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Von Literaturkabinett
Laut Klappentext das beste russische Buch des Jahres 2000, doch ich hatte schon ein paar Probleme, bis zum Schluss durchzuhalten. Zumindest war es nicht so fesselnd wie erwartet. Teilweise in einer sehr intellektuellen, komplizierten Sprache geschrieben, partiell rasant, manchmal über Seiten hinweg recht einschläfernd, wird über die „Beziehung“ zwischen Tjoma und der hochschwangeren Marina erzählt. Dabei wird total außer Acht gelassen, dass eine kurz vor der Niederkunft stehende junge Frau sicher nicht mehr jede Nacht durch Diskos und Clubs zieht, arbeiten geht (Leichen für die Trauerfeier präparieren) und haufenweise Drogen einwirft. Dennoch sind die wilden 90er in Russland anhand überspitzter Beispiele und Mafia-Morde, in die die beiden nicht ganz unfreiwillig „hineingezogen“ werden, gut dargestellt. Auf jeden Fall wird einem wieder mal klar, dass unsere westlich hochnäsige Sichtweise auf die Ostblock-Länder völlig fehl am Platz ist. (Auch) dort pulsiert das Leben, haben Menschen Beziehungs- und existenzielle Lebensprobleme, versuchen sich in der Literatur und unterscheiden sich stark von ihrer Eltern- und Großelterngeneration, in dem sie das Leben leicht nehmen, genießen und im Vollrausch entdecken wollen. Da wird schon mal ein orthodoxer Priester oder eine Fast-Geliebte mit einer Pumpgun zur Strecke gebracht, da herrschen anarchische Zustände, wie sie wohl beim Übergang der DDR nach Deutschland nicht ansatzweise zu beobachten waren. Gut so, dass hier bei uns alles ein wenig gesitteter verlaufen ist.