Unsere Tagesmutter hat einen Schrebergarten, der optimal für Kinder ausgestattet ist, weil sie dort ungeschützt spielen können und sie viel draußen sein können. Es gibt dort einen Sandkasten, Kinderfahrzeuge, ein Klettergerüst und angepflanztes Obst, das die Kinder zusammen mit der Tagesmutter ernten. Unsere Tochter hat dort sehr viel Freude und kommt zufrieden nach Hause, wenn sie dort sein konnte. Sie ist die Erste, die die Schuhe holt, wenn die Tagesmutter sagt, dass sie in den Garten gehen.
Eines Tages brachte sie mich auf die Idee, dass ein kleiner Garten für uns auch gut sein könnte. Je mehr ich darüber nachdachte, umso besser kam mir diese Idee vor. Ganz in der Nähe unserer Eigentumswohnung ist eine Kleingartenanlage, zu deren Vereinsvorsitzenden die Tagesmutter einen sehr guten Kontakt hatte. Sie vermittelte also zwischen uns und so gab es schnell ein erstes Gespräch. Wir wurden als Garten-Interessenten Mitglied in dem Verein, was uns gleichzeitig auch dazu berechtigte, auf dem Vereins-Spielplatz mit unserer Tochter spielen zu gehen. Meiner Meinung nach ist dieser Spielplatz gut gepflegt und die Kleine hat dort Freude. Leider ist er nicht ganz eingezäunt und liegt neben einem Bachlauf, sodass man wirklich aufpassen muss, weil unser Wirbelwind auch schnell mal auf Entdeckungstour geht, aber ich bin ja sowieso dabei. Deshalb habe ich sie im Blick und kann notfalls eingreifen, wenn sie den Anschein macht, sich dort umzusehen, wo sie nicht soll.
Obwohl die Warteliste lang ist, war die Empfehlung unserer Tagesmutter Gold wert, denn durch diesen Kontakt sind wir etwas weiter oben auf die Liste gerutscht. In unserer Region nennt man so etwas wohl “Kölscher Klüngel”. Das musste ich auch erst lernen, als ich hier hin gezogen bin, weil mir das vorher nicht geläufig war. Grundsätzlich ist das eine schöne Sache, weil eben nicht immer nur auf Regularien und Gesetzten gepocht wird, sondern man sich auch einfach mal hilft, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Das erste Gartenangebot
Im Herbst 2014 haben wir dann einen Garten angeboten bekommen, der mir auf den ersten Blick sehr schön vorkam, aber doch nach längerem Überlegen einige Nachteile aufwies. Der Garten war ziemlich groß und an einer Hanglage gelegen. Zwar war die Ausstattung überdurchschnittlich gut und alles auf einem hohen Qualitätsstandard. Sogar ein Fernseher war dort vorhanden und viel mehr Gartengeräte und Zubehör, als man wahrscheinlich brauchen würde. Neben einem Gartenhaus, in dem man auch bei schlechtem Wetter genug Platz hatte, war ein geräumiges Gewächshaus, ein Geräteschuppen und ein Fischteich vorhanden. Durch die Hanglage war er jedoch abschüssig angelegt, was wir als Nachteil sahen, weil eine ebenerdige Fläche für Kinder meiner Meinung nach besser ist. Es waren 2 geräumige Nutzungsflächen angelegt, auf denen man Gemüse und Kartoffeln anbauen konnte. Von den Besitzern haben wir beim Besichtigungstermin einen Salat geschenkt bekommen, der sehr lecker war. Fazit: Obwohl er wirklich sehr schön, sehr gepflegt und mit guter Ausstattung war, haben wir den Garten abgelehnt, weil die Kosten zu hoch waren und der Aufwand für uns vermutlich nicht zu schaffen wäre. Wir kennen uns bisher gar nicht aus mit Gartenanbau und schon gar nicht mit Fischen. Viel Zubehör, das in die Kalkulation mit eingerechnet wurde, bräuchten wir wahrscheinlich gar nicht, sodass uns auch deshalb die Kosten zu hoch vorkamen. Auch der Vereinsvorsitzende hat uns davon abgeraten.
Das zweite Angebot ließ nicht lange auf sich warten. Dieser Garten war jedoch der totale Gegensatz im Vergleich zu dem ersten Angebot. Hier hätten wir keine Ablösesumme zahlen müssen und die Einzäunung hätte der Gartenverein für uns übernommen. Jedoch war auch dieser in Hanglage und wir hätten sehr viel Zeit und Geld investieren müssen, um den Garten überhaupt nutzbar zu machen. Auch dieser war in einer Schräglage und war ziemlich bewachsen mit Gras und Unkraut. Eine Struktur war nicht zu erkennen und ein Gartenhaus war nicht vorhanden. All das hätten wir selbst noch errichten und “aufräumen” müssen. Entscheidung: Vor diesem großen Zeit- und Arbeitsaufwand hatten wir größten Respekt, da wir keine Gartenerfahrung haben und handwerklich nicht besonders begabt sind. Wir haben diesen Garten also abgelehnt, wofür auch hier der Vorsitzende des Vereins großes Verständnis hatte.
