Kleiner Wahn | Dianne Touchell

Von Livereadlove

Titel: Kleiner Wahn

Autor: Dianne Touchell

Übersetzer: Birgit Schmitz

Format: Hardcover

Preis: 15,99 €

Seitenzahl: 267 Seiten

Verlag: Königskinder Verlag

ISBN: 978-3-551-56009-4

Bewertung:

Inhalt

Rose und Michael erleben die erste große Liebe. Michael ist der erste Junge, den Rose küsst. Er ist der Erste, mit dem sie schläft. Und bei ihrem ersten Mal vergessen die beiden ein Kondom zu benutzten. Beim zweiten Mal auch und ein paar Monate später behält Rose den Kalender fest im Auge. Die Zeit arbeitet gegen die beiden und sie haben keine Chance, sie anzuhalten. Was werden ihre Eltern sagen? Was werden alle sagen? Das darf einfach nicht passieren und doch, ist ihre Zukunft für immer verändert.

Ein unfassbar eindrückliches Buch, das mich sehr berührt hat.

Wie ich auf dieses Buch aufmerksam geworden bin, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Ich bin dieses Jahr grundsätzlich auf der Suche nach Büchern aus dem Königskinder Verlag, da ich die Aktion #JdKöKi auf Danis Blog Brösels Bücherregal sehr gerne verfolge. Es gibt so viele tolle Bücher aus diesem Verlag und ich bin sehr dankbar, dass diese Aktion ins Leben gerufen wurde. So habe ich schon wunderbare Geschichten lesen können und einige warten noch ungelesen in meinem Regal. „Kleiner Wahn“ hat es mir deshalb angetan, weil mich die Thematik unfassbar angesprochen hat und ich bin sehr froh, das Buch nun gelesen zu haben.

Schon nach den ersten Seiten hat Dianne Touchell mich in ihren Bann gezogen. Ihre Art zu schreiben, zu erzählen, ist unglaublich besonders und wirklich sehr schön. Jedes ihrer Worte scheint eine besondere Bedeutung zu haben und so hat auch dieses Buch irgendwie an Wichtigkeit gewonnen. Sie beschreibt sehr fantasievoll, hat immer passende Vergleiche und ich habe mich wirklich sehr gut in die Hauptcharaktere Rose und Michael hineinversetzen können.
Die Idee hinter der Geschichte hat mir gut gefallen, Rose und Michael erleben, wie die meisten Jugendlichen zwischen 17 und 18 Jahren, die erste große Liebe. An einem Strand erleben sie ihr erstes Mal, ohne auf Verhütung zu achten. Bereits hier haben meine Alarmglocken geschrillt. Als sie auch bei ihren weiteren Malen die Kondome vergessen ist klar gewesen, wohin das ganze führen wird.
Touchell versteht sich darin, die Situation der beiden unfassbar eindrücklich darzustellen. Ich habe zwar nicht verstanden, wieso die zwei so reagiert und gehandelt haben, wie sie es getan haben, aber ich konnte mich recht gut in sie hineinversetzen. Ich selbst hätte für mich andere Entscheidungen getroffen, aber ich bin in diesem Alter nicht in einer solchen Situation gesteckt. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Touchell konsequent das umgesetzt hat, was sie sagen wollte und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es für viele Jugendliche hilfreich sein könnte, sich einmal mit einer solchen Situation auseinander zu setzen.

Rose wächst in behüteten Verhältnissen bei ihrer Mutter auf. Sie muss sehr früh lernen, dass es wichtig ist immer die Fassade aufrecht zu erhalten und niemandem jemals zu zeigen, dass man traurig ist. Ihre Mutter kann das besonders gut und erwartet natürlich auch von Rose, dass sie es schafft, ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Außerdem plant ihre Mutter für sie bereits ihre Zukunft, denn es ist wichtig ein sicheres Ziel vor Augen zu haben und ihr schwebt es vor, dass Rose eines Tages Krankenschwester wird. Dass Rose aber am liebsten Schauspielerin sein möchte, spielt dabei keine Rolle, obwohl es ihr perfekt gelingt sich in andere Menschen hineinzuversetzen und auf der Bühne jemand anders zu sein.
Dieses Talent verhilft ihr auch dazu, in ihren Augen, gut mit der Situation umzugehen, schwanger zu sein. Sie schafft es die Fassade perfekt aufrecht zu erhalten. Nichts und niemand scheint zu merken, was hinter ihrem Verhalten steckt und nur zwei Menschen wissen, was wirklich los ist.

Michael wächst ebenfalls in guten Verhältnissen auf. Er hat einen sehr autoritären Vater, der vor allem in der Religion Antworten sieht. In seiner Familie werden Fehler nicht toleriert, denn er selbst macht schließlich auch keine und deshalb schon gar nicht seine Söhne oder seine Frau. Für Michael ist diese Situation normal. Egal welche Frage er auch an seinen Vater stellt, sie wird mit einer Gegenfrage beantwortet. Er muss immer den richtigen Weg gehen und es wird erwartet, dass er anständig bleibt.
Als Rose Michael ihr Geheimnis offenbart, hilft es ihm plötzlich nicht mehr, das Gefühl zu haben, fehlerfrei sein zu müssen. Er weiß nicht wohin mit seinen Sorgen, denn was würde passieren, wenn sein Vater die Wahrheit erführe?

Die einzige der Jugendlichen, die ich wirklich gerne mochte und verstehen konnte, war die beste und einzige Freundin von Rose: Liv. Sie wird als Schulschlampe beschimpft und ist doch die beste Freundin, die man sich nur vorstellen kann. Sie versucht den beiden so gut zu helfen wie sie nur kann, doch auch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Ich habe sie von Anfang bis Ende sehr gemocht und bin froh, dass die Autorin einen Charakter wie Liv mit in die Geschichte eingebaut hat. Auch sie hat ihr Päckchen zu tragen. Auch sie hat unter der Situation zu leiden und doch ist sie immer für Rose da und versucht auch, für Michael da zu sein.

Viel mehr kann und will ich nicht zu diesem Buch sagen. Jedes weitere Wort wäre wohl eines zu viel. Wenn euch die Thematik anspricht, dann kann ich euch nur empfehlen genau zu diesem Buch zu greifen. Es ist etwas so besonderes und eindrückliches, dass ich es so schnell nicht mehr vergessen werdet. Natürlich gibt es bereits etliche Romane, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen aber ich kann euch dieses Buch wirklich ans Herz legen. Es lohnt sich.

Fazit

Ein Buch, das in mir noch sehr lange nachgehallt hat. Die Geschichte hat mich von Anfang an berührt und zum Nachdenken gebracht. Ich habe mit den Charakteren gelitten auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht wirklich nachvollziehen konnte. Am Ende hat mir die Autorin das alles irgendwie zu schnell abgehandelt, ich hätte mir hier etwas mehr Input gewünscht, denn letztlich kann man sich das Ende irgendwie selbst zusammenreimen, was ich sehr schade finde. Trotzdem gehört dieses Buch wohl zu denen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Etwas härtere Kost, die aber durchaus für Erwachsene geeignet ist.