Kitty, Daisy And Lewis: Sauber gemacht

Kitty, Daisy And Lewis: Sauber gemachtKitty, Daisy And Lewis
„The Third“

(PIAS)
Also wenn wir eines mit Bestimmtheit wissen, dann wenigstens das: Alles im Leben hat seinen Preis: Günstiges Essen, bezahlbares Textil, ständige Mobilität, grenzenloses Internet, ja sogar für die Demokratie, das erfahren wir in diesen Tagen besonders eindrücklich, bekommt man ab und an eine saftige Rechnung gestellt. Doch kurz mal etwas kleiner gedacht: Vor sieben Jahren veröffentlichte das Geschwistertrio Kitty, Daisy And Lewis sein gleichnamiges Debütalbum, Rock’n Roll-Retro galore, allererste Sahne. Auch Platte Nummer zwei “Smoking In Heaven” einvernehmlich ein Hammerteil, gleiche Schiene, perfekt gemacht – dirty, groovy, absolut infektiös. Doch schon da mischten sich einige Stimmen unters Fanvolk, die meinten, etwas mehr Abwechslung könnte dem beschwingten Durham’schen Familienbetrieb (denn ein solcher ist es ja mit Papa und Mama an den Geräten) gut zu Gesicht stehen, sonst wird der Trubel schneller vorbeisein als gedacht (Merke Weisheit #2: Kein Hype wärt ewig.) Nun, sie haben den Rat befolgt. Wurden zuvor Randgebiete wie Blues und Country nur versehentlich touchiert, packt die Band jetzt eine erstaunliche Fülle an Stilvariationen auf die Palette: klassischer Funk und Soul, flotter Ska-Riddim, RnB samt fettem Streicheraufgebot in der Vorratspackung, hawaiianische Melodien, Orgel, Banjo – von all dem gibt’s zum obligatorischen Swing zu hören.
Das Problem: Das, was auf den ersten beiden Alben so ‘dirty’ klang, ist leider einem recht cleenen, glatten und kantenfreien Sound gewichten. Die Verruchtheit, welche die Songs der drei – passend zum historischen Bezug – ausstrahlten, das Verqualmte, auch mal Schiefe wurde offenkundig zugunsten der Vielfalt geschliffen. Ob das damit zusammenhängt, dass Mick Jones, Ex-Gitarrist von The Clash und Freund der Familie, die Regler bei der Produktion in den Händen hatte, kann man nur spekulieren, tatsächlich geht den Songs damit leider (wenn man das bei Retro überhaupt sagen kann) etwas an Ursprünglichkeit verloren. Gut klingen tun sie natürlich trotzdem – das hämmernde Piano gleich zu Beginn bei “Whenever You See Me”, der hibbelige Beat von “Feeling Of Wonder” und der besagte Skabeat von “Turkish Delight” sowieso. Am besten sind Kitty, Daisy And Lewis natürlich immer noch beim Kerngeschäft aufgehoben – “Good Looking Woman” haut ordentlich rein und das wilde “Bitchin’ In The Kitchen” vermag ausnahmsweise auch an die frühen Glanztage des Trios anzuknüpfen. Gemischte Gefühle hin oder her – auf einen zünftigen Ritt über’s Parkett kann man sich immer einigen. http://www.kittydaisyandlewis.com/
22.02.  Hamburg, Große Freiheit 36
24.02.  Berlin, Columbiahalle
27.02.  Wiesbaden, Schlachthof
28.02.  München, Muffathalle
01.03.  Wien, Flex
05.03.  Zürich, Plaza
12.03.  Köln, E-Werk
Der Komplettstream des Albums steht momentan bei der ZEIT online.

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