Knockando 1964, Glen Mhor 15y, Banff 1974, Glenrothes 1973, Caperdonich 1972, Ardbeg 1977 - Lineup des Raritätentastings

Von Rwarth


Etwas später als geplant - Luzerns Feierabendverkehr sei Dank - verwandelte sich das Restaurant Aubergine in Horw in eine Zeitmaschine mit flüssigem Gold im Gepäck. Ein Raritätentasting mit Einzelflaschen aus den 1960ern und 1970ern stand auf dem Programm.
Ein fulminanter Start mit der 24jährigen Abfüllung von 1964 aus der Brennerei Knockando machte den Anfang. Dieser Whisky wurde gebrannt, als Chruschtschow abgesetzt und durch Breschnew ersetzt wurde, Nelson Mandela zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde und zwischen Glasgow und London der spektakulärste Postzugraub in der Menschheitsgeschichte stattfand.
Als Überleitung zu den 1970ern wählte ich die 15jährige Gordon & MacPhail Abfüllung von Glen Mhor aus. Der Highlander überraschte mit einer Mischung aus Kräuternase, Rauch im Gaumen und einem mittellangen, aber kräftig, würzigem Abgang.
Angeführt wurden die Siebziger durch einen 24jährigen Banff von 1974 (Connoisseurs Choice), die auch sportlich Furore machten. "Rumble in the Jungle" war das Boxhighlight des Jahres (Ali vs. Foreman), während Deutschland mal wieder die Fussball-WM (Zuhause) gewann und sich damit gegen Abba's aktuellen Hit "Waterloo" stemmte.
Glenrothes aus dem Hause Edrington/ Berry Brothers & Rudd folgte mit einer blumigen 27jährigen Abfüllung von 1973 und zeigte, dass im Schicksalsjahr mit einem Oelpreisanstieg von 70 Prozent, dem Militärputsch von General Pinochet in Chile und dem Tod von Bruce Lee, nicht alles negativ war.
Den Abschluss auf dem schottischen Festland machte eine sherrytönige (kein Finishing!) 16jährige Caperdonich-Abfüllung von 1972, das heisst der Single Malt wartete ganze 28(!) Jahre auf die Entkorkung. Eine Rarität der Extraklasse ist die frühe Signatory-Abfüllung, die sich Segelschiffen verschrieb. Zwar gab es ursprünglich 1'200 Flaschen, aber der grösste Teil dürfte wohl getrunken sein.
Zum Schluss wurde noch ein Ardbeg von 1977 kredenzt, dessen Alter ich auf etwa 25 Jahre schätze. Überraschend war seine subtile Note und zwar von der Nase über den Gaumen bis zum Abgang. Angenehm im Rauch, ausgewogen und intensiv. So ganz anders als die jungen Wilden No-Age-Statements-Abfüllungen dieser Tage. Aber vielleicht werden wir ähnliches in 25 oder 30 Jahren bemerken.
Abgerundet wurde das Tasting mit einem auserlesenen Menu, angeregten Gesprächen und schliesslich den besten Wünschen für den Heimweg und einem Wiedersehen am nächsten Tasting.