Kleiner Rückblick auf die IFA


“IFA” steht nicht nur für einen legendären LKW-Hersteller der ehemaligen DDR (“Industrieverband Fahrzeugbau”) sondern vor allen Dingen für die Internationale Funkaustellung, in diesem Jahr zum 50. Male.

50. IFA 2010 (Stand der Telekom, Halle 6.2)

50. IFA 2010 (Stand der Telekom, Halle 6.2)

Wer sich für Funk interessiert, könnte leicht enttäuscht werden.

  • Rundfunk – im Sinne von Radio? – Sicher es gab auch Radios zu sehen, also Radioempfänger für daheim oder im Auto. Digital? Der Streit um DAB oder DAB+ schwelt weiter, aber richtige Aufbruchstimmung will nicht aufkommen.
  • Radiosender, also Programmveranstalter? – In der Richtung war früher irgendwie mehr los.
  • Funk im Sinne von “selber funken” ? – War kaum noch zu sehen, der lizensierte Amateurfunk oder der CB-Funk für Jedermann, über den früher Vereinigungen, Initiativen und Verbände auf der Messe direkt informierten, findet nicht mehr statt. Einzig ein Rundfunkmuseum für historische Radioempfänger fand sich (versteckt) in Halle 2 .
  • Rundfunk im Sinne von Fernsehempfang? – Ja klar, Fernsehgeräte, pardon Monitore, genauer Flachbildschirme, soweit das Auge reicht.

Dreidimensional muß es sein, Brille auf und dann fliegen einem die Monster und Kämpfer um die Ohren.

Doch immer eine Brille aufziehen, ist irgendwo auch langweilig, da es verschiedene Systeme gibt, von Filtern bis Shutter, bis hin zu “aktiven” Brillen, in denen elektronische Komponenten verbaut sind oder gar eigene Bildschirme. Interesanter wäre hier ein 3D Verfahren, das ohne Brille auskommen soll, aber das steckt noch in den Kinderschuhen und funktioniert im Moment nur an fest vordefinierten Standpunkten der wenigen möglichen Betrachter.

Die Deutsche Telekom hält Berlin die Treue und hielt ihre Presekonferenz stilecht in 3D ab. Allen Journalisten wurde eine modische Brille ausgehändigt, das sah aus wie ein Gipfeltreffen bei Don Corleone. Doch vorne stand ein Holländer, Niek Jan van Damme erläuterte die Vorstellungen der Telekom, die weiterhin voll auf Fernsehempfang über die Internet-Leitung setzt, was man als “T-Entertain” bezeichnet. Wer schon monatlich seine GEZ-Gebühren entrichtet, bekommt Magengrimmen, wenn für zig Zusatzpakete und Optionen für Fußball (die Liga-Total Konferenz ist originell, aber teuer), Hobbies, Sprache und weiß ich auch noch extra bezahlt werden soll.

Dem Tag, wo das iPhone nicht mehr exklusiv bei der Telekom zu haben sein könnte, sieht die Telekom gelassen entgegen. Entschieden ist noch nichts (auch wenn die Konkurrenz laut mit dem Hufen scharrt) und für den Fall der Fälle hat die Telekom interessante Alternativen im Portfolio, welche auf Android 2.2 aufsetzen, etwa ein neues handliches Tablet von Samung oder verschiedene Smartphones.

Das Tablet “Folio 100″ mit 10,1 Zoll-Schirm und 16 GB Speicher an Bord von Toshiba, bekannt für seine hochwertigen Laptops und Notebooks dürfte auch für Aufsehen sorgen: Flash 10.1 wird (im Gegensatz zu Apple) unterstützt und es läuft unter dem aktuellen Android 2.2 Mit WLAN soll es inklusive Steuern 399 Euro kosten, mit 3G einen 100er mehr. Der Vertrieb soll noch dieses Jahr beginnen.

Tablet Alternative Folio 100 von Toshiba

Tablet Alternative Folio 100 von Toshiba

Der flächendeckende Netzausbau mit Glasfaser hat begonnen. Die Telekom war da vor Jahren schon einmal Vorreiter gewesen, aber dann war die Technik beim Kunden, welche die Lichtwellen in elektrische Signale umwandeln sollte, nicht verfügbar, kompatibel oder schlicht unbezahlbar, weswegen man in den neuen Bundesländern vorübergehend mit “Kupfer überbauen” mußte. Jetzt wird das Thema Glasfaser endlich in Angriff genommen, was Insidern längst klar war: Glasfaser in die Wohnstube, sprich “Fiber to the Home” oder kurz FTTH.

So ein Glasfaserchen wird dann 1 GB/s in die heimische Stube bringen. Die Frage, wofür man soviel Speed braucht, stellt man besser nicht, sonst würde man ja als technisch borniert dahin gestellt. Wir erinnern uns nur kurz, daß Bill Gates einst dachte, daß 512 kB Arbeitspeicher für einen PC mehr als ausreichend sein müßten.

