Heute an Heiligabend möchte ich gerne von unserer kleinen Wallfahrt nach Fatima in Portugal berichten. Einen ganzen Tag hatten wir für die etwa 130 Kilometer einfache Fahrt mit dem Mietwagen von Lissabon über die Autobahn zu der weltberühmten Pilgerstätte eingeplant und den braucht man auch dafür. Dieser wichtigste Wallfahrtsort, nicht nur der Portugiesen, sondern von Christen weltweit, sollte nicht so nebenbei abgehakt werden. Bewegend und verstörend zugleich empfand ich diesen Tag, denn selten sieht man so viel ehrlichen und hingebungsvollen Glauben gepaart mit Kitsch und Kommerz. Gott sei Dank waren die beiden Bereiche streng voneinander getrennt.
Ein kostenloser Parkplatz nahe des großen Areals war gleich nach unserer Ankunft an diesem Wochentag schnell gefunden und so waren wir sofort mittendrin im Geschehen…
In ganz Fatima dreht sich alles um die drei Hirtenkinder Lúcia dos Santos, Jacinta Marto und Francisco Marto, die im Jahre 1917 bei einer Marienerscheinung in der Cova da Iria eine Botschaft empfangen haben und diese damals nicht veröffentlichen durften. An diesem Ort steht nun die Wallfahrtskirche.
Die Drei Geheimnisse von Fatima wurden lange Zeit von der katholischen Kirche streng gehütet und erst viele Jahre später veröffentlicht. Den genauen Wortlaut gibt es mittlerweile auf der Webseite des Vatikan für jedermann zugänglich: Die Botschaft von Fatima.
Der riesige Vorplatz des Santuário de Fátima, hier rutschen die streng gläubigen Pilger auf Knien bis zum Altar, wo sie von Nonnen empfangen und von einem Priester gesegnet werden. Fotografieren ist hierbei strengstens verboten und das ist auch gut so.
Sehr eng mit der Weissagung unserer lieben Frau von Fatima verknüpft ist das Schicksal des Heiligen Papst Johannes Paul II. Die Kugel aus dem Papstattentat vom 13. Mai 1981 wurde vergoldet und steckt nun in einer Krone zu Ehren der Marienstatue. Der Papst schrieb seine Rettung der Marienerscheinung von Fatima zu, da das Attentat an ihrem Gedenktag geschah. Hinter der Statue sieht man das beeindruckende Kruzifix von Robert Schad.
Szenen aus der Bibel, modern interpretiert an der Außenwand der unscheinbaren Igreja da Santíssima Trindade (deutsch: Kirche der Heiligsten Dreifaltigkeit), der viertgrößten Kirche der Christenheit.
Dieser eher schlichte und sehr moderne Bau aus dem Jahr 2007 liegt direkt gegenüber der älteren Kathedrale Basilica Antiga und hat unglaubliche 9000 Sitzplätze.
Blick auf die Kathedrale Basilica Antiga in Fatima.
Ein Seitenflügel der Kathedrale Basilica Antiga in Fatima.
Die Aussicht von der Kathedrale auf den gewaltigen Vorplatz hinüber zur Dreifaltigkeitskirche.
Leider war das Innere der wunderschönen Kathedrale während unseres Besuches wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.
Wir konnten lediglich in einen Vorraum mit den Gräbern der Hirtenkinder von Fatima.
Unsere Liebe Frau von Fatima, die Statue der Marienerscheinung,
war dafür im Freien aufgebaut.
Stündlich gibt es hier Heilige Messen und Rosenkränze, bei letzterem nahmen wir Platz. Zu den Gebeten des Priesters sang das dünne Stimmchen einer älteren Nonne, natürlich alles auf portugiesisch. Selten habe ich so viele Menschen aus aller Welt so andächtig ruhig erlebt wie in diesem Gottesdienst in Fatima. Ein sehr bewegender Moment für mich und meine Begleitung.
Nach dem Gottesdienst wurde dieser junge afrikanische Pfarrer hinter der Kirche von Gläubigen regelrecht bedrängt ihre Mitbringsel zu segnen.
Unpassend hingegen empfand ich das Verhalten mancher Touristen. Auf dem oberen Bild versucht eine ältere Dame mit ihrem Tablet-PC während der Messe ein Selfie mit der Statue der Madonna von Fatima zu machen. Andere telefonierten mit dem Handy um ihren Lieben zuhause einen Teil der Messe zu übertragen. Das sind die wahren Geiseln der Neuzeit…
Über dem Vorplatz thront eine vergoldete Jesusstatue, darunter befindet sich ein Brunnen. Hier kann sich jeder völlig kostenlos das heilende Wasser von Fatima selbst abzapfen und mit nach Hause nehmen.
Und dann wird natürlich noch geopfert was das Zeug hält. Kerzen in jeder Größe, sowie Nachbildungen von Körperteilen wie Kopf, Arm oder Bein aus Wachs, kann man für ein paar Euro erwerben und dann den gierig lodernden Flammen übergeben…
Die Flammen tanzen, dabei entsteht eine gewaltige Hitze
und schwarzer Rauch steigt weit über Fatima auf.
Eine Kerze normal am Docht anzünden ist hier zwecklos…
…das brennende Inferno verschlingt die Opfergaben in kürzester Zeit.
Für ein Mittagessen in einem der zahlreichen Restaurants im quriligen Zentrum von Fatima waren wir nach unserer ausgiebigen Tour über den großen Platz etwas zu spät dran und so aßen wir wie viele andere Pilger unsere kleine, selbst mitgebrachte Brotzeit bei herrlichem Sonnenschein am Rande des Vorplatzes. Manchmal ist ein Plan B auf Reisen von Vorteil.
Die öffentlichen Toiletten waren übrigens sehr sauber und kostenlos, die gesamte Anlage wurde außerdem behindertengerecht gestaltet. Man ist auf den großen Andrang von Touristen und Wallfahrern bestens vorbereitet.
Danach schlenderten vorbei an den vielen Andenkenläden direkt nebenan. Neben den klassischen Statuen von der Heiligen Jungfrau Maria…
…über Bildnisse von Jesus, Kerzen, Schmuck, Rosenkränze und zahlreichen anderen Devotionalien, gab es natürlich auch Postkarten für die Lieben zuhause.
Und natürlich durfte auch der Kitsch nicht zu kurz kommen, es war für jeden Geschmack etwas dabei. Für mich wäre dieses quietschbunte Madonna allerdings nichts…
Ein letzter Blick auf das Santuário de Fátima…
…und in Erinnerung bleibt ein wunderbar Tag in Portugal,
auch wenn wir für dieses Erlebnis viel im Auto saßen.
Mein Fazit: Fatima ist absolut sehenswert! Nicht nur für streng gläubige Katholiken ist dieser kleine Wallfahrtsort im Herzen Portugals einen Besuch wert. Man bezahlt keinerlei Eintritte und fühlt den Frieden, den dieser besondere Platz ausstrahlt, noch lange nachwirken.
Mit dieser Krippenszene aus Fatima wünsche ich Euch allen Frohe Weihnachten!
Disclaimer: Die komplette Pauschalreise nach Portugal und auch diese Wallfahrt nach Fatima wurde von meiner Freundin und mir geplant und bezahlt. Tolle Tipps für den Aufenthalt haben wir vom Reise Know-How CityGuide Lissabon: Reiseführer mit Faltplan und des Reise Know-How KulturSchock Portugal, vielen Dank dafür an den Reise-Know-How-Verlag. Dennoch ist meine Meinung wie immer offen und ungeschminkt.