends“, so lautet er ja, der Untertitel des Buches. Das läßt mich seufzen. Nein, dies ist kein (weiteres) Buch, das auf der Superfood-Welle reitet. Ein paar Mal wird Quinoa verwendet, das war es dann aber auch. Und es gibt am Ende des Buches ein Kapitel mit Tipps zu ausgewogener Ernährung, Flüssigkeitszufuhr, Zucker, Verdauung und anderem. Ziel des Buches ist schlichtweg, im Familienleben ausgewogene Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen, die allen schmecken. Erreicht wird das, indem in jede Mahlzeit schön viele Nährstoffe über Gemüse, Vollkorn und andere hochwertige Nahrungsmittel gepackt werden.
ich habe mit Fleischbällchen angefangen – mit Riesenfleischbällchen, um genau zu sein. Die Bällchen haben einen besonderen Dreh: die Masse besteht nicht nur aus Fleisch, sondern hat auch noch einen guten Anteil gegarte schwarze Bohnen. Gefüllt sind sie mit einem Klecks Hüttenkäse. Sie werden auf Tomatensauce im Ofen gebacken und mit einer Salsa aus Mango und roter Paprika serviert. Eine feine Sache.
Der Hähncheneintopf mit reichlich Frühlingsgemüse hat uns auch Spaß gemacht: Das Gemüse hat die richtige Konsistenz, das Fleisch ist schön zart und das Aroma stimmt dank Minze und Speck auch. Graupen und Kartoffeln machen ordentlich satt.
Ich liebe Risotto, und entsprechend gut hat mir auch das Tomaten-Risotto gefallen. Die Tomaten dafür kommen aus der Dose und steuern ihr Aroma über die Brühe bei. Als kleinen Kick gibt es einen Klecks Basilikum-Knoblauch-Sauce oben drauf. Es ist übrigens das einzige Rezept mit Fallstrick, das ich in dem Buch gefunden habe. Da werden die Tomaten mit der Brühe aufgekocht, danach das Basilikum mit einem Schöpfer heiße Brühe gemixt – was nicht sein kann, es wäre dann bestimmt nicht mehr so schön grün.
Ein Kapitel mit Desserts gibt es nicht. Im Vorratskapitel finden wir aber Ideen für Eislollis mit Früchten. Ich habe Schoko-Banane ausprobiert – Banane landet mit Mandelmilch und Kakao im Mixer und wird in Förmchen eingefroren. Ich fand es ganz ok….der Nachwuchs war eher weniger begeistert; es fehlt einfach die Cremigkeit.
Pici rollen macht Spaß – und wenn sie dann noch so herrlich grün sind, dann ganz besonders. Der Teig für die Spinat-Pici wird ganz einfach im Mixer zubereitet. Serviert werden die Pici mit angebratenen Zucchini, Kirschtomaten, Parmesan und Basilikum. Frisch, leicht und aromatisch.
Fazit? Das Buch präsentiert schöne Ideen, die es einem erleichtern, jeden Tag etwas zu finden, was man für die Familie kochen kann. Die Zubereitung läßt sich gut in den Alltag integrieren – und das Essen schmeckt. Das ist mal die Hauptsache. Dass man sich mit den ausgewogenen Mahlzeiten auch noch etwas Gutes tut, ist natürlich auch erfreulich.
- Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
- Verlag: Dorling Kindersley
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3831031597
- € 24,95