Kochbuch: Barcomi’s Backschule | Cynthia Barcomi

Von Magentratzerl

Cynthia Barcomi muss man wohl kaum mehr vorstellen – ganz kurz tue ich es trotzdem. Die Amerikanerin kam 1985 als Tänzerin nach Westberlin. Mit Schwangerschaft und Kindern kam dann auch das Heimweh, das sie mit Backen zu stillen versuchte. Sie buk nicht im stillen Kämmerlein, sondern eröffnete eine Kaffeerösterei und belieferte Kunden wie das Kaufhaus des Westens und das Hotel Adlon. Inzwischen hat sie mit ihrem Gebäck ein kleines Imperium geschaffen, es gibt neben der Kaffeerösterei auch ein Deli, eine eigene Linie mit Backzubehör, und zahlreiche Fernsehauftritte. Und sie gibt ihr Wissen in Büchern weiter – dieses hier ist bereits das sechste.

Eine Backschule also. Schauen wir mal hinein: Das Buch deckt nicht nur süßes Gebäck ab, sondern es geht auch um Brot und anderes herzhaftes Gebäck. Es geht los mit klassischen, einfachen Rührkuchen, gefolgt von luftigem Chiffon und Biskuit, von Pies und Quiches und Hefegebäck. Danach gibt es Kapitel, für die Cynthia Barcomi etwas mehr Experimentierfreude und Mut voraussetzt: Sauerteig, Brandteig, Strudelteig, Plunderteig und Blitzblätterteig. Ihr merkt schon – da gibt es eine große Vielfalt; es gibt fast nichts aus dem Bereich des Backens, das nicht abgedeckt wird.

Die einzelnen Kapitel beginnen jeweils mit einer persönlich geschriebenen Einführung, in der ganz genau erklärt wird, worauf man achten muss, um die jeweiligen Rezepte erfolgreich zu backen. Danach folgen die Rezepte, die sehr abwechslungsreich sind. Es gibt über 80 Rezepte aus neun Grundteigen. Das reicht von klassischem Rührkuchen mit Orangen und Buttermilch über Schokoladen-Chiffon-Torte mit Frosting, Scones mit Käse, gefüllten süßen Hörnchen oder Monkey-Bread bis hin zu Landbrot mit Sauerteig, Eclairs und Zimtknoten aus Plunderteig.

Wichtig ist dann noch das Kapitel mit den Cremes und Frostings. Denn zusammen mit den Grundrezepten aus den vorangegangene Kapiteln ermöglichen diese es, nach dem Baukastenprinzip eigene Backwerke zu kreieren. Dieser Möglichkeit ist auch ein eigenes Kapitel gewidmet. Es werden jeweils für einen klassischen Rührkuchen, für Streuselkuchen, Cupcakes, Brownies, Biskuit, Chiffon-Cake, Madeleines, Pies und für süßes und herzhaftes Brot zahlreiche Variationsmöglichkeiten vorgestellt. Teige, Toppings, Füllungen – überall kann man nach Herzenslust kreativ werden.

Die Rezepte sind schlüssig aufgebaut. Am Rand werden die benötigten Zutaten in der richtigen Reihenfolge aufgeführt. Da wird auch erwähnt, welche Temperatur die Zutaten haben sollen. Zubereitungszeit, Backzeit und Schwierigkeitsgrad werden gesondert aufgeführt und bei komplexeren Rezepten gibt es zusätzlich noch Step-by-Step-Fotos.

Noch ein Wort zur Optik: Das ist ein Buch mit aufgeräumten, hellen Layout, ein bisschen verspielt, aber nicht zu sehr. Es gibt viele ganzseitige Food-Bilder und ein Lesebändchen. Auch Cynthia Barcomi kommt einige Male vor, aber das ist dezent.

Snacks brauchen wir immer, und so haben mich die Semolinabrot-Twisties gleich angelacht. Da gesellt sich ein Vorteig aus Hartweizengrieß zu Käse, Milch und Olivenöl. Das Ergebnis: außen knusprig, innen flaumig, außerdem aromatisch und hübsch anzusehen. Gut, dass ich noch welche für das Foto retten konnte….

Blondies – habe ich tatsächlich noch nie gebacken. Warum eigentlich? Die Blondies waren gut umsetzbar und kamen schön chewy aus dem Ofen.

Bei der Brokkoli-Quiche musste ich mich ärgern, und mir ist eigentlich unklar, ob über das Rezept oder über mich. Da wird im Rezept eine große Menge Mürbteig hergestellt; es steht auch da: für eine eckige Quiche oder zwei runde. Der Teig wird dann irgendwann in zwei Teile geteilt. Der zweite Teil taucht dann im Rezept nicht wieder auf. Wohl aber in einem Küchentipp am Rande; da steht dann: „Rest einfrieren“. Die halbe Menge Teig hätte gereicht, und es gab auch keinen Grund, mehr zuzubereiten. Im übrigen war die Quiche gut und  wurde mit Begeisterung verputzt.

Ich gestehe, bei diesem Rezept habe ich etwas getan, wovor Cynthia Barcomi abrät – nämlich gleich beim ersten Versuch Zutaten ersetzt. Eigentlich kommt in Kürbispüree in den Teig. Ich hatte keinen Kürbis, dafür aber Unmengen an Karotten. Und so wurde es eine Karotten-Biskuitroulade mit Frischkäsefüllung. Und die war so gut, dass sie bestimmt ins Standardrepertoire übernommen wird.

Fazit: Cynthia Bacomi hat ihr Buch hier in München vorgestellt; oben seht Ihr ein paar Eindrücke. Viele Leute sind in Jubel ausgebrochen, als ich erzählt habe, dass ich da hingehe. Ich verstehe jetzt auch, warum. Cynthia Barcomi ist nicht nur eine sehr sympathische Person, sondern sie hat mit ihrer Backschule auch ein grundsolides Buch mit vielen facettenreichen Rezepten abgeliefert. Anfänger werden mit den Rezepten gut zurechtkommen, aber auch geübtere Bäcker finden in dem Buch reichlich Inspiration.


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