Klettern – mehr als nur ein Sport

Klettern ist während der letzten Jahrzehnte von einem Außenseitersport für Aussteiger immer mehr zum Massenphänomen geworden. Wo sich früher nur Ökofreaks, Hippies und Leute aus der Indie-Szene hinwagten, da befinden sich heute touristisch gut erschlossene Klettergebiete. Kletterhallen findet man in jeder Stadt, klettern ist nicht mehr nur Outdoor-Sport, sondern mehr und mehr in die Halle verlegt worden. Klettertouren im Fels werden in der Halle nachgebaut, ein Klettershop ist integriert, und die entsprechenden Kurse boomen. Kletterausrüstung wird am Urlaubsort ebenso verliehen und verkauft wie im Internet. Was eine Randerscheinung war, ist zur Mode geworden. Was ist passiert?

Indoor-Spielplätze, mobile Wände, Hallen

Ein Grund, warum das Klettern so populär geworden ist, liegt wohl in der größeren Präsenz von künstlichen Kletterwänden. Was sind künstliche Kletterwände? Während man früher schlicht im Felsen kletterte, sich vor Ort selbst das Sichern beibrachte, von Freunden und Bekannten begleitet, kann man heute an stabilen Holzwänden mit aufgeschraubten Klettergriffen die Technik üben, das Sichern lernen und sich frei bewegen. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Die Kletterwand ist nicht nur variabel im Gegensatz zum natürlichen Felsen, sondern in einem künstlichen Umfeld kann man gefahrlos unter Anleitung Sicherheit im Umgang mit der Kletterausrüstung erlangen – am Boden als Sichernder/Sichernde ebenso wie an der Wand als Kletterer/Kletternde. In Kursen können verschiedene Geräte zur Sicherung ausprobiert werden, und selbstverständlich kann man sich rund ums Jahr und in allen Wetterlagen dort vergügen. Indoor-Spielplätze und Freizeitparks haben die Kletterwände für sich entdeckt, und bei Festivals ist der lokale Zweig des DAV, der Kletterhallenbetreiber oder der Sportverein oft mit einer mobilen Kletterwand präsent. Der Klettersport ist im Bewusstsein der Menschen angekommen, ist schlicht präsent. Kindergeburtstage werden in der Kletterhalle gefeiert, unter Anleitung lernen die Kinder Gerät und Technik kennen, dürfen ihre Kräfte messen, die Erwachsenen halten meist die Kamera bereit. Schnupperkurse für Anfänger und Interessierte finden statt, kosten nicht viel und wecken die Lust am Sport. Da die Kletterschuhe, Klettergurt, Sicherungsgerät und Seile, Chalkbag und alles weitere, was man an der Wand oder am Boulder braucht, in den Hallen ausgeliehen werden kann, müssen sich Anfänger nicht gleich die gesamte teure Ausrüstung zulegen.

Gesundheitliche Aspekte

Der Klettersport ist sehr fordernd. Man braucht eine gut ausgebildete Muskulatur, vor allem die skeletttragende Muskulatur muss arbeiten können und gezielt einsetzbar sein. Körperkoordination ist wichtig, die einzelnen Muskelgruppen sollten gezielt und gut aufeinander abgestimmt beweglich sein. Und schließlich muss man auch flexibel sein. Treppenstufen sind eine Sache – Klettergriffe eine andere. Je nach Schwierigkeitsgrad muss man in der Lage sein, das Knie seitlich am Körper auf Schulterhöhe zu bewegen, kopfüber zu hängen, Schubkraft aus einzelnen Fingergliedern heraus zu entwickeln. Klettersport ist also Krafttraining, Dehnung und Haltung zugleich. So mancher älterer Mitbürger erlebte bei einem Schnupperkurs in der Kletterhalle seine ganz persönliche Offenbarung: Der Rücken knackte nicht mehr, die Schultern saßen wieder parallel genau über dem Hüftgürtel, das Doppelkinn war dank gerader Nackenhaltung verschwunden – und der Effekt hielt mehrere Tage an, komplett schmerzfrei. Das schafft keine Rückenschule, keine Krankengymnastik, keine Massage. Warum passiert das an der Kletterwand? Die Bewegungen an der Wand fordern vor allem die Rumpfmuskulatur, die bei den meisten Menschen dank sitzender Tätigkeit im Beruf nicht nur verkümmert, sondern auch noch verzerrt ist. Die skelettstützende Muskulatur im Bereich von Schädel, Wirbelsäule, Rippenkäfig und Hüfte wird an der Kletterwand gefordert, man nimmt automatisch eine gerade Haltung ein und arbeitet aktiv mit der Muskulatur, die sonst eher nicht gebraucht wird. Kletterwände werden inzwischen in Physiotherapiepraxen eingesetzt, um die langweilige Rückenschule mit etwas Spaß und Krafttraining zu verbinden. Das ist erfolgreich. Es gibt kaum gesundheitliche Nachteile, die Körpermuskulatur baut sich über einen längeren Zeitraum auf, und wer sich nicht gerade Zerrungen zuzieht oder die Fingergelenke ausrenkt, hat keine gesundheitlichen Nachteile zu befürchten. Und es ist keine Vorbereitung nötig, alle benötigten Fähigkeiten kommen beim klettern selbst.

