Lange Jahre war Andreas Hoppe im Tatort Ludwigshafen als Mario Kopper, der Kommissar mit den sizilianischen Wurzeln, zu sehen. Damit ist nun Schluss. Aber so ganz losgelassen hat ihn Sizilien nicht. Ganz wie der von ihm dargestellte Mario Kopper hat auch Andreas Hoppe eine große Liebe zur mediterranen Küche. Und so kam es, dass er eine Reise nach Sizilien machte, sich mit dem Land, den Menschen und der Küche befasst und ein Kochbuch geschrieben hat.
Genaugenommen ist Andreas Hoppe zweimal nach Sizilien gereist. Bei seiner ersten Reise lernte er das Land kennen, traf Leute, die ihn gastfreundlich aufnahmen, mit ihm kochten und ihm typische Gerichte zeigten. Auf die zweite Reise kam dann die Fotografin und Kochbuchautorin Cettina Vicenzino mit. Gemeinsam entwickelte man ein Konzept für das Buch, Cettina Vizenzino steuerte Fotos und Rezepte bei. Wer sich für die genaue Entstehungsgeschichte des Buches interessiert, kann sie hier bei Cettina Vicenzino nachlesen.
Das Buch ist unterteilt in verschiedene Kapitel. Andreas Hoppe erzählt darin in Themenbereichen von Ankommen über Trauer, Tanz auf dem Vulkan oder Bergfest poetisch von den geografischen Stationen seiner Reise, von Menschen, Erfahrungen und natürlich vom genossenen Essen. Passende zu den Orten, Menschen und Erlebnissen gibt es dann jeweils die Rezepte.
Die Rezepte haben mich durchaus überrascht. Die italienische Küche ist hierzulande ja gut eingeführt, und auch ich bilde mir ein, auf diesem Gebiet nicht ganz ahnungslos zu sein. Ich habe aber vieles gefunden, das ich noch nicht kannte: ich wußte nicht, dass Mandelmilch in Sizilien gerne getrunken und auch zu Nachtisch verarbeitet wird, die Fleischbällchen in Limonenblättern waren mit ebenso neu wie die Sesambrötchen, die mit einer Kichererbsenschnitte und Kartoffelkroketten serviert werden, sowie die Verwendung von Couscous. Sizilien war immer wieder spanischen, arabischen oder griechischen Einflüssen ausgesetzt und das spiegelt sich in den Rezepten eben wieder.
Die Rezepte sind gut strukturiert und problemlos nachkochbar. Jedes Rezept hat eine Doppelseite bekommen, wobei sich auf einer Seite Zutaten und Arbeitsanleitung befinden, auf der anderen ein Foto des Gerichts. Immer ist angegeben, wie lange man für das Gericht braucht und wie viele Personen davon satt werden und den einen oder anderen Küchentipp gibt es auch. Abgerundet wird alles durch ein alphabetisch geordnetes Rezeptregister.
Noch ein paar Worte zur Optik: vor mir liegt ein Buch mit einem hellen, aufgeräumten Layout. Es macht Spaß, in diesem Buch zu blättern. Cettina Vicencinos Fotos sind sehr stimmungsvoll, sie konzentriert sich bei den Food-Fotos auf das Wesentliche und fängt bei den Fotos von Landschaften und Menschen die Atmosphäre wunderbar ein.
Das allerletzte Sommergemüse aus der Abokiste landete in der Caponata. Aubergine, Paprika etwas Staudensellerie und Kartoffel, tomatig und süß-sauer abgeschmeckt. Ungewöhnlich finde ich die Verwendung von Karotten und Kartoffeln. Das wird es nächsten Sommer wieder geben….
Auch das nächste Gericht hat uns im Sturm erobert: Salsicce mit Kartoffeln in einer Tomatensauce. Salsicce hatte ich nicht; als Alternative werden grobe Bratwürste und etwas Fenchel angegeben, das habe ich verwendet. Die Würste und Kartoffeln werden angebraten, dann schmort alles zusammen in einer Tomatensauce.
Linsensuppe mögen wir. An diese Variante hier kommt eine schöne Portion frischer Orangensaft; serviert wird sie dann mit einem Topping aus gebratenem Knoblauch, Orangenzesten, Rosmarin und Oliven. Das verleiht der einfachen Suppe etwas Besonderes.
Nochmal Orange, diesmal an Huhn: hierfür werden Hühnerschenkel in einer Mischung aus Orangen- und Zitronensaft sowie etwas Knoblauch mariniert. Danach garen sie mit der Marinade im Ofen, werden schließlich mit etwas Orangenmarmelade bestrichen und unter dem Grill gebräunt. Dazu gibt es mit Safran aromatisierten Couscous.
Pasta mit Birne, Ricotta, Honig und Walnüssen mag ungewöhnlich klingen, ist aber einfach toll. Cremiger, nur leicht säuerlicher Ricotta, gebratene Birne und in Honig karamellisierte Nüsse, das ist eine schöne Mischung aus salzig-süß und auch verschiedener Texturen.
Fazit: Da ist ein schönes Buch über Sizilien und seine Küche entstanden. Die stimmungsvollen Geschichten von Andreas Hoppe und die Rezepte und Fotos von Cettina Vicenzino ergänzen sich wunderbar und ergeben zusammen ein Kochbuch, das nicht nur Lust auf die Küche Siziliens macht, sondern einen auch mitnimmt auf die Reise in diesem schönen Landstrich.
- Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
- Verlag: Südwest Verlag
- Sprache: Deutsch
- ISBN: 978-3517096094
- € 24,99