Kleine Teebeutel und gefährliche Abenteuer

Von European-Cultural-News

Die Gegenüberstellung zeigt deutlich, wie breit das Kindertheaterhaus im Museumsquartier unter Corinne Eckenstein aufgestellt ist.

Wasserkesselpauken-Pfeifensinfonie

Wasserkesselpaukenpfeifensinfonie (c) Peter Ketturkat

Im dunklen Raum zu sitzen ist für 3-Jährige gar nicht so einfach. Umso erstaunlicher, dass Peter Ketturkat mit seiner Teebeutelgeschichte es schafft, die Kinder über 45 Minuten ruhig zu halten. Ein Zeichen, wie spannend das Abenteuer rund um den Tyrannen in Espresso-Maschinen-Gestalt für das junge Publikum ist. Bei den ersten Sätzen meint man, Ketturkat hätte eine Persiflage auf jenen Mann geschrieben, der derzeit als Präsident nicht nur Amerika in Atem hält. „Ein böser Geist war in die Welt gekommen“, heißt es da und weiter „Ich, ich, ich haben!“ Aber bald schon merkt man, dass es sich um eine allzeit gültige Geschichte handelt. Um das Böse, das einmal an der Macht, die Menschen mit ihrer Poesie zum Verstummen bringt.

Da werden kleine Teebeutel aus aller Herren Länder auf Miniaturwäscheleinen aufgehängt und ganz frech gestohlen. Da fiebern die Kinder mit den kleinen Geschirrtuch-Figürchen mit, die sich gegen das große Monster behaupten müssen. Und schließlich entpuppt sich so mancher Teekessel als kleines, künstlerisches Universum in dem es grünt und blüht. Wie schön, dass am Ende die Welt der kleinen Püppchen nicht mehr auf dem Kopf steht und das Monster mit Häkeldeckchen unschädlich gemacht werden konnte. Da kann man einmal sehen, wofür eine gediegene Handarbeit gut sein kann!

„Der Trommler“

Der Trommler (c) Reinhard Werner

Ganz anders hingegen „Der Trommler“, die Geschichte eines jungen Mannes und einer auf einem Eisberg gefangen gehaltenen Prinzessin. Bis er diese aus den Fängen der unbarmherzigen Hexe befreien kann, muss er einige Abenteuer bestehen. Inszeniert von der Wiener Taschenoper, die – wie es aus ihrem Namen zu erkennen ist – ausschließlich Opern produziert, handelt es sich dabei um eine Aufführung mit Live-Musik. War bei der vorangegangenen Produktion Wolfgang Mitterer für die Musik von „Schneewittchen“ verantwortlich, die im Muth zur Aufführung kam, ist es dieses Mal Martin Brandlmayr. Er sorgt auch am Schlagzeug neben Melissa Coleman am Cello und Bernhard Höchtel am Klavier für das musikalische Live-Erlebnis. Dafür schuf er ein durchgehend atonal klingendes Oeuvre. Erst in der allerletzten Nummer, in der das Ensemble einen kleinen Chor bildet, darf man vereinzelt Humperdinck´sche Klänge erhaschen. Interessant ist seine Arbeit vor allem, weil sich das zeitgenössische Kompositionsgeschehen der Atonalität nur mehr als einer von vielen Ausdrucksmöglichkeiten bedient. Es entsteht beinahe der Eindruck, als ob Brandlmayr mit seiner Komposition ganz bewusst einen Rückgriff auf eine musikalische Tradition gemacht hat, die nun schon auf eine rund 100-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Der Trommler (c) Reinhard Werner

Dennoch hat er es geschafft, die einzelnen Figuren mit unterschiedlichen, musikalischen Charakteren zu besetzen. Das sparsame, aber zugleich durch gekonnten Lichteinsatz sehr effektive Bühnenbild (Harald Thor), ist zugleich eine Herausforderung für die Sängerinnen und Sänger. Denn eine Schräge zu bespielen erfordert noch ein wenig mehr an Konzentration als dies sonst der Fall ist. Bestens disponiert zeigten sich Andrés Alzate als furchtloser Trommler, Katharina Adamcyk als verführerische Königstochter, Andreas Jankowitsch als furchteinflößender Riese und Tina Drole als bestialische Hexe. Heftige Reaktionen gab es vom jungen Publikum als sich die Hexe dem Trommler gefährlich näherte, schließlich aber doch – Ende gut, alles gut –  von den roten Flammen verschluckt wurde. Dass die Musik in diesen aufregenden Augenblicken im Kindergeschrei unterging zeigt, dass Jefgenij Sitochin mit seiner Regie ganze Arbeit leistete.