Dieser Gipfel, war der Gipfel. Der Gipfel der Unverfrorenheit und die Sternstunde der Wirtschaftslobbyisten. US-Präsident Obama formulierte – rhetorisch brillant wie immer – nichts! Heiße Luft, keine neuen Grenzwerte, keinen Plan zu Senkung des CO2-Ausstoßes, nichts!
Aber immerhin sprach er zum Ende der Konferenz, bevor er in seinen Flieger stieg, die weisen Worte:”Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.” Toll, wirklich toll. Nur schade, dass wir vermutlich nicht mehr die Zeit haben, ihn zu gehen, den langen Weg zur Einigung bei der Rettung unseres Klimas! Interessieren wird das vermutlich niemanden, außer den besorgten Bürgern und den Klima- und Umwelt-Aktivisten. Die Energiekonzerne, die Autoindustrie, die Chemiegiganten, die Pharmakonzerne, die Totengräber des Regenwaldes, sie alle werden sich die Hände reiben und weiter unkontrolliert die Erde ausplündern, verseuchen und verschmutzen. Hauptsache der Gewinn stimmt!
Nun, es stimmt nicht ganz, was ich sagte. Es gab doch einen “Erfolg”. Jedenfalls wird man uns das als einen solchen zu verkaufen versuchen. Man “einigte” sich auf eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 2°! Wohl wissend, dass dieser Wert schon vor Beginn der Klimakonferenz gar nicht mehr ein zu halten gewesen ist. Dazu sind die Emissionen an Treibhausgasen viel zu groß und die Bereitschaft, diese zu reduzieren, viel zu klein! Bedauerlich nur, dass diese Einigung lediglich unter den 22 wichtigsten Staaten (was auch immer man darunter verstehen mag) ein halbseidener Konsens ist. Die restlichen Staaten und dass sind immerhin mehr als 170, empfinden diesen Konsens zu Recht als eine Zumutung, der über ihre Köpfe hinweg und ohne jede Rücksicht auf ihre Ängste, Nöte und Bedürfnisse beschlossen wurde!
Was kann man außerdem noch zu diesem Gipfel in Kopenhagen anmerken? Eine riesige Chance wurde verpasst. Mehr als 20.000 Teilnehmer wurden mit Flugzeugen hin geflogen und fliegen auch wieder zurück in ihre Heimatländer. Was dabei an CO2 in die Luft geblasen wurde, spottet jeder Beschreibung. Diesen “Erfolg” hätte man auch mit einer Videokonferenz erzielen können.
Dänemark hat uns immerhin gezeigt, dass ein so kleiner Staat mit der Ausrichtung einer Konferenz solchen Umfangs hoffnungslos überfordert ist. Demonstranten waren nicht erwünscht und wurden dementsprechend von den herbei gekarrten Polizeikräften kräftig verprügelt und anschließend gefesselt stundenlang auf eisig kaltem Boden sitzen gelassen (sicher wollte man den Demonstranten zu einem dauerhaften Andenken in Form einer Blasen- und Nierenentzündung verhelfen). Journalisten wurden gleich mit verhaftet und akkreditierte Berichterstatter erst gar nicht auf´s Konferenzgelände vorgelassen! So was nennt man Demokratie, wo jeder frei und ohne Angst vor Verfolgung seine Meinung äußern darf. Ich bin zwar tief beeindruckt, aber mir ist nicht ganz klar, worin der Unterschied zu gewaltsam auseinander geprügelten Demonstrationen anderswo auf der Welt besteht.
weiterführende Links:
- Eskalation beim Gipfel: So lief die Chaosnacht von Kopenhagen (oder wie die Politik eine große Chance vergeigt hat, Anm. des Autors - Artikel auf SpiegelOnline vom 19.12.2009)