Und “in echt”?

“In echt” heißt, dass man sich im Felsen herumtreibt. Berge erklettern, Steilwände hochhangeln, draußen sein. Outdoor ist nicht so einfach wie die Halle, denn Outdoor heißt, dass die Natur mitspielt (oder eben auch nicht). Felsen können sich lockern, Pflanzenbewuchs kann stören, die Sonne im falschen Winkel einfallen und blenden. Regen, Wind, Tiere und deren Hinterlassenschaften müssen beachtet werden. Es gibt Schutzgebiete und Schonzeiten, und letztendlich sind da auch die anderen Kletternden, die an die Wand oder den Felsen wollen. Vor allem im Sommer und bei gutem Wetter sind die siedlungsnahen Klettergärten keine einsamen Orte. Sogar Anfänger bekommen in den Hallen das Gefühl, sie würden die Technik beherrschen und seien gut genug für einen Ausflug in die Natur – das mag auch oft so sein, nur: Wenn viele Leute das denken, ist es vorbei mit der Ruhe in der Natur, der Konzentration auf den Sport, dem Spaß mit Freunden. Outdoor, echte Felsen und Felswände, das ist natürlich trotz Halle und regelmäßiger Übung immer noch etwas Besonderes. Und es braucht dort auch mehr: Seile und Sicherungsgerät können nicht ausgeliehen werden, der nächste Klettershop ist weit entfernt, Kletterschuhe und Kletterbekleidung müssen mitgebracht werden. Während in der Halle einfache Sportkleidung ausreicht und die Damen meist in Baumwollradlern und einem T-Shirt an der Wand hängen, sollte die Kleidung im echten Fels schon etwas funktionaler sein.

Kletterkleidung und -schuhe: Was ist wichtig?

In der Halle sollte man auf jeden Fall bequeme Kleidung tragen, die auch in nass und voller Schweiß noch angenehm ist. Baumwolle und Leinen sind gute Materialien, Hanf und Bambus ebenfalls, denn sie saugen den Schweiß auf. Ein T-Shirt kann dann auch mal dazu dienen, das Gesicht zu trocknen oder die Hände abzuwischen. Künstliche Fasern wie Lycra, Mikrofasern und andere hochtechnische Materialien mögen zwar den Schweiß schnell von der Haut abtransportieren und die Haut trocknen lassen – sie sind beim Klettern aber eher unangenehm. Dazu kommt, dass das Material robust sein sollte. Klettergriffe haben eine raue Oberfläche, die Halt gibt, und die Wände sind ebenfalls rau, vergleichbar dem Belag eines Skateboards. Oder Sandpapier. Das machen Polymerfasern nicht lange mit, die bleiben hängen, werden aufgeraut, reißen. Naturtextilien sind besser für hochwertige Kletterkleidung geeignet, weil sie robuster sind und nicht an den rauen Oberflächen “kleben”. Kletterkleidung muss außerdem flexibel sein und viele Bewegungen zulassen, ohne zu behindern. Zu weite Hosen oder Hemden behindern auch, denn der viele Stoff hängt im Weg herum, wickelt sich um Griffe, hängt im Seil oder im Gurt fest. Das ist spätestens dann hinderlich, wenn man draußen unterwegs ist und an der echten Felswand doch extremere Verrenkungen machen muss als man das aus der Halle gewohnt ist. Und vor allem: Echte Felsen sind nicht nur rau, die haben auch scharfe Kanten, Spitzen stehen vor, sie schneiden und piksen. In der freien Natur ist Kletterbekleidung also noch wichtiger, denn es gilt, Oberkörper, Hüften, Oberschenkel und Knie (das sind die häufigsten Kontaktpunkte) vor Verletzungen wie Abschürfungen zu schützen. Die richtigen Kletterschuhe spielen auch eine Rolle. Im Fachhandel beraten die Verkäufer immer sehr bereitwillig, und häufig hört man, dass die Schuhe ein oder zwei Nummern zu klein gewählt werden müssen, weil man sonst keinen Halt hat. Richtig ist, dass man Halt braucht, und zwar bis in die Zehen hinein. Falsch daran ist, die Schuhe zu eng oder zu kurz zu wählen. Wer am Klettern Spaß haben will, der braucht Schuhe, die passen. Die genau passen, und die auch noch stabil sind, wenn man die Zehenmuskulatur benutzt, die Zehen also leicht anzieht. Solche Schuhe muss man anprobieren, die kann man nicht einfach im Klettershop online kaufen und erwarten, dass die Sachen schlicht passen. Das gilt auch für die übrige Kletterbekleidung: Die genaue Passform ist wichtig. Gut ist, wenn alle Vorteile eines Onlinehandels genutzt werden können und die Option kostenloser Rücksendung im Fall falscher Größen oder unpassenden Schnitts besteht.


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