Aller guten Dinge sind 3?! Letzte Woche, als das Wetter so schön war, sind wir dann mal wieder zum Spielplatz in der Kleingartenanlage gegangen und scheinbar kamen wir wie gerufen. Denn es wurde uns ein kleiner Garten gezeigt, der zum Herbst frei wird. Die Fläche ist überschaubar, komplett eingezäunt und die Nutzfläche hält sich in Grenzen. Der Besitzer hat dort Kartoffeln gepflanzt, die er gerne noch ernten wollte, bevor er den Garten abgibt. Eine gut gepflegte Gartenhütte und ein kleines Gewächshaus ist vorhanden. Auf der Wiese sind kleine Apfelbäume gepflanzt, die laut dem Besitzer gute Früchte tragen. Es gibt auch noch Johannisbeer-Büsche. Auf der Fläche, auf der die Kartoffeln angepflanzt sind, dürfen wir nach der Ernte Rasen sehen, sodass hier eine Spielfläche für die Kinder entstehen kann. Ich habe ein paar Bilder gemacht, um sie meinem Mann zu zeigen. Am darauf folgenden Wochenende sind wir gemeinsam zum Garten gegangen, damit auch er ihn sich anschauen kann und zufällig waren die Besitzer auch dort. Wir haben uns alles angeschaut und Telefonnummern ausgetauscht. Gestern klingelte das Telefon und die Gartenbesitzer sagten, dass sie den Garten nun doch schon früher abgeben würden, weil wir den Garten mit den Kindern ja dann über den Sommer schon nutzen können. Ich habe mich gefreut und auch mit dem Vorsitzenden über die Formalitäten gesprochen. Der Preis ist gerechtfertigt und für uns erschwinglich.Ein Stromanschluss ist vorhanden und der Zugang zum Bachlauf als Wasserquelle. Auch eine Regentonne steht an der Gartenhütte, sodass wir auch das Regenwasser zum Gießen nutzen können.
Abwägung: Für mich überwiegen die Vorteile, dass ich den Garten bei schönem Wetter den ganzen Tag mit den Kindern nutzen kann. Man muss sich also nicht ständig überlegen, was wir heute unternehmen und wo wir hingehen. Es ist dann einfach ganz klar, dass wir zum Garten gehen und die Kinder zufrieden sind, weil sie dort spielen können Der Garten ist relativ klein und die Gestaltung kann man pflegeleicht vornehmen, sodass sich der Aufwand in Grenzen hält. Für den Verein geht man die Verpflichtung ein, 15 Stunden Gemeinschaftsarbeit im Jahr zu leisten, davon 10 Stunden auf den allgemeinen Flächen (z. B. Rasen mähen) und 5 Stunden auf Feierlichkeiten (z. B. Kuchen verteilen). Wenn man am Jahresende feststellt, diese 15 Stunden nicht geleistet zu haben, wird dafür ein Geldbetrag fällig. Der Vorsitzende sagte allerdings, dass Rücksicht auf uns genommen wird mit kleinen Kindern und dass nicht jede Stunde kleinlichst berechnet wird. Mein Mann hat Bedenken vor dem Aufwand, der damit auf uns zukommt und dass es eher eine Verpflichtung als ein Hobby und Spaß daran wird.
Und nun stecke ich in der Zwickmühle. Was soll ich tun? Gegen die Bedenken meines Mannes den Schritt wagen oder schweren Herzens ablehnen und weiterhin auf unserer (unpraktisch und nicht optimal für Kinder angelegten) Kinderspielfläche am Haus die Zeit verbringen oder mit unserem Balkon und der Wohnung vorlieb nehmen, was der Großen aktuell schon oft zu langweilig ist? Öffentliche Spielplätze sind natürlich eine Alternative, aber etwas Eigenes ist doch schöner und Garten kann wirklich ein tolles Hobby sein. Ich weiß es einfach nicht, was hier die richtige Entscheidung ist. Mein Herz sagt ja – und der Kopf hat Bedenken, dass unsere Beziehung darunter leidet.
Welche Erfahrungen habt Ihr? Nutzt Ihr vielleicht auch einen kleinen Garten und seht die Vorteile davon, obwohl es natürlich auch Zeit und Arbeit kostet? Oder seid Ihr Garten-Gegner und nutzt mit Euren Kindern andere öffentliche Angebote oder haltet Euch in der Wohnung auf? Ich freue mich auf Eure Kommentare mit Euren Erfahrungen und die mir vielleicht die Entscheidung vereinfachen.
Eure Mami Renate
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