Klassenkrieg


„Wenn wir von “Unterschicht” reden, reden wir von einer sozialen Schicht, die vor 20, 30 Jahren im wesentlichen noch zur “Arbeiterschaft” gehörte und die in den letzten beiden Jahrzehnten zunehmend in prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Zeitarbeit, Billig- und Minijobs und in die Arbeitslosigkeit abgedrängt wurde. In diesem Buch werden genau diejenigen, die dank einer neoliberalen Politik – Deindustrialisierung des Standortes Deutschland, Abbau von Arbeitnehmerrechten, Ausbau von Billiglohnbranchen wie dem Dienstleistungssektor – wirtschaftlich auf der Strecke geblieben sind, zu Sündenböcken gemacht und kriminalisiert. Noch mal ganz explizit: Zuerst wird eine soziale Schicht ruiniert, und dann wird genau dieser Schicht vorgeworfen, sie würde “unser Land” ruinieren. Das ist schon keine Ignoranz mehr, das ist Demagogie.

 

Ähnlich zynisch und irreführend ist auch die Gleichsetzung von Armen und Reichen als “asoziale” Nassauer an der Mittelschicht. Betrachten wir nur einmal das Verhältnis der von ihnen verursachten Schäden: Nach den Angaben der Caritas kamen im Jahr 2009 auf 1 € Sozialhilfemissbrauch 1.400 € Steuerhinterziehung. Pro Kopf der Bevölkerung kostete der Sozialmissbrauch 88 Cent pro Jahr, die Steuerhinterziehung ca. 1.220 Euro. Der Sozialmissbrauch – gemessen am Bundesetat von 288 Mrd. Euro – machte dabei 0,025% aus, der Verlust durch Steuerbetrug 34,7%. Übrigens wird der Sozialmissbrauch durch die Rückflüsse in die Staatskasse wegen nicht in Anspruch genommener Sozialleistungen mehr als nur ausgeglichen. Diese Rückflüsse waren im Jahr 2001 18mal so hoch wie die Kosten durch Sozialmissbrauch.

 

Eigentlich stellt sich hier nur eine Frage: Wem nützt dieses Buch? Wer hat etwas davon, wenn die durch Neoliberalismus und Sozialabbau deklassierten Teile der Arbeiterschaft als asozial kriminalisiert und dämonisiert werden? Die Frage lässt sich leicht beantworten, wenn wir den Arbeitgeber des Autors näher unter die Lupe nehmen, das IZA, zu dessen Gründungsmitgliedern Wüllenweber übrigens gehört. Das IZA ist ein von deutschen Konzernen (Deutsche Post AG, Volkswagen usw.) finanziertes Beratungsunternehmen, das u.a. auch die Bundesregierung berät und das in den letzten Jahren durch Reformvorschläge wie Lockerung des Kündigungsschutzes, Ablehnung von Mindestlöhnen, Anhebung des Renteneintrittsalters, flexiblere (längere) Arbeitszeiten, Arbeitslosen-Versteigerungen und Workfare-Ideen (Arbeitszwang für Bezieher von Sozialleistungen, z.B. in Form von Ein-Euro-Jobs) in Erscheinung getreten ist. Präsident des IZA ist übrigens der wegen Steuerbetrug (sic) verurteilte Klaus Zumwinkel, der Direktor Zimmermann “Botschafter” der vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall gegründeten INSM.

Als Fazit fällt mir eigentlich nur noch ein Zitat des amerikanischen Industriellen Warren Buffett ein: „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen.”“

Kommentar von „Zuckerfee“ zum Buch „Die Asozialen: Wie Ober- und Unterschicht unser Land ruinieren – und wer davon profitiert“

Quelle und weitere Erhellungen dazu: http://www.amazon.de/product-reviews/3421045712/ref=cm_cr_dp_hist_one?ie=UTF8&filterBy=addOneStar&showViewpoints=0


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