Kleine Presseschau zum Thema "Beschneidung"

Von Thomasbaader

Lesehinweis
Gideon Böss bei Welt Online:
Die Argumente der Religiösen überzeugen in dieser Debatte bislang nicht so wirklich. Da wird versucht, die Gegenseite als hysterisch abzutun, weil es doch nur um ein “kleines Stück Haut“ geht. Wenn es so unbedeutend ist, könnte man auf diesen Brauch aber auch einfach verzichten (statt zu behaupten, dass damit die ganze Religion steht und fällt). Alternativ werden hygienische und medizinische Argumente vorgebracht. Da Gott aber nicht sprach: „Und beschneiden sollt ihr die Jungs am achten Tag, denn das reduziert später beim Geschlechtsverkehr bei Frauen das Risiko für Gebärmutterhalskrebs“, fällt das als religiöse Begründung auch weg. Es scheint so, als bleibe als wichtigstes Argument nur übrig: Das haben wir schon immer so gemacht! Und das ist eigentlich kein Argument, sondern nur eine Feststellung.
http://boess.welt.de/2012/07/15/gott-und-das-landgericht-koln/

Thomas von der Osten-Sacken bei Jungle World:
Beeindruckend auch diese Stellungnahme der SPD: Es könne “nicht sein, dass Jahrtausende alte  Traditionen von Millionen von Menschen auf diese Weise in Deutschland in Frage gestellt werden”  Für so eine Äußerung hätte man unter August Bebel in  Sekundenbruchteilen sein Parteibuch verloren.
http://jungle-world.com/jungleblog/1765/

Noch einmal Thomas von der Osten-Sacken bei Jungle World:
Als erstes müsste allerdings der Kardinalfehler der ganzen Debatte verstanden werden: Beschneidung von Jungen im Judentum, also die Brit Mila, ist etwas ganz anderes als Beschneidung in den unterschiedlichen islamischen Rechtsschulen. Anders als im Judentum gibt es im Islam keine einheitliche Auffassung dazu. Auch wenn alle Rechtsschulen, inklusive der schiitischen, Beschneidung von Jungen befürworten, schreibt außer den Schafi’is keine sie als zwingend notwendig vor. Bei den Schafi’s, ich betone es noch einmal, gibt es aber keine Trennung zwischen der Beschneidung von Jungen und Mädchen. Umgekehrt ist und war dem Judentum die Beschneidung von Mädchen (mit Ausnahme einiger äthiopischer Juden, der Falashas), unbekannt. Wenn man also fortan von Beschneidung redet, sollte man sehr genau trennen. Und weil Beschneidung nicht Beschneidung ist, sollte mit den verschiedenen Formen auch ganz unterschiedlich umgegangen werden [...] Wer also aus Unwissenheit, Naivität oder gutem Glauben ein Gesetz zur Legalisierung der  Zirkumzision aus religiösen Gründen in Deutschland einfordert, sollte wissen, dass er mutmaßlich ganz gegen seinen eigenen Willen damit all jenen Frauen und Männern, die sich etwa in Ägypten, Indonesien, Somalia und Kurdistan gegen die weibliche Genitalverstümmelung einsetzten, in den Rücken fällt.
http://jungle-world.com/jungleblog/1790/

Deniz Yücel in der taz:
Besser man fragt die Deutschen nicht nach ihrer Meinung – niemals. Nicht minder befremdlich sind aber auch die Verrenkungen, mit denen vor allem Muslime auf das Kölner Beschneidungsurteil reagieren. Dabei gilt die Regel: Je säkularer die Sprecher, desto abenteulicher die Argumentation.
Da verweist man darauf, dass der Sex mit einem beschnittenen Mann für Frauen das Risiko von Gebärmutterhalskrebs verringere – als ob der Prophet Mohammed, der der geheiligten Überlieferung zufolge ein neunjähriges Mädchen ehelichte, je einen Dreck auf das Wohlergehen der muslimischen Frauen gegeben hätte. Auch die übrigen angeblichen Vorteile – geringeres Risiko von Geschlechtskrankheiten, Hygiene, Potenz – beziehen sich, sofern sie medizinisch überhaupt zutreffen, ausschließlich auf das Erwachsenenalter.
http://www.taz.de/Kolumne-Besser/!97428/

