Kleider-Diät liegt jetzt im Trend: Aus Schweden kommt die „Kaufscham“ zu uns

Von Verrueckteshuhn @TADRA_C

In den nächsten zwei Monaten bin ich Gastgeberin unserer grünen Linkparty „einfach. nachhaltig. besser. leben." und freue mich wieder auf eure Links zu nachhaltigen Themen aller Art. Im Mittelpunkt meines Blogposts steht ein neuer Begriff aus Schweden: Köpskam = Kaufscham. Analog zur inzwischen groß diskutierten Flugscham beschreibt er meiner Meinung nach ganz treffend das ungute Gefühl, das einen befallen kann, wenn man gegen seine nachhaltigen Prinzipien etwas kauft, was nicht so nachhaltig produziert wurde. Denn manchmal tut man es ja doch, die meisten zumindest. Auch ich, obwohl ich seit 2017 über meine Klamottenkäufe Buch führe. Höchste Zeit für Bilanz Nr. 3!

Nachdem meine Kleidungskäufe für mich selbst 2018 sehr überschaubar waren, habe ich 2019 wieder etwas mehr eingekauft. Wenn man Jeans fast jeden Tag anzieht, tauchen irgendwann Löcher an den Knien auf. Die flicke ich zwar oder akzeptiere den tollen „Used-Look", aber für manche Anlässe darf es dann doch etwas schicker sein.

Meine Klamotten-Einkäufe 2019:

  • 2 Paar Jeans (bio)
  • 1 Kleid (bio)
  • 1 Leggins (bio)
  • 1 Bluse (nicht bio, Mittelaltermarkt)
  • 2 Pullover (gebraucht, gebraucht + bio)
  • 1 T-Shirt (gebraucht + bio)
  • 5 Paar Socken (oekotex100)
  • Unterwäsche (bio)
  • 1 Paar Barfußschuhe (bio)
  • 1 Paar Winterschuhe (konventionell)
  • 1 Paar Filz-Hausschuhe (konventionell)

Dafür bin ich übrigens das ganze letzte Jahr über nicht dazu gekommen, für mich selbst etwas zu nähen. Ich habe repariert und ausgebessert, habe für Kinder und Freunde hin und wieder etwas genäht, aber im Großen und Ganzen habe ich mich mit anderen Dingen als mit der Nähmaschine beschäftigt.

Erfahrungen & Entdeckungen

In den letzten drei Jahren sind die Möglichkeiten, Socken und Unterwäsche in Bio-Qualität zum Beispiel im Supermarkt zu kaufen, wahnsinnig gestiegen. Das verleitet mich dann hin und wieder zu Spontankäufen, auch wenn hier Bio-Qualität noch keine fairen Herstellungsbedingungen implizieren. Ein anderer Spontankauf aber war ein echter Glücksgriff: Bei einem Kurzurlaub in Mainz bin ich über diesen schönen Laden gestolpert und hab die Chance genutzt, Bio-Jeans direkt im Laden anzuprobieren. Das hat den Vorteil, dass man für das viele Geld eine Hose kauft, die tatsächlich gut passt. Mit Online-Shops habe ich bei Jeans oft die Erfahrung gemacht, dass ich meine Bestellung zurückschicken musste, was dann wieder ein schlechtes Gewissen verursacht hat. Dabei hab ich durch Zufall auch das interessante Konzept der holländischen Firma Mud Jeans kennengelernt, wo man bis zu drei Paar Jeans man für eine monatliche Gebühr leasen kann. Geliehen statt gekauft - ist das das Modell der Zukunft?

Wo bleibt bei „Kaufscham" das gute Gefühl?

Wenn wir ehrlich sind, kann es noch nicht alles sein, sich für nicht-nachhaltigen Konsum zu schämen. Ich finde, wir brauchen vielmehr sowas wie ein mentales Bonussystem, das uns ein gutes Gefühl gibt, wenn wir Mehraufwand betreiben, um nachhaltig zu kaufen, oder besser noch verzichten uns weniger konsumieren.

Was gibt euch dieses gute Gefühl?