Christian Illek, Vertriebschef bei Telekom macht klar, daß die Telekom beim schnellen Internet via Kupfer oder Glasfaser nicht mit Kampfpreisen den Markt aufmischen wird, weil Qualität Geld kostet und wenn man sich die Angebote der privaten Anbieter anschaut, die in den ersten Vertragsmonaten erst einmal richtig knackig günstig sind, um dann nach 6 oder 12 Monaten die Preise massiv anzuheben, ist mir das Telekom Preismodell allemal lieber, zumal dort in Punkte Sevice und Qualität einiges getan wurde.

Wer ein spezielles T-Problem hat, kann auf der Funkausstellung direkt den T-Kundenservice ansprechen, der in großer Personzahl präsent ist. Einige Probleme waren in dem Moment gelöst, als man sie dem freundlichen Service-Mitarbeiter vermittelt hatte. Das kann man gar nicht genug loben.

Neu wird für potenzielle Kunden sein, daß DSL oder Glasfaserausbau nur dorthin kommt, wo möglichst viele Kunden vorher ihr Interesse bekundet haben. Die althergebrachte Lösung: “Wir bauen erst mal auf und schauen dann, ob die Kunden kommen…” ist nicht mehr bezahlbar. Das kann noch spannend werden.

Die Telekom zeigte in Halle 6.2 einen Überblick über aktuelle und künftige Projekte und Produkte, das fernsteuerbare Haus ist leider nur in der T-City Friedrichshafen (Bodensee) verfügbar, das würden sich viele Kunden schon heute bundesweit wünschen: Habe ich meine Kaffeemaschine oder den Herd auch wirklich ausgeschaltet oder könnte es heute Abend im Wohnzimmer warm sein, wenn ich durchfroren heimkomme?

Was es immer noch nicht gibt: Attraktive und inklustive Verbundangebote, wenn ein Kunde Festnetz und Mobilfunk von der Telekom nimmt und gerne “intern”, sprich zwischen den D1-Anschlüssen der Familie und dem Festnetzanschluß kommunizieren oder umleiten möchte. Der “Telekom-Vorteil” ist haklig, weil man gar nichts an seinem Vertrag ändern darf, ohne wieder “raus” zu fallen, die “Festnetz-zu-D1 Option” für monatlich 15 Euro Aufpreis geht – etwa in Verbindung mit einer vom Handy in alle Netze-Flatrate gewaltig ins Geld und dann sind SMS in fremde Netze noch nicht inklusive.

Als ob man sich aus dem Weg gehen wollte, ist der zweite Anbieter im TK-Markt, die Vodafone D2 in Halle 18 meilenweit von der Telekom entfernt. Eine riesengroße “Twitter-Wall”, wo Texte, die der Besucher an einem der zahlreichen Handys oder Laptops eingetippt hat, nach Sichtung durch Vodafone Mitarbeiter auf einer kreisrunden Projektionswand präsentiert werden.

Verbundangebote Fest-Mobilfunk gibt es dort auch, wenn man sich durch zig Fußnoten und mehre Seiten Tariftabellen durchgefunden hat, was potenzielle Kunden eher erschreckt und lieber zum in dieser Hinsicht eindeutigeren Angebot von o2-Alice-Hansenet greifen lassen könnte.

In einer Ecke der Vodafone-Halle 18 kann man sich anhand einer digitalen Landkarte anzeigen lassen, wo Vodafone den neuen Standard LTE bereits in Betrieb genommen hat oder aufbauen wird. Wenn man den Aussagen der Mitarbeiter am Stand glauben darf, sind bereits jetzt und heute einige LTE-Sender real in Betrieb, z.B. in Rheinland-Pfalz wo abseits von DSL-Leitungen oder gar Glasfaser jetzt LTE möglich wäre, wenn man nur irgendwo her ein LTE-Modem (USB-Stick) herbekommen könnte. Die gezeigten LTE-Prototypen werden handwarm und haben das Netz noch für sich alleine.

Offenbar wird der “Roll Out” (Netzausbau) von LTE in einer bislang ungeahnten Geschwindigkeit erfolgen, Vodafone hat dafür bereits Tarife. Telekom wird im ersten Schritt 500 LTE -Sender aufbauen, einige laufen wirklich schon … in Brandenburg.

Die Kunden abseits von DSL & Co. sind ausgehungert und warten sehnsüchtig, also schnell bei Telekom oder Vodafone auf deren Homepages geklickt und Interesse bekundet, damit es endlich vorwärts geht.

Der Netzbetreiber “E-Plus” ist offiziell nicht in Berlin, doch halt, da findet sich ein Stand der Konzernmutter kpn in Halle 9, wo sonst Handy-Hersteller und Distributoren informieren. Doch kpn informiert eher über M2M (Maschinen-Maschinen-Kommunikation), was eher ein Profi- als ein Konsumenten-Thema ist, dabei wäre die IFA für E-Plus eine ideale Plattform, um mit den interessierten Kunden, Fachhändlern und Multiplikatoren noch besser ins Gespräch zu kommen.