Volker Zastrow in der FAZ:
Die jüngsten Missbrauchsskandale haben offenbart, dass sie ähnlich oft davon betroffen sind wie Mädchen. Einfühlung ist jetzt auch für diese Jungen möglich, weil wir uns zusehends von hohlen, rohen Männlichkeitsidealen lösen. Doch für Genitalverstümmelung, gärtnerisch verniedlichend „Beschneidung“ genannt, soll das nicht gelten? Hier soll ausdrücklich als rechtlich „zulässig“ definiert werden, was bei Mädchen als strafbar erachtet wird? So sieht es ein Entschließungsantrag des Bundestages vor. Wo bleibt der Aufschrei all der Gender-Forscher und -Beauftragten, die im ganzen Lande installiert wurden?
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/beschneidungsdebatte-noetiger-schmerz-11827980.html?google_editors_picks=true

Daniel Bax in der taz:
Jedes Mal wurde deutlich, dass viele Deutsche mit zu viel Fremdheit ein Problem haben: muslimische Frauen sollen keine Kopftücher und schon gar keine Burkas tragen, finden sie, und Muslime keine Moscheen bauen dürfen, schon gar nicht mit Minarett, und am besten sollte es hierzulande gar nicht erst zu viele Muslime geben – das war in etwa die Essenz der Sarrazin-Debatte. Die Beschneidungsdebatte war da nur die logische Folge.
http://www.taz.de/Kommentar-Beschneidungsdebatte/!97687/

Heide Oestreich in der taz:
Du bist für das Kopftuch, aber gegen Beschneidungen“, sagte kürzlich kopfschüttelnd der Kollege Daniel Bax – als sei das ein Paradox. Daraufhin verfasste er einen Leitartikel, in dem er die Bundestagsresolution für eine straflose Beschneidung kleiner Jungen lobte. [...] Eine Mehrheit des Bundestages beeilt sich, eine Körperverletzung an Kindern zu legalisieren. Bei der Abwägung der Religionsfreiheit gegen die körperliche Unversehrtheit geben sie der Religionsfreiheit den Vortritt. Das ist ein unglaublicher Vorgang. Mit demselben Argument könnte man die Genitalverstümmelung an Mädchen legalisieren. Bei der wir uns aber im Gegenteil größte Mühe geben, sie weltweit zu ächten.
http://www.taz.de/Kommentar-Beschneidungen/!97874/

Bettina Röhl bei Spiegel Online:
Die Debatte um religiös motivierte Beschneidungen ist keinesfalls erledigt, obwohl der Bundestag diese nun gestatten will. Denn es ist gut möglich, dass dieses Vorhaben am Grundgesetz scheitert. Unsere Verfassung schützt nicht nur die Religionsfreiheit - sondern vor allem auch das Kindeswohl.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/beschneidung-ein-plaedoyer-fuer-das-grundgesetz-von-bettina-roehl-a-845502.html

Jan Fleischhauer bei Spiegel Online:
Wenn man die professionellen Helfer richtig versteht, hat die Praxis der religiösen Beschneidung schon heute Tausende Deutsche zu seelischen Krüppeln gemacht. Wer will den Kölner Richtern also verdenken, dass sie alarmiert waren, als ihnen ein Fall zur Entscheidung vorgelegt wurde, bei dem am Ende sogar eine Behandlung in der Notaufnahme stand. Das Problem solcher Rechtsprechung, die die moderne Subjekttheorie in allgemein gültige Urteile überführt, ist eher praktischer Natur. Wer einmal damit anfängt, in jedem Eingriff, der nicht medizinisch geboten ist, eine Körperverletzung zu sehen, kommt aus dem Klagen nicht mehr heraus.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/beschneidung-die-uebertriebene-angst-vor-dem-trauma-des-kindes-a-846543.html

Siehe auch:
Kampagne der Ex-Muslime "Finger weg von meinem Pimmel"
In Islam und Judentum tritt ein beschnittener Junge danach in die religiöse Gemeinschaft ein. Während im Judentum bereits am achten Tag nach der Geburt beschnitten wird, kann es im Islam mehrere Jahre dauern, bis das Kind an der Reihe ist. Im Islam ist es zudem auch die “Mann-Werdung” die gefeiert wird. Während Mädchen die zur Frau werden verhüllt, und aus der Öffentlichkeit verbannt werden, wir der Penis der Knaben in großen Feiern stolz gefeiert und der Öffentlichkeit präsentiert.
http://www.exmuslime.at/finger-weg-von-meinem-pimmel/

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