In Zeiten der Sexismusdebatte und der Diskussion um eine gesetzliche Frauenquote in Unternehmen "vermachte" mir eine Freundin, die ihr Bücherregal entrümpelt hat, ein Buch mit dem Titel "Spiele mit der Macht. Wie Frauen sich durchsetzen" von Marion Knaths. 2008 bei Hoffmann und Campe in der 5. Auflage erschienen strahlt es einen mit der knallig grünen Farbe und den pinken Tupfern förmlich an. Schaut man genauer hin und öffnet die vordere Klappe, so entdeckt man, dass sich die Gestaltung auf der Innenseite der Klappe fortsetzt und die grüne Fläche zu einem Spielbrett, die pinken Kreise zu einzelnen Spielfeldern werden - ähnlich der Optik eines "Mensch ärgere Dich nicht"-Spielfeldes.
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Die Lektüre der ersten Seiten des Buches bringt dann auch sogleich Licht in das Dunkel dieser doch erst etwas mysteriös anmutenden Umschlaggestaltung. Für die Autorin, früher in einer Spitzenposition eines großen Unternehmens tätig, heute selbstständig als Veranstalterin von Führungsseminaren für Frauen, ist das (berufliche) Verhältnis zwischen Frauen und Männern wie ein Spiel - ein Rangordnungsspiel.
Ein Spiel, bei dem die Männer die Regeln machen und Frauen es bereits schwer haben überhaupt als "Spielfigur" wahrgenommen zu werden. Auf 127 Seiten (32 Kapitel) beschreibt Knath auf recht humorvolle Weise die Mechanismen, nach denen Machtstrukturen ihrer Erfahrung nach im Berufsleben oft funktionieren. Teils anekdotenhaft werden Frauen dabei Tipps gegeben, wie "Falls Sie zum Lächelreflex neigen, versuchen Sie, sich diesen abzugewöhnen. Er wird als Zeichen der Unterlegenheit gedeutet." (S. 38)) oder "Nutzen Sie inoffizielle Gesprächssituationen, um andere für Ihre Persönlichkeit zu begeistern, nicht für Ihre Leistung." (S. 90).
Dies führt zu der immer wiederkehrenden These, quasi zur Grundregel des Machtspiels: "Rangordnung vor Inhalt!". Das Wie zählt, erst dann kommt das Was (der Inhalt). Durchsetzungsvermögen zählt laut der Autorin mehr, als das Vortragen perfekt durchstrukturierter und durchdachter Inhalte. Nicht überraschend ist dann der Hinweis, dass vor allem nach den offiziellen Gesprächen in ungezwungener Runde die entscheidenden Weichen für erfolgreiche Verhandlungen gestellt werden.
Es fällt angenehm auf, dass Knaths zwar von dem grundsätzlichen Unterschied zwischen Mann und Frau ausgeht, diesen aber nicht beständig wiederholt und so nicht in den weit verbreiteten Ton verfällt, der Frauen in erster Linie als bemitleidenswerte, unterdrückte Wesen darstellt.