Kleiner Mann, ganz groß

Erstellt am 15. Januar 2013 von Mapambulo
Villagers 
„Awayland“
(Domino)
Die Frage ist nicht ob, sondern wann einen dieses Album erwischt. Denn – so die nicht allzu verwegene These – wer sich halbwegs etwas auf sein Gespür für clever gemachte, eingängig und zugleich abwechslungsreiche Popmusik einbildet, der wird dem zierlich anmutenden Iren Conor J. O’Brien, Sänger der Villagers, und den anderen vier Jungspunden früher oder später auf den Leim gehen, ganz sicher. Manchen wird’s schon beim ersten Song „My Lighthouse“ erwischen, einer von diesen besinnlich-versöhnlichen Wohlfühlnummern, die man sonst gern ans Ende eines Albums stellt: „And we'll be there to right our wrongs, in the time it took to write this song ... from the Reeperbahn to the Sundarban, I will heed your call from the dust and the sand and I'll save all my stories for thee“ – ganz entzückend.
„Earthly Pleasures“, schon der nächste Widerhaken, das stolpert und hüpft ganz ungewohnt, wer da nicht überläuft, um den wird es spätestens bei „The Waves“, dem wohl feinsten Exemplar des Elektrofolks der Villagers, geschehen sein, zarte Bläser samt Knistern und Pluckern, am Ende wird’s sogar etwas laut und wirr. Lustigerweise läßt sich der Sound der Iren auch mit dem von O’Briens Vornamensvetter Conor Oberst und seinen Bright Eyes vergleichen, auch denen ist ja mit „The People’s Key“ 2011 ein ähnlich ambitioniertes Werk gelungen, auch Oberst ist keiner, der Veränderungen scheut. Wem dazu noch die Decemberists und Arcade Fire durch die elf Stücke schimmern – auch kein Fehler.
Die ‚Dörfler‘ jedenfalls können böse („I made your world a living hell, I've lost the will to judge myself“, „Judgement Call“), sie können laut („The Bell“), mal mit gepflegten Streichern („Nothing Arrived“), mal ganz ohne Worte („Awayland“) oder auch die ganz große Oper („Grateful Song“) – Wandelbarkeit ist ihr großer Trumpf. Natürlich kann so etwas auch gern nach hinten losgehen, aber die fünf Freunde sind offenbar an ihren Instrumenten ebenso gut, wie sie mit elektronischem Spielzeug á la ProTools umzugehen verstehen. Machen wir es deshalb nicht länger als nötig: Eine famose Platte mit hohem Unterhaltungswert, für O’Brien selbst kann man getrost in die Plattitüdenkiste greifen – kleiner Mann, ganz groß. http://www.wearevillagers.com/
Die Welt ist ein Dorf:
23.02.  Köln, Gebäude 9
25.02.  Zürich, Mascotte
26.02.  München, Club Strom
27.02.  Berlin, Festsaal Kreuzberg
04.03.  Hamburg, Übel und Gefährlich