Länderküchen sind ja eines meiner Steckenpferde. Die serbische Küche war da bisher ein unbekanntes Gebiet für mich. Dank dieses Buches hat sich das nun geändert. Die Autorin Tatjana Petkovski ist 2011 von Serbien nach Österreich gekommen. Sie hat eigentlich Publizistik studiert, Kochen und das Erforschen von Küchentraditionen gehören aber zu ihren Hobbies. Und so liegt nun ihr Buch über die serbische Küche vor mir.
Das ist ein kleines, schmales Buch. Auf etwas über 100 Seiten werden traditionelle Rezepte aus der serbischen Küche vorgestellt. Das Layout ist hübsch: die Rezepttexte sind grau hinterlegt, Überschriften und Tipps farblich abgesetzt. Die meisten Gerichte haben ganzseitige Food-Fotos spendiert bekommen. Die Fotos sind nur ein bisschen gestylt und stellen das Essen in den Vordergrund – so mag ich das.
Das Buch startet mit einer kleinen Einleitung zur serbischen Küchentradition. Aufgrund der Geschichte des Landes haben sich östliche und westliche Küchentraditionen gemischt – türkischer Mokka gehört genauso dazu wie österreichischer Apfelstrudel. Die Familien waren früher groß und die Armut auch, das schlägt sich auch in der traditionellen Küche nieder. Auch hohe Feste wie Ostern, Weihnachten oder das Familienfest Slava haben Spuren hinterlassen.
Jetzt zu den Rezepten: die sind klassisch strukturiert nach Vorspeisen, Pite und Beilagen, gefolgt von Suppen, Eintöpfen und Salaten. Danach folgen Hauptgerichte, Nachtisch und schließlich noch ein Kapitel über das Haltbarmachen. Kostproben gefällig? Da gibt es Jufkateiggebäck mit Käse oder serbisches Maisbrot vorneweg, Lammeintopf oder Suppe mit Knödeln bei den Eintöpfen. Die Hauptspeisen machen das größte Kapitel aus. Da muss ich dringend noch die mit Bohnen gefüllten getrockneten Paprika probieren, den Pilau mit Hühnerfleisch und auch das Rezept für die Cevapcici (meine Tastatur spukt leider die passenden Strichlein über den „C“s nicht aus). Beim Nachtisch interessieren mich die gefüllten Waffeln oder auch das Vanillegebäck. Und beim Einmachen ist der Klassisker Ajvar ebenso aufgeführt wie eingelegte Paprika oder Feigen in Zuckersirup.
Die Rezepte sind allesamt eher einfach und deftig gehalten. Die Zutaten sind leicht erhältlich. Allerdings sind die Angaben da manchmal ein wenig ungenau…was zum Beispiel mit weißem Käse gemeint ist, konnte ich nicht herausfinden. Jetzt zum Stil: der hat ein wenig Ähnlichkeit mit mündlicher Überlieferung in der Familie. Nicht alle Zutaten sind grammgenau angegeben. Da findet man für eine Suppe durchaus auch mal die Angaben „Suppengemüse, Salz, Pfefferkörner, Petersilie“. Man findet auch nicht unbedingt exakte Garzeiten – gekocht wird, bis die entsprechende Zutat gar ist. Zubereitungszeiten sind aber angegeben, daran können sich weniger erfahrene Köche dann entlanghangeln. Ein bisschen schwierig finde ich auch , dass im ansonsten spannenden Einmach-Kapitel zum Teil mit chemischen Helferlein gearbeitet wird.
Den Anfang machen die gefüllten Mangoldröllchen. Optisch kein Highlight, mir ist der Mangold beim Garen etwas zerfleddert. Die Füllung aus Hackfleisch und Reis ist aber brav in den Rollen geblieben und geschmeckt hat alles sehr gut.
Bohneneintopfmit geräucherten Schweinerippchen, das ist richig deftige Hausmannskost, die uns gut gefallen hat. Allerdings: die Bohnen wollten trotz sehr langer Garzeit nicht recht gar werden. Sie werden zusammen mit den Rippchen gegart; diese gegeben Salz ab, was die Garzeit sehr verlängert. Das nächste Mal würde ich die Bohnen erst einmal ohne die Rippchen vorgaren. Gebunden wird der Eintopf mit einer Einbrenne – jedenfalls wird im Rezept eine hergestellt. Dann findet sie aber keine Erwähnung mehr.
So eine Packung Bohnen ist ja recht ergiebig – deshalb habe ich auch gleich noch Bohnenpüree ausprobiert. Gegarte Bohnen werden dafür gemixt; die Würze kommt von Zwiebel und Paprika.
Moussaka auf serbisch ist einfache Hausmannskost: Kartoffelscheiben werden mit vorgebratenem Hackfleisch geschichtet, darauf kommt ein Guß aus Sauerrahm und Ei – wieder einfach, aber sehr gut.
Der Kartoffelkuchen mit Wurst ist ebenfalls eine einfache, deftige Angelegenheit: in Scheiben geschnittene Kartoffeln werden mit Zwiebeln und Paprikapulver im Ofen gegart; gegen Ende der Garzeit kommt noch Hartwurst drauf. So ganz zufrieden war ich nicht: Die Kartoffeln werden zum Garen mit Wasser bedeckt, das war zuviel. Es wurde nicht alles aufgesogen, sodass der Kuchen einen eher suppige Konsistenz hatte. Allerdings kann das auch an der verwendeten Kartoffelsorte liegen.
Fazit: Wer sich einmal näher mit der serbischen Küche befassen möchte, der findet mit diesem Buch einen guten Einstieg. Man findet die klassischen Rezepte der serbischen Familien- und Festtagsküche. Die Rezepte sind einfach und gut nachkochbar; bei Mengen und Garzeiten könnte ein bisschen Kocherfahrung manchmal nicht schaden. Vegetarier werden allerdings eher nicht fündig; es wird doch meist Fleisch verarbeitet.
- Gebundene Ausgabe: 111 Seiten
- Verlag: Stocker, L.
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3702016111
- € 16,90