Knight of Cups

Der Ritter von der traurigen Gestalt kämpft gegen die Windmühlen seines Luxuslebens bis zum offenen Ende eines Existenzialismus-Trips, dem auch Terrence Malick keinen tieferen Sinn geben kann.

Dort, wo der durch die Szenarien driftende Hollywood-Star Rick (Christian Bale) Riesen, Festungen, Heere und holde Jungfern erblickt, zeigt die gleichsam rastlose Kamera nur die monotone Überfülle des Jet-Set. Villen, Studiosets, Partys voller Party-People, allegorische Wahnbilder und eine endlose Parade von Freundinnen, Ex-Freundinnen und verlockenden Fremden. Rick kann alles haben, aber womöglich gerade deshalb will er es nicht: „Ich will nur was fühlen, Mann!

Rick treibt „Verlangen so tief, dass ich mein Leben wegwerfen würde.“ Wonach weiß er offenbar selbst nicht und vielleicht nicht einmal Malick. Er strukturiert seine Kompilation in sieben homogene Kapitel, die er alle außer dem letzten nach Tarot-Karten benennt: The Knight of Cups, The Hanged Man, The Hermit, Judgement, The Tower, Death. Die Suggestivität der Karten, die Rick sich in einer frühen Szene von einer Wahrsagerin legen lässt, legt zusätzliches Gewicht in die bedeutungsschweren Off-Monologe. Sie stammen vereinzelt von weiblichen Nebenfiguren, jedoch großteils von dem übergeordneten Erzähler Ben Kingsley.

  • Knight-of-Cups-@-2014-FilmNation(1)
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Der Protagonist selbst bleibt Beobachter am Rande, der das Reden den anderen überlässt: Cate Blanchett, Natalie Portman, Brian Dennehy, Antonio Banderas, Freida Pinto, Wes Bentley, Isabel Lucas, Teresa Palmer, Imogen Poots, Armin Mueller-Stahl, Jason Clarke und Ryan O’Neal, um nur einige der berühmten Gesichter zu benennen. In Online-Datenbanken sind ihnen Figurennamen zugeordnet, die im Film nie fallen. Auf der Leinwand sind die Gestalten fast ohne Ausnahme Namenlose, was ihre Austauschbarkeit verstärkt. Unter den Statisten sind wer weiß wie viele Hollywood-Produzenten, Designer und Fotografen, die wohl nur Insider alle identifizieren können. Und Models, viele Models. Letztes führt dazu, dass alle Frauen um den Protagonisten auf unwahrscheinliche Weise wunderschön wirken.

Der wandernde Ritter aber findet unter den Prinzessinnen nie seine Königin. Ob solche klischierten Vignetten populäre Mainstream-Konzepte parodieren sollen oder tatsächlich solche Konzepte sind, bleibt der Interpretation überlassen. Wie nahezu alles in dem elliptischen Bilderreigen aus wenigen stimmungsvollen und vielen beliebigen Einstellungen. Bewusst liefert Malick ein zersplittertes Bild seines getriebenen Helden, „Fragmente, Bruchstücke eines Mannes“. Dabei ist die Krise des zur Sorglosigkeit prädestinierten Rick tatsächlich nie existentiell. Agenten und Produzenten mit Briefumschlägen voller Geldbündel umschwirren ihn wie gierige Insekten. Die exzentrischen Treffen der Reichen und Schönen wollen gleich des Films kein Ende finden.

Egomanie, Exzess, Trivialität sind allgegenwärtig, doch Ritter Rick erkennt die Versuchung und erhebt sie über sie: „Die Welt ist ein Sumpf. Du musst darüber hinwegfliegen.“ Die Dekadenz kontrastieren Elendsbilder und verträumte Aufnahmen von Natur und Kindlichkeit. Nicht nur diese filmischen Symbole für Reinheit und Unschuld wirken wie Zitate größerer Filmemacher, in diesem Falle Federico Fellini. Rick lebt das amerikanische Pendant des La Dolce Vita, doch die Off-Stimme weiß: „Wir führen nicht die Leben, für die wir bestimmt sind.

Die Tarot-Analogie beinhaltet eine solche Vorstellung von schicksalhafter Vorbestimmung, doch auch dieser Bezugspunkt wird nie konkret. Der Zuschauer tappt letztendlich im Dunkeln wie Rick und sehnt sich nach Erhellung: „Denn wenn ich auch in Finsternis wandle, träume ich dennoch vom Licht.“ Der Hoffnungsschimmer zeigt sich schließlich buchstäblich am Horizont und verspricht den Ausbruch aus dem Kreislauf im finalen Kapitel Freedom. „Das schöne an Terry (Malicks) Herangehensweise ist, dass er uns nicht gesagt hat, worum es geht“, meint Christian Bale auf der Pressekonferenz. Wer diese Ansicht teilt, könnte auch seine Kino-Odyssee genießen.

Regie und Drehbuch: Terrence Malick
Darsteller: Christian Bale, Natalie Portman, Imogen Poots, Teresa Palmer, Cate Blanchett
Filmlänge: 118 Minuten, gezeigt im Rahmen der Berlinale 2015


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