Auch Telefonica-o2 ist offiziell nicht in Berlin. Ein Testlauf vor einigen Jahren habe wenig gebracht, hieß es, gleichwohl, sie gehören da meiner Ansicht nach hin, denn der Fachhandel, der sich auf der Messe Ideen und Inspiration holt und Bestellungen abgibt, bleibt ein wichtiger Verkaufsfaktor bei Kunden, die Beratung brauchen.

Für intensive Diskussion sorgt im Rahmen des “Digital Lifestyle Award” der aktuelle Netztest des Online-Magazins der Zeitschrift Chip, welche die deutschen Mobilfunknetze einem extrem intensiven Test unterzogen hat. Die Ergebnisse entsprechen – nach meiner Erfahrung – ziemlich genau der Realität – auch wenn es manchen Spitzen-Managern in der Seele weh tut: Das beste Mobilfunknetz hat wieder – wen wundert es – die Deutsche Telekom (bisher als T-Mobile D1 bekannt) trotz einiger ärgerlichen Funklöcher, dann folgt mit Abstand Vodafone.

Kritisiert wurden bei Vodafone u.a. die Sprachqualität. Der Netzausbau ist in der Fläche nicht immer und überall ideal, es gibt es immer noch Löcher oder Handoverprobleme. Auf Platz drei landete Telefonica-o2,  die zwar Beachtliches in ihr Netz investiert und fleißig gebaut haben, aber noch genügend zu tun haben. Das Schlußlicht, speziell bei Daten, bildet E-Plus, die punktuell nicht so schlecht sind, wie man immer denken mag, aber für schnelle oder zuverlässige Datenübertragungen im Moment noch nicht auf der Höhe der Zeit sind. Bei E-Plus sieht man das realistisch und verweist auf den aktuell laufenden Netzausbau, der im Test noch nicht volle Wirksamkeit entfalten konnte. Eine einfache Lösung wäre eine konkrete Kommunikation, wann und wo welche Ausbaustufen in Betrieb gehen.

Solche Tests sind unheimlich wichtig, um die Höhenflüge mancher Marketingstrategen wieder auf den Boden der Realität zurück zu holen. Der intensiv mobil telefonierende oder surfende Endkunde hat längst gelernt, mindestens ein Reserve-Netz mitzunehmen.

Bei den Handyherstellern findet man teilweise eigene Stände, etwa den österreichischen Anbieter “Emporia”, der sich voll und ganz auf die Zielgruppe “einfach zu bedienende Endgeräte” – nicht nur für Senioren – konzentriert und bei einer original Wiener Sachertorte den interessierten Journalisten interessante Details verrät, die ich in einem späteren Blog-Beitrag noch genauer vorstellen werde.

Nokia führt sein neues Modell N8 vor, auf welches ich auch noch eingehen werde, das könnte eine durchaus interessante Alternative für Multimedia-Fans werden, die aus dem engen Korsett des Control-Freaks Steve Jobs aus Cupertino ausbrechen wollen.

Weitere Marken sind HTC, die voll auf Android und höchstauflösende Displays setzen und natürlich Samsung, die dem Marktführer Nokia dicht auf den Fersen sind, auch LG ist mit von der Partie.

Mein Fazit der IFA:

Im Bereich Telekommunikation hätte ich mir noch ein umfassenderes Angebot gewünscht, das besser sichtbar zu finden ist. Es müßten alle Netzbetreiber aber auch alle Service-Provider (wie Mobilcom-Debitel oder die Drillisch-Gruppe und Discounter (z.B. Congstar, o.tel.o, Simyo, Blau, Fonic etc.) persönlich vor Ort sein. Die Handy-Hardware Anbieter in Halle 9 sind ziemlich versteckt im Hallenwirrrwar der IFA zu finden, die Idee einer eigenen Unterausstellung für iPhone & Co. wurde nur halbherzig bis kaum spürbar umgesetzt. Netzbetreiber wie Telekom, Vodafone, E-Plus, o2/Alice/Hansenet und weitere Anbieter gehörten m.E. ein eine gemeinsame oder wenigstens zwei benachbarte Hallen.

Mit 22% mehr Ausstellern (im Vergleich zum Vorjahr) ist die Messegesellschaft sehr zufrieden. Nun sind Bügeleisen, Heizungsboiler oder Dampftoaster nicht mein Thema, aber dem Fachhandel mag das ganz recht sein. Dafür dürfte Thema “Funk” wieder mehr Beachtung verdienen. Oder sind Funkanwendungen, wo der Kunde noch aktiv und kreativ sein kann, nicht mehr gefragt?

Schlagwörter: Berlin, E-Plus, HTC, IFA, Internationale Funkausstellung, LG, Messe, Nokia, o2, Samsung, Telekom, Vodafone


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