Vom anderen Ende der Welt in den Weltraum
In der vergangenen Woche haben wir den erfolgreichen Start einer neuartigen Rakete in den Weltraum verfolgen können. Und zwar hier in Neuseeland durch die Firma Rocket Lab.
Am 25. Mai war die Wetterlage über Neuseeland und speziell Mahia im Norden (zwischen Napier und Gisborne) günstig und die erste Testrakete konnte erfolgreich starten. In den zwei vorherigen Tagen spielten die atmosphärischen Bedingungen nicht mit, aber zum Glück hatte Rocket Lab einen 10 Tage Spielraum genehmigt bekommen.
Dies war der erste von drei Teststarts, bevor die Firma anfangen will kommerzielle Ladungen in den Weltraum zu schiessen. Diese Tests sind notwendig, um die Rakete und alle Zuliefersysteme zu optimieren. Wie so vieles im Leben, liest sich alles schön und gut auf Papier, aber wie etwas in der kalten Realität funktioniert ist letzendlich entscheidend. Dieser Flug war nach Meinung einiger ein Reinfall, da die Rakete nicht den Orbit erreichte, aber der Besitzer und Gründer Peter Beck, aus Invercargill, ist mit dem Resultat und der neuen Datenflut zufrieden. Er sieht die Tatsache, dass die Rakete den Weltraum erreicht hatte als einen Erfolg an und ist überzeugt, dass die Auswertung der Daten (aus 25.000 Datenkanälen) erhebliche Verbesserungen bringen wird.
Marktsituation im Moment
In den USA werden pro Jahr knapp zwei Dutzend Raketen in den Weltraum geschickt, um zahlreiche Satelliten in der Erdumlaufbahn zu stationieren. Um die Kosten für den bisher üblichen Transport durch wiederverwendbare Raketen auszugleichen, sind die Satelliten gross und haben eine lange Lebensdauer. Leider bedeutet dies aber auch, dass sie am Ende ihres Dienstes weiterhin in der Erdumlaufbahn bleiben müssen: Verbrennung bei Wiedereintritt würde die grossen Stücke nur unzureichend reduzieren und zu einer Gefahr für Luftfahrt und Menschen machen. Anders als “Electron”, der Rakete aus Neuseeland: aus Kohlefaserverbundwerkstoff auf einem 3D Drucker hergestellt, zerfallen und verbrennen die Zwischenstufen und andere Teile beim Wiedereintritt in die Atmosphäre.
Die Firma Rocket Lab, aus dem Land der Schafe, Rinder und Milchprodukte mit Sitz in Kalifornien (aus wirtschaftsstrategischen Gründen) will den Weltraum zugänglicher und kosteneffektiver machen als er bisher war. Bisher haben sich nur einige Firmen (in den USA, China und EU) diesen Markt geteilt, von denen SpaceX die billigste ist und versucht durch den Einsatz von neuen Technologien den Markt immer weiter zu erschliessen. Rocket Lab hat nun eine Lizenz, die es ihnen theoretisch erlaubt für die nächsten 30 Jahre alle drei Tage eine Rakete zu starten. Mit einer derartigen Frequenz wäre Neuseeland der Marktführer, was sich enorm auf die nationale und auch internationale Wirtschaft auswirken könnte.
Vorhersagen für die Zukunft
Hier in Neuseeland sind die meisten Leute von dem Projekt begeistert, erstens weil es mal wieder ein typisches Kiwi Projekt ist (Uniabbrecher bringt sich selbst Weltraumtechnologie bei) und zweitens, weil es zeigt, dass Neuseeland nicht nur ein idyllisches Agrarland ist, sondern auch neue Technologien entwickeln und kommerzialisieren kann. An sich würde ich dazu sagen, “abwarten und Tee trinken” in der Erwartung im Laufe der nächsten Jahre wieder was davon zu hören.
Rocket Lab dagegen will Ende des Jahres den ersten kommerziellen Flug starten, da brauchen wir hoffentlich nicht mehr lange zu warten.
Autorin: Petra Alsbach-Stevens