Kleiner Spaziergang in Malargüe

Rollläden und Jalousien sind heruntergelassen. Vorhänge zugezogen. An Schaufenstern hängen Schilder mit der Aufschrift ›cerrado‹. Tore wurden mit Vorhängeschlössern verriegelt. Es ist so still, dass ich meine Schritte höre. Siesta im Herbst …

Ein roter Ford P7B kreuzt meine Versunkenheit, der Auspuff schleift auf dem Asphalt, ein Hinterreifen eiert. An der Ecke des Supermarktes steht eine alte Dodge Charger. Ich denke an die Duke Boys, an die Filme, die ich als kleiner Junge so gern schaute. Ich überquere breite Straßen, für eine Stadt mit 22.000 Einwohnern viel zu breite Straßen – aber das ist Argentinien. Die Stadt ist wie ein Schachbrett angelegt: Es fällt nicht schwer sich darin zu orientieren. Trotzdem verliere ich mich in einem von Vincent Gallo’s Filmen: Die Stadt ist flach (– Geld ist der Mörtel der Hochhäuser). Fahle blaue Schatten – Berge – übertrumpfen alles. Der Herbst lodert in den Alleen. Ich wandle unter goldenen, violetten, ockerfarbenen Baumkronen. Unter schwarzem Geäst,  durchlöcherten Markisen.

Der Wind ist schon deutlich heftiger als in San Rafael, deutlich kühler. Der Wind ist ein jähzornigerEhemann – der Sommer seine verschüchterte Frau. Am Stadtrand züngelt der Staub. Höher als ein Kirchturm. Und dennoch, sobald der Wind verschnauft, brennt die Sonne. Es ist viel zu heiß für wie es aussieht. Ein Physiker, der im Observatorium von Malargüe arbeitet, wird mir noch erklären, dass der Himmel hier klarer ist: Es liegen weniger Staubpartikel in der Luft, die Anden, Pazifik und Atlantik begünstigen diesen Umstand. Nun verstehe ich auch, warum das Licht hier so viel greller ist, und warum meine Augen immer so schnell müde werden.

Ich bin glücklich. Mein Herz flattert. Ich habe in den vergangenen Monaten so viel Grün gesehen, dass das Blattwerk des Herbstes nun ein frühlingshaftes Gefühl in mir auslöst. In Deutschland habe ich Jahreszeiten nie wertgeschätzt.

Vor mir dreht sich das Laub spiralförmig in die Höhe. Ich erinnere mich an ein Gedicht, das mir eine Frau damals schrieb. Sie beschrieb, wie ›Herbstlaub‹ ihren ›Spuren‹ folgte. Mit blauer Tinte auf rotem Karton. Sie war verliebt in mich. Aber eine Frau nach sieben Jahren Beziehung ist wie eine Blume mit Scherenhänden pflücken. Sie verübelte mir, dass ich zu viel nachdächte … meine Erinnerung mag sie noch immer.


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