Der Leipziger Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Wieland Kiess und sein Team befragten mit einem standardisierten Fragebogen die Eltern von insgesamt 413 Kindern zum Einsatz und Behandlungserfolg pflanzlicher Arzneimittel. Hier die wichtigsten Erkenntnisse der soeben publizierten Untersuchung (Dtsch Med Wochenschr 2010; 135:959-964):
- Besonders bei Erkältungskrankheiten und Bauchweh behandeln 85,5 Prozent der Eltern in Deutschland ihre Kinder nach Möglichkeit mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Zum Vergleich: In England sind es 28 Prozent, in den Niederlanden 13,5 Prozent und in den USA lediglich 10 Prozent.
- Die wichtigste Motivation der Eltern zum Einsatz pflanzlicher Mittel ist – entgegen der allgemeinen Annahme – keineswegs die Unzufriedenheit mit der „Schulmedizin“, sondern der Wunsch nach einer natürlichen, sicheren und nebenwirkungsarmen Behandlung. Als häufigste Informationsquelle wurde mit 80,2 Prozent der Kinderarzt und nur mit 4,2 Prozent ein Heilpraktiker angegeben.
- Verglichen mit der sog. „Schulmedizin“ bewerteten 13,6 Prozent der Eltern den Erfolg der Behandlung mit pflanzlichen Medikamenten als „größer“, 39,3 Prozent als “gleich groß“ und 21,9 Prozent als „kleiner“.
- Der Gesamterfolg der Behandlung mit Phytopharmaka wird von 12 Prozent als „sehr gut“, von 55,1 Prozent als „gut“, von 26,6 Prozent als „mittel“, von 5,1 Prozent als „nicht gut“ und lediglich von 1,1 als „überhaupt nicht gut“ eingestuft.
Mit 87,3 Prozent besonders häufig behandeln Eltern in den neuen Bundesländern ihre Kinder mit Pflanzenmedizin. Ein möglicher Grund: Vor der Wiedervereinigung 1989 waren Phytopharmaka in der DDR kaum verfügbar. Die große Zufriedenheit mit der Phytotherapie zeigt auch folgende Zahl aus der neuen Studie: Bei einer Erkrankung ihres Kindes würden 96,3 Prozent der befragten Eltern erneut zu einem pflanzlichen Arzneimittel greifen.