Seien wir doch ehrlich: Trotz aller unvergesslichen Erlebnisse stellen Familienferien die Nerven ganz schön auf die Probe. Oh ja, es ist wunderbar, unbeschwerte Tage mit deinen Liebsten zu verbringen, aber wenn plötzlich alle rund um die Uhr ein gemeinsames Programm haben sollten, wird alles irgendwie,… na ja, sagen wir… kompliziert.
Nach dem gemütlichen Abendessen am Meer noch kurz in den Wald, um ein paar Blaubeeren zu pflücken? “Ich esse nur gewaschene Blaubeeren! Noch nie etwas vom Fuchsbandwurm gehört?” “Ohne Zeckenspray setze ich keinen Fuss in diesen Wald!” “Ich möchte aber unbedingt auf den Hochsitz!” “Und wann sehen wir endlich Elche?” Es sind natürlich nicht nur die anderen, die sich so aufführen, auch ich trage meinen Teil zum Stimmengewirr bei: “Himmel, kann man denn nicht einmal ein paar Minuten ungestört in den Wald gehen und Beeren sammeln?”
So geht das pausenlos, egal, ob es ums Essen geht, um den Strand, ums Museum oder um den Feierabend. Familientheater ohne Unterbruch, zum Glück mit erstaunlich wenig Streit. Sonst müsste ich am Ende noch die Menschen verstehen, die ihrer Familie nach den Sommerferien den Rücken kehren.
Nun, ich habe keineswegs vor, meiner Familie den Rücken zu kehren, doch ein paar Stunden ohne sie weiss ich dennoch zu schätzen. Darum war ich ganz dankbar, dass ein kaputter Schuh – “Mit diesen kaputten Schuhen kann ich auf gar keinen Fall in den Wald!” – mich heute Morgen dazu zwang, ins nächst gelegene Einkaufszentrum zu fahren. Ein paar Stunden lang nur ich, meine Gedanken, Georg Friedrich Händel – und Hunderte von Schweden, die sich die Zeit an einem gewitterhaften Sonntag offensichtlich am liebsten mit. Shopping vertreiben.
Na ja, immerhin kann ich getrost weghören, wenn die sich mit ihren Blagen darüber zanken, ob man bei Ikea isst, oder erst später zu Hause.