[Kino] Mr. Nice

Drogen sind gleichwohl gefährlich wie auch faszinierend, was sie nicht ohne Grund relativ häufig zum Thema von Filmproduktionen macht. Egal ob Komödie, Drama oder Doku, alle Genre haben sich bereits damit beschäftigt. Was kann also ein Film über einen Drogendealer noch Interessantes erzählen?  Schockierendes, Witziges, Menschliches? Bernard Roses Film Mr .Nice versucht sich an einer Mischung aus beiden letzteren.

Howard Marks, die Hauptperson wie auch reale Vorlage, verkörpert einen schlauen, dauerhaft auf Spaß bedachten Menschen. Gut aussehend, immer charmant und gerissen. Chronologisch wird im Film dargestellt, wie er es aus einfachen walisischen Arbeiterverhältnissen durch sein Engagement und seine Intelligenz schließlich bis nach Oxford schafft. Trotz seiner Begabung pflegt er schnell eine innige Beziehung zu (leichten) Drogen, von der er lebtags nicht loskommen wird.  Er wird nicht als Süchtiger dargestellt, er kifft scheinbar aus purem Spaß und dealt für seinen Wunsch nach einem ausschweifenden Lebensstil. So stellt ihn zumindest der Film dar.

So beendet er zwar sein Studium erfolgreich und beginnt als Lehrer zu arbeiten, doch soll dies nicht lange anhalten. Er baut sich nach und nach eines der größten Schmugglerimperien für den Marihuanahandel in Großbritannien auf, bis die Größe seines Einflusses ihm selbst zur Last wird.
In einem Anfall von Größenwahn versucht er seine Geschäfte auch auf die USA auszuweiten. Mit dem Scheitern dieser Aktion ist sein Abstieg vorgezeichnet und entwickelt sich langsam über die folgenden Jahre. Durch eine Mischung aus Glück, Beziehungen und Geschick mogelt er sich noch durchs kommende Verfahren und wird noch vom Geheimdienst gestützt, die Kontakte zur IRA zwecks Bespitzelung zu nutzen.

Von diesem Zeitpunkt bietet der Plot des Films keine überragenden Neuigkeiten mehr, da Marks Leben sich quasi zyklisch wiederholt. Nachdem Tiefpunkt folgt immer wieder eine kurze Phase der Besinnung, danach der vorsichtige Wiederein-/-aufstieg ins Drogengeschäft bis zu einem Höhepunkt, der in einer Katastrophe (z.B.: Verhaftung) endet…
Vor allem gegen Ende wird dann eher die reumütig lernfähige Figur entwickelt, die sich um Frau und Familie kümmert, doch letztendlich kommt man als Zuschauer zu dem Schluss, dass die Einstellungen des Howard Marks zu Drogen und dem Drogengeschäft im Kern kaum verändert sind. Er bleibt das clevere Kind, dass durch Spass und Geld angetrieben wird.

Rein technisch kann der Film gerade am Anfang durch eine ansprechende Ästhetik und vor allem durch die Erzählweise überzeugen. Die Einschränkungen bezüglich der Länge, die sich immer wieder bei Biografieverfilmungen einstellen, begegnet der Regisseur mit einen fragmentarischen Erzählweise. Es werden bewusst von Szene zu Szene Zeitsprünge eingeplant und somit in knappen Versatzstücken aus einer bestimmten Lebensphase erzählt. Das erzeugt eine gewisse Spannung, da der Film und damit seine Darsteller immer eine positive Art Hektik verbreiten. Andererseits passt dies sehr gut zum Film, der den getriebenen auf der sogenannten Überholspur lebenden Drogenhändler zeigt.
Auch visuell wird diese Stimmung gut vermittelt, in dem anscheinend aus der Hand gedreht wurde und die Kamerafahrten immer schnell, nah am Geschehen aber nie künstlich wirken. Nur gegen Ende verschiebt sich dies zusammen mit der Erzählweise etwas zum negativen/langweiligen.

Der Film endet etwas moralisch, findet aber weder eine klare Gegenposition zum Thema Drogen, noch werden diese heroisch überspitzt. Alles in allem grenzt sich der Film insofern von den anderen ab, dass er keine klare Wertung trifft. Er ist zwar erzählerisch wie auch technisch interessant, aber mehr auch nicht. Unterhaltung eben!


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