Dazu Navarro Antolin, der in humoristischer Weise ein Ende einer alten Tradition der Klo-Suche in der Sevillaner Altstadt befürchtet:
Schaut euch das einmal genau an: Klos für alle Touristen mit Lachshaut. Klos für so viele Sevillanos, die nicht wissen, wo sie Pipi machen sollen, wenn sie in der Altstadt sind. Ein Altstadt, die so groß und unübersehbar ist, wo alles reinpasst nur kein Baum, der Schatten geben könnte. Das Risiko dieser Mini-Politik besteht darin, dass damit der geheimen Route der Sevillaner Klos der Garaus gemacht wird. Eine Route, die eine auserwählte Minderheit bis zur Perfektion beherrschte und die wusste, wo diese Klos sich befanden und die wie Rettungsanker in Momenten schrecklicher Beklemmungen waren. Zoido will ein Ende dieser geheimen Route, von der wir bereits einige Ort im Vorgriff auf die Veröffentlichung des Geheimnisses durch die Stadt verraten haben.
Wenn die politische Rechte unser Zentrum mit vorfabrizierten Häuschen zum Urinieren füllt, dann endet die Möglichkeit bei Harndrang in die Rechtsanwaltskammer zu eilen und irgendjemanden zu fragen oder einfach die Entscheidung selbst zu treffen und in den Hinterhof zu eilen, dann nach rechts abzubiegen. Was für ein Wunder von Urinal von ausgesuchter Sauberkeit. Es gibt Leute, die bezahlen einen Mitgliedsbeitrag zur Rechtsanwaltskammer, um das ganze Jahr diesen sauberen Service zu bekommen, genauso wie es welche gibt, die für den Presseverein bezahlen, um das Recht auf Zugang zu deren Caseta auf der Feria zu haben.
Und wie ist es möglich den Brauch zu beenden, in den Circulo de Labradores (Club der Landwirte) in der Straße Pedro Caravaca zu gehen, den man mit der Ausrede den kostbaren Innenhof zu besichtigen, betritt, um danach das Klo von Queipo de LLano zu benutzen. Wenn es dir gelingt die Drehtüren zu passieren, kannst du sogar den Dienst einer Schuhputzmaschine nutzen. Nur dass die Maschine weder über braune noch schwarze Schuhcreme verfügt. Aber sie ist da, als ein Symbol der vielen Dinge, die es in Sevilla gibt, die aber ihre ursprüngliche Aufgabe nicht ausüben.
Wenn der Bürgermeister unser Zentrum mit Latrinen ohne Grazie noch Geruch bevölkert, werden sicher die Hausmeister der vielen umliegenden Häuser das Nachsehen haben. Sie werden mit unserem geheimen “Klo-Führer” Schluss machen genauso wie mit dem freien Zugang zu den Toiletten des Hotel Inglaterra, wo inzwischen kontrolliert wird, ober nur Hotelgäste diese benutzen, denn es tröpfelte ständig ein Schar Sevillanos hinein, die es wagten die Toiletten ohne auch nur ein Glas Wasser zu bestellen, zu benutzen. Das war doch ziemlich schamlos.
Wir werden auch in Gefahr laufen, dass wir keinen Zugang mehr zu den Toiletten des Circulo Mercantil (Handelsclub) mehr bekommen, wohin wir in der Semana Santa über die Gasse von Monardes oder über die Gemeindebüros des Laredo eintreten konnten. Dort hält einem an der Tür niemand auf, man muss nur mit der nötigen Entschiedenheit hinein gehen und sich für die Treppe oder den Aufzug entscheiden. Falls man den Aufzug wählt, muss man in Betracht ziehen, dass das Mädchen an der Rezeption einem harpuniert in Form der Frage, was man vorhabe. Einfach sagen, dass man mit irgendjemandem von der Tourismusvereinigung sprechen will, normalerweise funktioniert das, denn dahin gehen die unterschiedlichsten Leute. In diesen Gemeindebüros gibt es ein Klo auf jedem Stockwerk, ein total unbekannter Luxus, mit dem die Stadtverwaltung jetzt Schluss machen will, falls sie das Versprechen Nr. 164 erfüllen wird.
Wenig bekannt sind auch die Toiletten der Buchhandlung San Pablo, in der Calle Sierpes, wo man sich blöd anstellen und nach irgendeiner Biographie von Rouco fragen kann. Sehr beliebt sind auch die Hamburger-Franchise-Imbisse, die nicht immer sehr sauber, sehr heiß und fast immer ohne Toilettenpapier sind. Diese Toiletten verdienen es eigentlich nicht in den Führer aufgenommen zu werden. Es gibt Zeiten da erinnern sie an die Klos der Tankstellen in den achtziger Jahren.
Was Zoido in Tat hätte einführen sollen, ist die Öffnung der unterirdischen Toiletten, die es vor dem Archivo de Indias gegeben hat. Diese Toiletten sind in der Tat historisch, weil in ihnen 1982 eine der tollen Szenen der spanischen Filmkomödie “To er mundo e güeno” gedreht wurde, wo es einen Alarm für die Klo-Nutzer gab, dass ein Löwe anwesend sei, der ihre Eier fressen werde. Die Bestie brüllte nicht im Käfig, sondern neben der Toilette. Also es wäre besser, wenn die PP diese Urinale wieder öffnen würde. Ohne Löwen, aber mit Klo-Papier. Der Sevillaner versteht es ohne Trinkwasserbrunnen und ohne Schatten zu überleben. Aber wenn die Stunde des Pipi schlägt, dann kommt er in bewundernswerter Weise damit zurecht. Und nun jetzt will die Kleinklein-Politik uns von diesem immateriellen Schatz des Sevillaners befreien wie wenn es um Bäume an der Straße Almirante Lobo wären. Welch ein Fehlen an Erbarmen. Diese politische Rechte kennt keine Grenzen.
Informationsquelle
La guía secreta de los urinarios corre peligro