Kita-Luft geschnuppert

Von Nadine

Letzten Donnerstag war es so weit. Mein Sohn sollte seinen ersten Schnuppertag im Kindergarten haben.

Um ihn ein wenig auf die Kita vorzubereiten, haben wir ihm das Buch Mein Kindergarten (Wieso? Weshalb? Warum? junior, Band 24)">Mein Kindergarten gekauft, welches er sehr gerne liest. Ich habe ihm in den Tagen davor immer wieder erzählt, dass er jetzt bald schon mal für einen Tag in den Kindergarten gehen kann. Wir haben ihm extra dafür auch Hausschuhe gekauft und ich sagte ihm, dass er allein im Kindergarten bleiben kann, wenn er das möchte. Und wenn nicht, würde ich bei ihm bleiben.

Als der Tag dann kam und ich ihn morgens geweckt habe, sagte er gleich: „Ich will nicht in den Kindergarten!“ Obwohl er sich die Tage zuvor so darauf gefreut hat. Und es dauerte keine fünf Minuten, da hatte er seine Meinung auch schon wieder geändert.

Deshalb machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg und auf der Fahrt sagte ich ihm nochmal, dass ich nach Hause fahren würde, wenn es für ihn in Ordnung ist, und dass die Erzieherinnen auf ihn aufpassen würden. „Aber Du sollst nicht wegfahren!“

Das wäre auch okay, doch das hatte er schon längst wieder vergessen, als wir am Kindergarten ankamen. Wir waren pünktlich um 08.30 Uhr dort. Kaum hatten wir den Gruppenraum betreten, sagte er nur noch „Mama, kannst Du mir meine Hausschuhe anziehen?“, und weg war er! Von dieser Sekunde an war ich total abgeschrieben. Eine Erzieherin fragte ihn nach ein paar Minuten, ob er mir noch Tschüss sagen wollte, und er rief dann nur aus der Ferne „Tschüss Mama!“ und hat kurz gewunken. Wie, und das war’s jetzt? Kein Küsschen? Nicht mal drücken? Ich blieb noch zwei Minuten stehen und sah ihm zu, wie er alles erkundete, ging dann noch mal kurz zu ihm und sagte „Ich fahre dann jetzt. Ich hole Dich später wieder ab.“ Er sah mich nicht mal richtig an. „Bis später, Mama!“

Tja, so ging ich dann – schweren Herzens und erleichtert zugleich. Als ich im Auto saß, konnte ich mich aber nicht mehr zusammenreißen und heulte erst mal eine Runde.

Den Kindern Wurzeln zu geben, ist nicht schwer. Ihnen Flügel zu verleihen hingegen ist gar nicht so einfach. Was die Muttergefühle so mit einem anstellen – unglaublich.

Nun war er also zum ersten Mal in der Obhut von Fremden. Bisher haben ihn nur die Großeltern betreut, wenn wir mal etwas vor hatten. Und obwohl ich traurig war, obwohl mir dabei ein bisschen mulmig war, war ich doch auch froh, dass es so reibungslos klappte und er keine Angst hatte. Das zeigte mir nur umso mehr, wie reif er schon längst dafür ist.

Als ich zuhause ankam, saß mein Mann auf dem Sofa und fragte nur „Und?“ – und schon fing ich wieder an zu heulen. „So schlimm?“ Ich sagte nur „Muttergefühle“ und brauchte dann wieder eine Weile, um mich zu erholen.

Die Kleine schlief auch noch und es war so furchtbar ruhig im Haus, wo hier doch sonst immer jemand rumwuselt, der ohne Punkt und Komma quasselt, Fragen stellt oder singt. Zuerst wusste ich nicht viel mit mir anzufangen, doch dann entschloss ich mich dazu, den riesigen Korb mit Kindersachen für den Verkauf bei eBay zu fotografieren, der schon seit Wochen unbeachtet in der Ecke stand.

So ging die Zeit doch recht schnell um, und um 12.00 Uhr machte ich mich dann schließlich auf den Weg, um den Wildfang wieder abzuholen.

Als ich an der Kita ankam, waren alle Kinder draußen auf dem Spielplatz. Ich habe meinen Sohn sofort entdeckt. Er stand an einem großen Eimer, der mit Wasser gefüllt war, und warf Sand hinein. Natürlich. Wo es etwas zum Matschen gibt, ist er zur Stelle. Ich blieb ein paar Meter entfernt stehen und beobachtete ihn. Er schien absolut zufrieden zu sein. Als er mich nach einer Weile entdeckte, kam er angerannt und rief: „Mama, endlich bist Du wieder da!“ und sagte jedoch im gleichen Atemzug: „Ich möchte aber noch ein bisschen hier bleiben!“ Und schon war er wieder weg.

Die Erzieherin erzählte mir, dass alles sehr gut geklappt hat. Er hat mit den anderen zusammen gefrühstückt, sich vorlesen lassen und mit ein bisschen Überredungskunst auch die Windel wechseln lassen. Die meiste Zeit rannte er jedoch herum, wie ein aufgescheuchtes Huhn und ich sagte ihr, dass er meistens in Bewegung ist. Erst recht, wenn es so viel Neues zu entdecken gibt. Dann hat er noch mit einer Tube Klebstoff alles eingesaut und ich musste innerlich ein bisschen schmunzeln. Das ist typisch für ihn.

Als wir schließlich wieder im Auto saßen, erzählte er mir, was er alles gemacht hat. „Wir haben im Kreis gesessen und dann haben wir gesungen. Drei Lieder haben wir gesungen. Auch das Lied von der Schlange. Die macht immer Tzzz,Tzzz, Tzzz! Und wir haben gefrühstückt und mit den Autos gespielt und dann waren wir auf dem Spielplatz!“ Er schien begeistert zu sein und ich war froh, dass er offensichtlich so viel Spaß hatte. Er freut sich jetzt schon auf das nächste Mal!

Nun hat er jeweils im Juni und im Juli noch einen Schnuppertag, bevor es dann am 22. August richtig losgeht. Ich bin sehr gespannt, wie er es findet, bald jeden Tag in die Kita zu gehen. Ich werde natürlich davon erzählen, wenn es so weit ist.