Kino-Kritik: Verblendung

Verblendung. Verdammnis. Vergebung. Schweden offenbarte mit der Verfilmung der Millenium-Trilogie von Stieg Larsson ihr großes cineastisches Können. Dabei handelte es sich „nur“ um eine TV-Verfilmung, die den Sprung auf die Leinwand schaffte.
2009 kam der Film zum ersten Band heraus, lediglich drei Jahre später beglücken uns die Amerikaner mit ihrem Blick auf Mikael Blomqvist und Lisbeth Salander. Der Sinn eines Remakes, vor allem in so kurzer Zeit hintereinander, ist dünn. Und trotzdem habe ich mich auf Verblendung von David Fincher gefreut. Er war sogar auf Rang 5 meiner persönlichen Erwartungen für 2012. Doch haben sich meine Erwartungen erfüllt oder verflüchtigt, nachdem ich mich in den Kinosessel gequetscht habe?

Mikael Blomqvist (Daniel Craig) ist ein bekannter Wirtschaftsjournalist der Stockholmer Enthüllungszeitschrift Millenium. Doch sein letzter Artikel hatte ein übles Nachspiel vor Gericht und nun steht seine Karriere vor dem Abgrund. Da eröffnet ihm Henrik Vanger (Christopher Plummer) einen verlockenden Fall: Vor vierzig Jahren ist seine Nichte ermordet worden. Und ihr Mörder schickt noch immer jedes Jahr zu seinem Geburtstag gepresste Blumen zu ihm – ein Geschenk, das seine Nichte ihm jeden Geburtstag gemacht hatte.
Doch auf der Suche nach der Wahrheit stößt Michael auf einige Hindernisse und Ungereimtheiten, also engagiert er die junge Ermittlerin Lisbeth Salander (Rooney Mara). Doch sie ist…anders.

Da habe ich den Salat. Erst kürzlich schaffte ich es, mir die komplette, schwedische Trilogie anzusehen. Ich war also vorbelastet. Doch Moment, David Fincher meinte selbst, dass es sich bei seiner Verblendung nicht um ein Remake, sondern um eine Neuinterpretation des Buches handelt. Also scheiß auf die Vorbelastung?
Eindeutig nein! Zwei, drei Jahre sind ein wenig kurzfristig, um ein und denselben Stoff zu verfilmen. Die Stilmittel der Zeit sind unausweichlich der selben Art und bieten wenig Mehrwert. Es kommt also auf die inszenatorischen Fähigkeiten des Regisseurs an. Ich persönlich habe den Salat, weil der diesmalige Kinotrip ein voller Erfolg war. Und ich trotzdem enttäuscht wurde.

Verblendung unterscheidet sich marginal vom schwedischen TV-Pendant. Die Atmosphäre ist ebenso durchdringend, die Geschichte genauso spannend erzählt. Und man erkennt Finchers Handwerk in jeder einzelnen Faser des Films. Verblendung ist ein sehr guter Thriller, wenn er auch nicht an Genrekönige wie beispielsweise Finchers Sieben herankommt. Die einzigen Schwächen liegen im Plot. Aber die besaß die „Konkurrenz“ ja ebenso.

Problematisch wurde mir persönlich meine Erwartungshaltung. Ich habe gehofft, gebangt, gebetet, dass es sich wirklich um eine „Neuinterpretation“ des Buches handelt. Allerdings scheint das leichter gesagt, als gedreht zu sein. Die Unterschiede beider Filme sind im großen Kontext ästhetischer Natur. David Fincher ist ein wenig düsterer, rauer, kälter, dafür hat Niels Arden Oplev das stimmigere Rezept gefunden und profitierte noch ein wenig von der exzellenten Noomi Rapace. Dazu endet der Amerikaner ein wenig anders, als der Schwede, aber selbst das ist nur eine Kleinigkeit im Gesamtbild.
Einzig die Figur der Lisbeth Salander mag unter den Begriff „Neuinterpretation“ fallen. Rooney Mara spielt die vom Schicksal gebeutelte Ermittlerin nicht nur anders, die Figur scheint auch ein wenig anders ausgelegt. Lisbeth ist zerbrechlicher, zierlicher. Einzig die etwas wuchtigere Gangart von Finchers Inszenierung macht diese „Schwäche“ in den entscheidenden Szenen wieder wett. Und doch – sie spielt zwar gut, aber halt leider das Pech gegen Noomi Rapace antreten zu müssen, die den Charakter geprägt hat.
Anders sieht es da beim restlichen Cast aus. Grandios mimt Chrisopher Plummer den verzweifelten Mann, so fadenscheinig wie jeden seiner Charaktere spielt auch Stellan Skarsgård seine Rolle. Und Daniel Craig? Ja, er passt perfekt in die Rolle. Derselbe Schauspieltyp, wie es schon Michael Nyqvist war: ein exzellenter Schauspieler, aber eine Mimik wie ‘n Totempfahl.

Kino-Kritik: VerblendungVerblendung macht mir die Bewertung nicht leicht, denn ein klein wenig enttäuscht bin ich schon worden. Handwerklich wäre der Film 3,5, wenn nicht sogar 4 Sterne wertvoll, aber es fehlt das Gewürz in der Suppe, die mich denselben Driss noch einmal essen lässt. Daher pendel ich mich lieber in der goldenen Mitte ein, aber im Endeffekt muss es natürlich jeder selber erfahren. Wem die andere Fassung nicht gefiel, wird auch hier wenig Spaß haben. Wer nichts gegen verkappte Klone hat, sollte zugreifen. Ansonsten ist meine Bewertung, wie eigentlich jede verdammte Bewertung in diesem verflixt großen Internet oder den unzähligen Presseerzeugnis nur eines: subjektiv.

PS: Da ich auf abgefahren, skurrilen Kram stehe, war das Intro von Verblendung natürlich wie gemacht für mich. Damit auch ihr, wenn ihr euch den Film nicht anschauen solltet, in den Genuss diesen kranken Scheiß kommt, bette ich mal eben das Video hier ein. Nur für euch!


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